Mein Herz und deine Krone
dass ich wirklich keine Zeit hatte, viel über dich nachzudenken. Und dann, als Adam da war …“
Holly blieb stehen, wandte den Kopf, und das wehe, zärtliche Lächeln auf ihren Lippen ließ ihm den Atem stocken. Andreas machte sich keine Illusionen darüber, wem es galt. Nicht ihm, sondern seinem Sohn, den er nie kennengelernt hatte.
„Er hat jede freie Minute meiner Tage und Nächte beansprucht, und ich bin für jede Sekunde dankbar, die ich ihn in meinen Armen halten, versorgen und lieben durfte. Und nach seinem Tod …“ Sie schluckte heftig. „Danach gab es nichts und niemand mehr, der mir noch etwas bedeutet hätte.“ Damit wandte sie sich wieder ab und ging weiter.
Andreas versuchte sich vorzustellen, wie diese Zeit für sie gewesen sein musste. Er hatte noch nie etwas mit Babys zu tun gehabt und versuchte sich vorzustellen, wie Holly ihren winzigen Sohn in den Armen gewiegt und an die Brust gelegt hatte, um ihn zu stillen. Das wilde, leidenschaftliche Mädchen, das durch die Geburt ihres gemeinsamen Sohnes plötzlich zur Frau und Mutter geworden war.
Die Mutter seines Sohnes, der nicht einmal zwei Monate alt werden durfte …
„Ich weiß so gut wie nichts über diese Krankheit“, sagte er mehr zu sich. „Meningitis …“
„Du Glücklicher“, warf Holly über die Schulter zurück, diesmal, ohne stehen zu bleiben. „Es ist alles sehr schnell gegangen. Eines Nachts wachte Adam mit hohem Fieber auf. Ich alarmierte sofort per Funk den fliegenden Notarzt. Zwei Stunden später waren wir bereits auf dem Weg ins Krankenhaus, doch als wir dort ankamen, war Adam bereits tot. Alle Ärzte waren sich einig, dass es nichts geändert hätte, wäre er noch am Leben gewesen. Die Hirnhautentzündung zeigte einen so rasanten Verlauf, dass kein Antibiotikum ausreichend Zeit gehabt hätte zu wirken.“
„War deine Mutter wenigstens …?“
„Längst in ihr altes Leben nach Europa zurückgekehrt. Nachdem ich ihren Erpresserplan boykottierte, hat sie kein Wort mehr mit mir gesprochen. Bis heute nicht.“
„Aber dein Vater hat sich doch sicher um dich gekümmert?“
Hollys Auflachen klang hohl und freudlos. „Soll das ein Scherz sein? Am Tag der Abreise meiner Mutter flüchtete er sich in eine Bar, und seitdem habe ich ihn nie wieder nüchtern gesehen. Gott weiß, wo er an dem Tag war, als ich mein Baby beerdigt habe. Jedenfalls nicht an meiner Seite. Wie auch immer … seit jenem Tag gab es nur noch mich allein.“
Holly beschleunigte ihre Schritte, blieb dann abrupt stehen und schwang herum.
„War das jetzt alles, was du wissen wolltest, Andreas? Zwischen uns gibt es nichts mehr als ein totes Baby. Das ist die bittere Wahrheit. Akzeptiere das endlich und lass mich gehen.“
3. KAPITEL
Den Rest des Weges legten sie Seite an Seite zurück.
Holly schwieg verbissen, und sosehr sich Andreas auch anstrengte, ihm fiel nichts ein, was er sagen könnte. Dass er eben noch wütend auf sie gewesen war, weil sie seinen Sohn geboren und verloren hatte, ohne ihn zu benachrichtigen, hatte er fast schon vergessen.
Die Einsamkeit, die er aus ihren Worten heraushörte, hatte ihn tief im Innersten berührt und sprachlos gemacht. Dass er sie so einfach ihrem Schicksal als ledige Schwangere und bald darauf als trauernde Mutter überlassen hatte, erschien ihm im Nachhinein unfassbar.
Sie war noch so jung gewesen. Und er hatte sie verlassen, um seine von langer Hand vorbereitete Hochzeit nicht zu verpassen! An Holly zurückzudenken, schmerzte damals so sehr, dass er alles versucht hatte, um sie aus seinen Gedanken und seiner Erinnerung zu verbannen.
Zu der Zeit war er nicht mehr als ein dummer unreifer Junge gewesen. Aber das konnte und durfte keine Entschuldigung für sein unverantwortliches Handeln sein. Er hätte …
„Du musst dir keine Vorwürfe dafür machen, was vor zehn Jahren passiert ist“, sagte Holly plötzlich, als habe sie seine Gedanken gelesen. „Adams Tod ist schließlich nicht deine Schuld, und was den Rest anbetrifft … Ich wusste, dass ich von einem für mich unerreichbaren Prinzen verführt wurde, und es hat mir gefallen.“
„Ich habe dich nicht …“ Er brach ab.
„Was?“, fragte Holly und lachte rau auf. „Nicht verführt? Wie würdest du es denn nennen, was zwischen uns passiert ist. Dein Haar sieht aus wie gesponnenes Gold … war es nicht das, was du mir ins Ohr geraunt hast? Deine Augen leuchten heller als die Sterne am Himmel … deine Brüste … “
„Kein Grund, derart ins
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