Mein Herz tanzt Tango
ganz, was du meinst.“
„Mich interessiert, ob du glücklich bist, mein Junge. Ob es dir Freude macht, eine der erfolgreichsten und lukrativsten privaten Finanz-Institutionen in diesem Teil der Welt zu leiten.“
Was hätte Dalton dafür gegeben, die Wahrheit sagen zu dürfen! Doch dafür eine weitere Herzattacke seines Vaters zu riskieren, dieser Preis war zu hoch. „Natürlich bin ich glücklich, Dad, warum auch nicht?“
9. KAPITEL
Am Montagmorgen um elf Uhr war Dalton an seinem Schreibtisch so tief hinter Akten vergraben, dass man einen Schneepflug benötigt hätte, um zu ihm durchzudringen. Trotzdem war er eigentlich ganz froh, sich hinter der Arbeit verstecken zu können, denn die Alternative – seine Beziehung zu Rose zu beenden – war noch sehr viel schlimmer.
„Mr. Montgomery?“, meldete sich seine Sekretärin Joan über die Gegensprechanlage. „Mrs. Vasquez ist hier.“
„Schicken Sie sie herein.“ Er strich sich mit den Händen über die unrasierten Wangen und stand auf. Was sollte er nur sagen? War es jetzt Zeit, Abschied zu nehmen? Oder sollte er besser warten, bis sie sich in einer angenehmeren, freundlicheren Umgebung als seinem Büro befanden?
Als Rose den Raum betrat, war es, als würde die Sonne hinter einer Wolke hervorkommen. Sie lächelte, doch als sie die Falten auf Daltons Stirn sah, wurde sie ernst. „Oje, mein Schatz. Du siehst ja schrecklich aus!“ Sie legte ihm die Arme um die Taille und umarmte ihn. „Es tut mir so leid! Wie geht es deinem Vater? Wird er wieder gesund? Ich habe auf deinen Anruf gewartet, aber als ich nichts von dir gehört habe, musste ich einfach kommen!“
„Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?“
„Ich war zuerst im Krankenhaus. Deine Mutter hat mir verraten, wo ich dich finde. Aber sie sah so schlecht aus, dass ich mich nicht getraut habe, sie nach deinem Vater zu fragen. Also, wie steht es um ihn?“
Dalton setzte sich wieder in seinen ledernen Chefsessel, bevor er antwortete. „Er hatte eine Notfall-Bypass-Operation, aber die Ärzte glauben, dass er wieder in Ordnung kommt. Jedenfalls wenn er in Zukunft auf Sahnesoßen, Bourbon und Zigarren verzichtet.“
„Was für ein Jammer!“ Rose rümpfte die Nase. „Das sind so ziemlich alle schönen Dinge im Leben.“ Sie bahnte sich mit dem Arm einen Weg durch das Aktendickicht auf Daltons Schreibtisch und ergriff seine Hand. „Du solltest zu Hause im Bett sein und schlafen. Oder noch besser bei mir zu Hause im Bett sein und schlafen.“
Schon beim Gedanken an das weiche, kuschelige Bett von Rose musste er gähnen. „So verlockend das auch klingt, ich habe noch viel zu erledigen.“
„Kann ich irgendetwas für dich tun?“ Sie verließ ihren Stuhl, um sich auf seinen Schoß zu setzen. Rose trug ein leichtes, lavendelfarbenes Sommerkleid, das mit weißer Spitze besetzt war, die sich wundervoll gegen ihre gebräunte Haut abhob.
Ohne Zweifel war sie die hinreißendste Frau der Welt. Und er war noch nie so entschlossen gewesen zu tun, was getan werden musste. Sie und Anna verdienten einen Mann, der nur für sie lebte. Sein Vater hatte beschlossen, sofort nach dem Ende seines Krankenhausaufenthalts seinen Rückzug ins Privatleben bekanntzugeben und Dalton zu seinem Nachfolger zu ernennen.
„Ich wünschte, du könntest …“
„Darf ich dir wenigstens ein Abendessen kochen?“
Nichts lieber als das, aber durfte er das Risiko eingehen, noch mehr Zeit mit ihr zu verbringen? Andererseits war ihre Wohnung wahrscheinlich der beste Ort, um ihr seine Entscheidung mitzuteilen. Er würde es ihr leicht machen, ihr erklären, warum sie und Anna ohne ihn viel besser dran waren.
„Dalton? Abendessen?“
„Ähm, klingt toll, aber ich muss zu meinem Vater ins Krankenhaus.“
„Natürlich musst du ihn besuchen, aber du hast doch hoffentlich nicht vor, die Nacht dort zu verbringen?“
„Nein, aber …“
„Dann sind wir uns ja einig. Anna und ich erwarten dich gegen acht. So müsstest du eigentlich genug Zeit für deinen Vater haben. Oder willst du lieber erst später kommen? Dabei fällt mir ein: Bring doch deine Mutter mit! Ich würde mich gerne einmal richtig mit ihr unterhalten, und der Szenenwechsel würde ihr bestimmt guttun.“
„Rose, ich …“
„Ich weiß, du hast viel zu tun.“ Sie gab ihm einen Kuss. Weder einen leidenschaftlichen noch einen beiläufigen. Eher einen, wie er bei einem glücklich verheirateten Paar stattfand. Ein Kuss, in dem Liebe, Respekt und Fürsorge
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