Mein Herz tanzt Tango
schäumte vor Wut. Glücklicherweise hatten sie Anna schon vor einiger Zeit ins Bett gebracht.
„Wenn ich gewusst hätte, wie sehr dich das aufregt, hätte ich es überhaupt nicht erwähnt.“ Sie streichelte ihm übers Haar. „Lach einfach darüber. Das Ganze klingt doch wie aus dem vorvorigen Jahrhundert, als es noch arrangierte Hochzeiten gab.“
„Ich gehe jetzt zu meinem Vater. Ich muss mit ihm sprechen. Das muss sofort aufhören!“ Dalton sprang auf.
Rose stand ebenfalls auf und drückte ihn zurück aufs Sofa. „Bleib hier. Streiten ist doch keine Lösung. Viel besser wäre es, wenn du deinem Vater beweist, dass du beides haben kannst: ein erfolgreiches Berufs- und ein glückliches Privatleben.“
„Und haben wir beide das?“, fragte Dalton, während er Rose mit den Fingerspitzen über die Wange strich. „Ein glückliches Privatleben?“
„Ich bin glücklicher, wenn du hier bist“, antwortete Rose. „Und Anna auch.“ Sie sah ihm in die Augen. „Und was ist mit dir?“
„Oh ja. Mit euch bin ich glücklich.“ Er nahm ihre Hand. Wie üblich ignorierte er den Hauch von Zweifel, den er im Innersten noch immer verspürte. Hier und heute war er glücklich, zumindest so viel war sicher. „Nur im Büro, da bin ich alles andere als glücklich.“
„Und was willst du dagegen unternehmen?“
„Was schon? Wenn ich die Bank verlasse, bekommt mein Vater wahrscheinlich einen tödlichen Herzinfarkt. Wenn ich dort bleibe, kippe ich vermutlich mit vierzig selber um. Wenn ich dich aufgebe, ist meine Familie bestimmt froh. Aber ich bin süchtig nach dir.“
Rose zog die Beine an, schmiegte sich an ihn und legte ihm den Kopf auf den Schoß. „Soso, süchtig. Und ich bin süchtig nach Schokoladenkuchen.“ Sie zwinkerte Dalton zu.
Er schüttelte unwillig den Kopf. „Das meine ich ernst.“
„Das sehe ich, aber ich verstehe nicht, wo das Problem liegt.“
Dalton lachte ironisch. „Du bist eine fantastische Frau, und du hast eine wundervolle kleine Tochter, die dich braucht. Du kannst dich nicht auch noch um einen Problemfall wie mich kümmern.“
„Solltest du diese Entscheidung nicht besser mir überlassen?“
„Warum habe ich nur das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst?“, fragte Rose Dalton bei der Kostümprobe zur Misswahl hinter der Bühne.
„Keine Ahnung“, log Dalton und zerrte unbehaglich an der roten Seidenkrawatte, die Alice ihn gezwungen hatte, zu tragen.
„Sieht toll aus“, lobte Frank Loveaux, der zwei große Platten Sandwiches schleppte, im Vorbeigehen.
Dalton rollte die Augen. „Ja, super. Ich komme mir vor wie eine Mischung aus Amor und einem Bestattungsunternehmer.“
„Das stimmt überhaupt nicht“, tröstete ihn Rose. „Du siehst wirklich gut aus.“ Sie hoffte, die Spannung zwischen ihnen lösen zu können. Warum, wusste sie auch nicht genau. Schließlich hatte er selbst gesagt, dass er nicht der richtige Mann für sie war. Nüchtern betrachtet stimmte das wahrscheinlich sogar, aber ihr Herz sagte ihr etwas anderes.
Sie versuchte, ihre Zweifel beiseite zu schieben, und wollte Dalton umarmen, wie sie es schon so oft getan hatte. Doch er wandte sich ab und gab vor, sich mit dem Ablaufplan für die Kostümprobe zu beschäftigen, der hinter ihm an der Wand hing.
„Wir sind gleich dran.“
Rose, die mit den Tränen kämpfte, sagte nur: „Hm.“ Dalton war ein besonderer Mensch. Anna liebte ihn schon jetzt. Und auch sie war kurz davor, sich in ihn zu verlieben. Aber er schien das nicht zu wollen. Warum konnten sie es nicht einfach miteinander versuchen? „Dalton?“
„Was?“ Er warf ihr einen kühlen, distanzierten Blick zu, als hätte er bereits mit ihr abgeschlossen.
„Nichts, ich …“
„Rose!“, rief Alice seitlich von der Bühne. „Du und deine Kleinen sind dran!“
Die Bühne wurde in gleißendes Scheinwerferlicht getaucht. Fünfzehn kleine Mädchen in orangefarbenen Kleidern hopsten herein, gefolgt von Rose, die zusammen mit ihren Schützlingen tanzte. Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und zwang sich dazu, nicht in den Seitengang nach hinten zu schielen, obwohl sie nur zu gern gewusst hätte, ob Dalton ihren Auftritt verfolgte.
Viel zu schnell war die Vorstellung der kleinen Tänzerinnen beendet, und Rose stand allein im Scheinwerferlicht. Tangomusik setzte ein, und Dalton betrat von rechts die Bühne.
Er reichte ihr die Hand wie ein perfekter Gentleman. Auch wenn er es vermied, sie anzusehen: Sein Körper konnte nicht lügen. Zwischen
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