Mein Herz tanzt Tango
ihnen knisterte es spürbar, und ihr Tanz gelang besser als je zuvor. Obwohl es sich nur um eine Probe handelte, waren Daltons Tanzschritte absolut fehlerfrei.
Doch als der letzte Ton verklang, flüchtete er hastig von der Bühne. Noch bevor Rose mit ihm sprechen konnte, war er im Schutz einer Menge von fünfzehn kleinen Tänzerinnen und zwanzig Misswahl-Kandidatinnen verschwunden.
„Mommy?“
„Hallo, Kleine“, sagte Rose. „Du warst großartig. Und du auch“, fügte sie, an Annas Freundin Becca gewandt, hinzu. „Ich bin stolz auf euch beide!“
„Mommy, darf ich heute bei Becca schlafen? Bitte, bitte, darf ich?“
„Mal sehen. Ich muss zuerst mit Beccas Mutter darüber sprechen.“
Zehn Minuten später war alles geklärt, und Rose hatte sich von ihrer Tochter verabschiedet. Zeit, sich auf die Suche nach Frank zu machen. Sie hoffte, ihn in der Kantine zu finden. Tatsächlich hatte sie richtig getippt.
„Hallo, Mrs. Vasquez. Sie und Dalton haben eine tolle Vorstellung geliefert, gratuliere!“
„Danke.“
„Möchten Sie etwas trinken?“
„Nein, vielen Dank. Würden Sie mir vielleicht einen anderen Gefallen tun?“
„Sicher, wenn ich kann.“
„Ich habe etwas Dringendes mit Dalton zu besprechen, aber sein Handy ist ausgeschaltet. Sie haben nicht zufällig seine Adresse?“
„Seine Postadresse kenne ich nicht, aber wenn Sie wollen, kann ich Ihnen den Weg zu seinem Haus beschreiben.“
„Das wäre toll.“
Rose musste sich beim Autofahren voll konzentrieren. Es regnete stark, und die Nacht war außergewöhnlich dunkel. Sie konnte nur hoffen, dass sie Daltons Haus anhand von Franks Beschreibung finden würde.
Endlich stand sie vor einem Anwesen, das – soweit sie sehen konnte – in etwa der Vorstellung entsprach, die Frank ihr davon vermittelt hatte. Unsicher bog sie in die Auffahrt ein. Diese Villa schien groß genug für eine achtköpfige Familie zu sein. Wenn Dalton tatsächlich hier wohnte, konnte sie nur für ihn hoffen, dass er sich nicht verlief.
Nur hinter einem einzigen Fenster brannte Licht. Daltons Wagen war nirgends zu sehen. Aber wenn das Daltons Haus war, stand er bei diesem Regen bestimmt in der Garage.
Rose hielt den Wagen an, stieg aus und ging die drei Stufen zur Eingangstür hinauf. Bevor sie sich traute zu klingen, musste sie ein paar Mal tief durchatmen.
Als sich auf ihr Klingeln hin nichts rührte, probierte sie es noch einmal.
Sie hatte schon aufgegeben und war wieder auf dem Weg zurück zu ihrem Wagen, als sich die Haustür plötzlich doch noch öffnete. Im Türrahmen stand Dalton. Er trug nur Jeans und kein Oberteil. Ohne ein Wort zu sagen, forderte er Rose mit einer Handbewegung auf einzutreten.
Krampfhaft bemüht, Dalton nicht anzustarren, betrachtete Rose stattdessen den Flur, der eher einer Eingangshalle glich. Eine breite Treppe aus weißem Marmor führte auf eine Galerie im Obergeschoss, die einer Braut im weißen Kleid einen großartigen Auftritt bieten würde. Rechts gegenüber befand sich ein riesiges Esszimmer. Das ganze Haus wirkte leer und unbelebt.
„Wo ist Anna?“, fragte Dalton schließlich.
„Sie übernachtet bei ihrer Freundin Becca.“
Er nickte. „Deine Tanzschülerinnen haben einen tollen Auftritt hingelegt.“
„Das fand ich auch. Aber alle anderen auch. Ich hatte nicht erwartet, dass diese Misswahl eine so aufwändige Veranstaltung ist!“
„Warum bist du gekommen?“
„Das weiß ich selber nicht so genau.“ Sie wagte sich an Dalton vorbei ins Wohnzimmer. Der Kamin darin sah aus, als wäre er noch nie benutzt worden, die Wände waren kahl. Dahinter lag eine riesige Küche, die ebenfalls leer wirkte.
„Hast du oft Gäste?“, fragte Rose, während sie eine halb tote Topfpflanze zum Waschbecken trug, um ihr Wasser zu geben.
„Ich bin so selten hier wie möglich. Das Haus ist nicht mein Stil.“
„Warum hast du es dann gekauft?“
„Irgendwo muss ich ja wohnen. Dieses Haus ist so gut oder schlecht wie jedes andere auch.“
„Ich habe Hunger“, erklärte Rose und öffnete den Kühlschrank. Wenig überraschend war er so leer wie ein Freibad im Dezember. „Hm, aufregend. Ketchup, Senf, Essiggurken und Oliven.“
„In dem Klappfach in der Tür habe ich noch drei Eier“, bemerkte Dalton. „Wann sagst du mir, warum du hier bist?“
„Ich bin hier, weil ich mit dir zusammen sein möchte. Du bist mein Freund, und diese Wand, die du zwischen uns aufgebaut hast, finde ich belastend.“
„Ich habe keine Wand
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