Mein Herz tanzt Tango
bedauerte ehrlich, dass Daltons Vater krank war, doch gleichzeitig war sie froh, dass Dalton die Wahrheit gesagt hatte. Nicht, dass sie ihm misstraute. Oder doch? Aber nein, wahrscheinlich waren es eher ihre eigenen Gefühle, denen sie misstraute.
„Also? Stimmt es jetzt oder nicht?“ Frank lehnte sich vor. „Ich kann ein Geheimnis für mich behalten. Haben Sie und Dalton eine heiße Affäre?“
„Mr. Loveaux!“ Rose nahm ihre Geldbörse aus der Handtasche, warf einen Zehn-Dollar-Schein auf den Tisch und stand auf.
„Verzeihung, Verzeihung. Ich wollte Sie nicht beleidigen. Nur, wenn Mona und Alice sich nicht bald wieder vertragen, weiß ich nicht, was wir tun sollen.“
„Mr. Loveaux, ich habe bereits versprochen, Ihnen bei der Misswahl zu helfen. Und um das einmal festzuhalten: Dalton und ich haben keine Affäre. Wir sind nur Freunde.“
„Natürlich. Tut mir leid.“ Frank machte eine entschuldigende Handbewegung. „Normalerweise kann man sich auf Alice als Quelle hundertprozentig verlassen. Aber in diesem Fall muss sie sich geirrt haben.“
Auf dem Weg zurück ins Tanzstudio versuchte Rose, sich auf den traumhaft schönen Frühlingstag zu konzentrieren. Auf die Fassaden aus roten Ziegeln, die roten und gelben Tulpen am Gehsteigrand und den Lärm einer Gruppe von Kindergartenkindern auf einem Ausflug. Anna würde auch bald ihren ersten Schulausflug mit der neuen Klasse machen.
Rose versuchte ernsthaft, an all das zu denken, doch in ihrem Kopf hatte nur der Gedanke daran Platz, wie rasch und ohne nachzudenken sie jede Beziehung zu Dalton abgestritten hatte.
Schließlich hatte sie einen guten Teil des vergangenen Abends damit verbracht, diesen Mann zu küssen und ihm ihr Herz auszuschütten. Sie fand seine scharf geschnittenen Gesichtszüge und seine breiten Schultern attraktiv und bewunderte das Talent, das er im Umgang mit Anna bewies. Wenn das alles zusammen nicht bedeutete, dass sie sich verliebt hatte, was dann? Aber wieso konnte sie dann nicht …
„Hallo, Miss Rose!“ Samantha, die an ihrer Ballettklasse am Dienstagnachmittag teilnahm, winkte ihr aus der Menge der Kindergartenkinder zu.
„Hallo, Sam. Macht ihr einen Ausflug?“
„Ja, wir besichtigen das Feuerwehrhaus.“
„Klingt interessant.“
Rose hätte sich eigentlich darüber freuen müssen, dass sie in der Stadt langsam so heimisch war, dass sie auf der Straße Menschen traf, die sie kannte. Doch der unbestimmte Schmerz in ihrer Brust blieb.
Weil es ein Risiko darstellte, sich in Dalton Montgomery zu verlieben. Aber je länger sie ihn kannte, desto mehr empfand sie für ihn.
Sie war verwirrt, doch sie musste sich ihren Problemen stellen. Wenn sie eines aus dem frühen Tod ihres Mannes gelernt hatte, dann war es, für ihre Wünsche zu kämpfen. Und in einer einsamen, geheimen Ecke ihres Herzens wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in Dalton einen Freund, Vertrauten und vielleicht sogar Partner zu finden.
„Sie schon wieder“, brummte der Wachmann in der Lobby von Daltons Bank, in die sich Rose etwas später am Nachmittag schließlich wagte.
„Bitte?“, fragte sie, überrascht von der unfreundlichen Begrüßung.
„Ich habe Schwierigkeiten bekommen, als Sie mir letztens entwischt sind. In den ersten Stock dürfen nur Personen, die einen Termin haben.“
„Oh.“ Ungerührt durchquerte sie den Raum Richtung Treppe.
„Und?“
„Und … was?“
„Haben Sie einen Termin?“
„Selbstverständlich.“
„Bei wem?“, bohrte der Mann nach, während Rose zielstrebig die Treppe hinaufmarschierte.
„Bei Dalton Montgomery.“
„Ich glaube, er hat eine Besprechung.“
„Und ich glaube …“
„Bradley, ich übernehme das.“ Dalton, unbeschreiblich attraktiv in einem dunklen Anzug mit einem kobaltblauen Hemd, das genau zur Farbe seiner Augen passte, tauchte am oberen Ende der Treppe auf.
Roses Puls ging schneller.
„Wie schön, dass du da bist“, sagte Dalton.
Ebenfalls.
Er legte ihr fürsorglich den Arm um die Taille und schob sie vor sich her in sein Büro.
„Schicker Anzug“, lobte Rose, rückte ihm die Krawatte gerade und zupfte ihm eine Fussel vom rechten Kragen.
Während Dalton darüber nachdachte, was er Intelligentes sagen konnte, warf sie ihm ihr strahlendes Lächeln zu, das bestimmt sogar Eisberge zum Schmelzen bringen konnte. Sie stellte die mitgebrachte, anscheinend ziemlich schwere Papiertüte auf seinem Schreibtisch ab und drehte sich einige Male elegant um die eigene Achse, bevor sie
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