Mein Herz tanzt Tango
unterbrach er sie und riss sich los. „Ich muss zuerst noch die Küche fertig aufräumen. Ich beende nämlich immer, was ich beginne.“
„Toll“, lobte Rose ironisch. Sie setzte sich allein auf die Couch und klopfte einladend auf das Polster neben sich. „Komm lieber her und setz dich zu mir.“
„Aber ich muss doch noch …“
„Puh, bist du eigensinnig. Jetzt tu mir den Gefallen, und hör mir ein paar Minuten lang zu“, bat sie. „Danach kannst du meinetwegen auch noch die Schränke putzen und den Boden mit einer Zahnbürste scheuern.“
„Okay“, lenkte Dalton schließlich ein und setzte sich so weit entfernt von Rose, wie es ging, auf die Couch. Warum konnte er ihr nicht einfach sagen, was Sache war? Wieso zögerte er das Unvermeidliche immer weiter hinaus? „Und, was soll ich jetzt tun?“
„Leg deinen Kopf auf meinen Schoß.“
„Mit Anna im Nebenzimmer?“
„Glaub mir, diesen Film habe ich schon dreißigmal gehört und gesehen. Wir sind noch mindestens eine Viertelstunde ungestört. Also, leg dich hin.“
Um Zeit zu schinden, weil er noch immer nicht den Mut fand, endlich Schluss zu machen, gehorchte er.
Zärtlich massierte Rose mit den Fingern seine Schläfen. „Jetzt möchte ich, dass du atmest.“
„Das tue ich doch. Sonst wäre ich wohl kaum noch am Leben.“
„Nein, ich meine richtig atmen. Von hier aus.“ Sie legte die Hände auf seinen Bauch. Die Wärme ihrer Berührung erweckte einen Teil seines Körpers, den er mit viel Willenskraft wieder zurück in den Schlaf versetzen musste.
„Entschuldige bitte, aber ich habe das Gefühl, dass du hier etwas beginnst, das du nicht zu Ende bringen kannst.“
„Sei ruhig und vergiss die schmutzigen Gedanken. Atme lieber tief.“
„Das habe ich doch schon.“
„Dann mach es noch einmal.“
Dalton erfüllte ihr den Wunsch. Wieder massierte sie seine Schläfen. „Und jetzt denk so weit zurück, wie du kannst, und sag mir, was dein erster Traum war.“
„Das ist einfach: Ich wollte Jodie Foster küssen. Sie war so süß in diesen Disney-Filmen damals!“, antwortete er mit einem Augenzwinkern.
Lachend schüttelte Rose den Kopf: „Sosehr ich Jodie Foster als Schauspielerin auch schätze – das war nicht die Antwort, die ich erwartet habe. Versuch es noch einmal.“
„Ich weiß nicht, was für eine Art Traum du meinst.“
„Einen beruflichen. Was wolltest du als Kind werden, wenn du groß bist?“
„Erst Astronaut, später wollte ich dann Jodie heiraten.“
„Ich werde den zweiten Teil dieser Antwort ignorieren, aber der erste war schon recht gut. Was wolltest du sonst noch werden?“
„Konditor. Wir hatten einen sehr guten. Und wenn ihm etwas danebenging, dann durfte ich diese Unfälle immer essen.“
„Deine Familie hatte ihren eigenen Konditor?“, fragte Rose ungläubig. Einen solchen Reichtum konnte sie sich kaum vorstellen. Nicht, dass sie Dalton beneidete. Ganz im Gegenteil. Wenn sie sah, was all das Geld aus ihm gemacht hatte, tat er ihr eigentlich leid.
„Nun ja, nicht ganz. Er war nur drei Tage die Woche bei uns. Noch mehr Kuchen und Torten konnte eine einzige Familie einfach nicht essen.“
„Okay. Hattest du noch andere Berufswünsche?“
„Ja, Gärtner. Andrew machte wundervolle Formschnittskulpturen. Seine Löwengruppe aus Buchsbaum im Formengarten meiner Eltern gehört zum Schönsten, was ich je gesehen habe. Und ich bin weit gereist.“
„Sehr gut. Jetzt machen wir Fortschritte. Noch etwas?“
„Chauffeur. Charles hat die Hälfte seiner Arbeitszeit damit verbracht, mit tollen Autos umherzufahren, und die andere Hälfte damit, sie zu pflegen. Gibt es etwas Besseres, als dafür bezahlt zu werden, mit Autos zu spielen?“
„Klingt gut.“ Rose strich ihm eine Strähne aus der Stirn. „War das alles?“
„Ja, was meine Kindheit betrifft. Im College hatte ich dann eine künstlerische Phase, aber hat die nicht jeder?“
„Nein, glaube ich nicht. Meine Brüder haben jedenfalls alle handwerkliche Ausbildungen gemacht. Sie arbeiten gerne mit ihren Händen. Aber nach dem, was du gerade über deine Berufswünsche erzählt hast, könnte das auch auf dich zutreffen.“
„Besonders, wenn ich in deiner Nähe bin.“
„Das meine ich ernst“, stellte Rose klar und deutete auf die Skulptur, die Dalton von ihr geschaffen hatte. „Schau, wie überwältigend dein Werk ist. Du hast großes Talent, und es wäre schade, wenn du es verschwenden würdest.“ Sie legte ihre Hände auf seine Brust: „Du
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