Mein Herz schlaegt fur uns beide
im Bett lag, hörte ich, wie Mum und Dad sich wieder stritten. Dad war spät von der Arbeit nach Hause gekommen, und Mum putzte ihn herunter und nannte ihn »selbstsüchtig« und »unkom-irgendwas«. Dann sagte sie: »Meine Arbeit ist genauso wichtig wie deine.«
Das war der Moment, wo Dad anfing, Mum anzubrüllen, und das weckte Rory auf, und er fing an zu weinen.
Mum kam die Treppe hochgerannt, deshalb knipste ich ganz schnell die Schneekugel aus. Mum war schon zweimal da gewesen, um zu sagen, ich solle jetzt schlafen. Sie hatte mir sogar mein Buch weggenommen, aber ich war einfach aus dem Bett gestiegen und hatte mir ein anderes aus dem Regal gezogen. Ich versteckte es unter der Decke und wartete darauf, dass sie wieder nach unten ging.
Ich konnte hören, wie sie sich um Rory bemühte. Ich konnte sie sagen hören: »Ist schon gut, Rory, Mummy und Dad waren das nicht, die da geschrien haben, das war nur das Fernsehen.«
Jetzt tut Mum also so, als ob sie glücklich wäre. Ich muss so tun, als ob ich nicht traurig wäre, und mein kleiner Bruder muss so tun, als ob meine Eltern sich nicht anschrien.
Ich hörte noch eine Weile zu, und dann spürte ich, dass ich gleich einschlafen würde, als ich ein Knacken hörte.
Stimme: Schon wieder Nudelauflauf?
Das war eins meiner Lieblingsessen, aber Laura hatte es gehasst. Sie sagte, es sähe aus wie Hundekotze.
Ich: Hasst du das noch immer?
Stimme: Ich werde es immer hassen.
Ich: In alle Ewigkeit.
Stimme: In alle, alle Ewigkeit.
Ich: Glaubst du, Mum und Dad werden aufhören, sich zu streiten?
Stimme: Ich hoffe.
Ich: Ich auch. Sie haben sich doch früher nicht gestritten, oder?
Stimme: Das einzige Mal, dass ich Mum habe schreien hören, war, als ich eines Morgens einen Milchkarton in ihre Aktentasche ausgeschüttet hatte, weil ich nicht wollte, dass sie zur Arbeit ging.
Das hatte ich total vergessen.
Ich: Ja, und ihre Tasche hat danach wirklich gestunken.
Wir lachten beide.
Stimme: Ach, und erinnerst du dich, sie hatten irgendwie Streit, als Dad sich auf der Rückreise aus den Ferien so total verfahren hat und niemanden nach der Richtung fragen wollte.
Ich: Und als uns fast das Benzin ausgegangen wäre.
Das war auf dem Rückweg von unserem ersten Campingurlaub, und Dad hielt es für eine richtig gute Idee, Opa in seinem Cottage zu besuchen. Wir waren noch nie da gewesen, deshalb freuten Laura und ich uns wahnsinnig auf das kleine Steinhaus an dem Sandstrand. Wir konnten es gar nicht erwarten, zu Opa zu kommen, aber Dad bog irgendwo falsch ab, und wir fuhren stundenlang eine richtig kurvige Straße entlang. Sie war so kurvig und dreherig, dass es Mum und Laura schrecklich schlecht wurde und …
Stimme: Du weißt doch … du bist keine totale Loserin.
Ich lächelte.
Stimme: Es ist bloß, dass du so eine Loserin total gut nachmachen kannst.
Wir lachten beide, und an diesem Abend schlief ich dann ganz schnell ein, ohne zu weinen oder so.
Am nächsten Morgen kam ich die Treppe hinunter und sah die neuen Schuhe, die auf mich warteten. Ich fand sie blöd, ich wollte sie nicht haben. Mum hatte mir gesagt, dass sie mir ein neues Paar kaufen würde. Sie sagte, ich könne meine Füße nicht länger in die alten Schuhe quetschen. Sie sagte, sie hätte ein Paar gesehen, das perfekt war und das mir richtig gut gefallen würde. Aber das war nicht so. Ich fand sie schrecklich. Zum einen hatten sie Schnürsenkel und Laura hasste Schnürsenkel. Ich hob den Karton auf und schob ihn in den Schrank unter der Treppe, und da konnten sie dann bei all den anderen Sachen, die wir blöd fanden oder nicht gewollt hatten, liegen.
Beim Frühstück
Ich: Wo sind Mum und Rory?
Dad schaute von seiner Zeitung auf.
Dad: Mum bringt ihn in den Kindergarten.
Ich: Aber wir hatten doch ausgemacht, zusammen zur Schule zu gehen. Ich will nicht wieder allein gehen müssen.
Dad legte seinen Toast hin.
Dad: Warum gehen wir dann nicht zusammen den Hügel hoch?
Dad hatte mich noch nie zur Schule gebracht. Er hatte immer viel zu viel zu tun und war in zu großer Eile. Er musste immer in die Uni gehen und Experimente machen. Er hatte immer etwas Wichtigeres vor. Ich schaute zu Rascoe hinüber.
Ich: Können wir Rascoe mitnehmen?
Dad schüttelte den Kopf.
Dad: Ich kann Rascoe nicht mit zur Arbeit nehmen.
Rascoe sah furchtbar traurig aus, aber Dad hatte recht, man kann einen Hund nicht mit in ein wissenschaftliches Labor nehmen.
Ich: Lässt du heute etwas explodieren?
Er lachte.
Ich hatte
Weitere Kostenlose Bücher