Mein Herz schlaegt fur uns beide
mir auf, dass Greta wirklich zu fast allen auf der ganzen Schule mies und fies gewesen war. Ich wollte weg von der grausigen Greta und von allen, die meine blöden Geschichten gehört hatten. Deshalb rannte ich zu den Toiletten. Ich setzte mich in eine Kabine und versuchte, die Seiten im Buch glatt zu streichen. Es war ein bisschen zerknautscht, und einige Pailletten waren abgegangen, aber es war gerettet, und ich drückte es an meine Brust. Es war gerettet. Es war wirklich gerettet.
Ich hörte, dass jemand hereinkam, und dann wurde laut an meine Zellentür geklopft. Ich schaute nach unten und erkannte sofort die Schuhe, die ich durch den Türspalt sehen konnte.
Lexi: Na?
Ich öffnete ihr die Tür, und bevor ich überhaupt irgendetwas sagen konnte, zwängte sie sich zu mir herein und schloss die Tür hinter sich.
Ich: Danke.
Lexi: Die war gut, weißt du. Die Geschichte. Hast du dir die ausgedacht?
Ich: Wie hast du das gemacht? Das war ganz schön cool.
Lexi: Ich weiß nicht. Wahrscheinlich kann ich gut werfen und laufen und fangen und so was. Dad sagt übrigens immer, dass ich dafür (sie tippte sich an den Kopf) eine brillante Augen-Hand-Koordination habe. Und so was ist gut, weißt du, für Sport und so.
Dann bückte sie sich, um ihre Schnürsenkel zu binden. Ich sah, wie sie eine Schlinge machte und dann aufhörte. Dann versuchte sie es mit zwei Schlingen, aber die gingen wieder auf. Sie machte noch einen Versuch und legte eine Schlinge um die andere, doch als beide aufgingen, seufzte sie. Sie schien die Schlingen nicht in den Griff zu bekommen oder ihre Finger wollten nicht gehorchen. Es sah so aus, als ob sie das noch nie gemacht hätte. Ich dachte an meine neuen Schulschuhe und daran, wie sehr Laura die Schnürsenkel gehasst hätte. Ich weiß nicht, warum, aber diesmal wurde ich nicht sauer. Als ich sah, wie Lexi ihre Finger fast miteinander verknotete, genauso wie Laura das auch immer gemacht hatte, musste ich lächeln.
Lexi: Ach! Ich hasse diese blöden Schuhe!
Und dann schaute sie zu mir hoch, ein bisschen so wie Rory, und dann, aus irgendeinem Grund, legte ich das Supergeheime Buch hin, bückte mich und band für sie die Schnürsenkel. Ihr Gesicht war so dicht vor meinem, dass ich ihren Atem auf meiner Wange spürte. Es war so nah, dass ich sehen konnte, dass sie Hunderte von Sommersprossen im Gesicht hatte. Es sah aus, als ob sie mit einem winzigen braunen Pinsel bemalt worden wäre. Ihr Auge, das eine, das ich sehen konnte, war gar nicht blau. Ich hatte so eine Farbe noch nie gesehen. Es war wie das Meer, wie ein Edelstein, wie Mums Lieblingshalskette. Es war die schönste Farbe, die ich je gesehen hatte. Sie funkelte und glitzerte.
Als Lexi sich eine rote Haarsträhne hinter das Ohr schob, sah ich unter ihrer Augenklappe eine winzige rötliche Narbe. Dann hörten wir eine Tür, die sich öffnete, und das Geräusch von erwachsenen Schuhen.
Miss Cauber: Mädchen? Was ist hier los?
Sie hörte sich wirklich sauer an. Lexi und ich standen auf, öffneten die Tür und kamen heraus. Miss Cauber stand mit ihrem ernsthaft wütenden Gesicht bei den Waschbecken.
Miss Cauber: Na, Lexi, ich weiß ja nicht, was du auf deiner letzten Schule alles durftest, aber hier auf St. Thomas bewerfen wir andere Kinder nicht mit Bällen. Wir kommen nicht zum Unterricht, wenn es uns gerade passt. Wir bleiben nicht so lange auf der Toilette, wie wir Lust haben. Wir …
Plötzlich brach Lexi in Tränen aus. Richtig laute, heulende Jetzt-bin-ich-gefallen-und-hab-mir-den-Knöchel-gebrochen-Tränen. Miss Cauber schnappte nach Luft.
Miss Cauber: Ach, Lexi. Es tut mir so leid. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Emma, alles in Ordnung bei dir? Du siehst so aufgeregt aus.
Lexi schluchzte noch einmal laut auf und Miss Cauber bückte sich und legte ihr den Arm um die Schultern.
Miss Cauber: Würdest du gern ein Glas Wasser trinken?
Lexi weinte noch immer, drückte ihr Gesicht gegen Miss Caubers Seite, doch als sie zusammen die Toiletten verließen, drehte Lexi sich zu mir um, lächelte und zwinkerte mir mit ihrem einen funkelnden Auge zu.
❊ ❊ ❊
Nach der Schule legte ich als Erstes das Supergeheime Buch zurück an seine Supergeheime Stelle. Als ich wieder nach unten kam, packte Mum ihre Einkäufe aus, und sie fragte, wie mein Tag gewesen sei. Ich erzählte ihr nichts über Lexi oder darüber, was mit Greta passiert war, aber als ich sah, wie sie einen großen grünen Salatkopf auspackte, kicherte ich.
Mum: Na,
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