Mein Herz und deine Krone
die Ranch zum Verkauf. Bisher leider ohne Erfolg, da sie ziemlich heruntergekommen ist. Ich war gerade dabei auszuziehen, als dein … dein Schlägertrupp mich überfallen und entführt hat!“
Mit jedem Wort kehrte ihre gerechte Empörung über die Art und Weise zurück, wie Andreas’ Männer sie überrumpelt und nach Europa verschleppt hatten.
„Also, Andreas, was hast du jetzt mit mir vor? Mich noch mehr zu quälen und zu demütigen, als du es schon getan hast? Glaub mir, Schlimmeres als den Tod meines Sohnes kann es für mich nicht geben …“
Ihre Stimme bebte, aber wie er schnell erkennen musste, nicht vor verhaltener Trauer, sondern heißer Wut, was der mörderische Ausdruck in ihren schönen Augen noch unterstrich.
Hilflos machte er einen Schritt auf sie zu, aber Holly zuckte zurück, als habe er sie geschlagen.
„Nein!“
„Du hast ihn Adam genannt“, sagte er leise und hasste sich dafür, ihr noch mehr Schmerz bereiten zu müssen. Aber wenn er Antwort auf seine brennenden Fragen wollte, war dies vielleicht der letztmögliche Moment.
„Adam Andreas“, wisperte sie erstickt. „Nach seinem Vater. Er sah dir sogar ähnlich, so winzig er auch war. Du hättest ihn sehen sollen … ich hatte es mir so gewünscht …“ Holly keuchte auf und legte eine Hand an ihren Hals. Es war zu viel für sie. Ungeweinte Tränen drohten, sie zu ersticken.
Schnell und lautlos wie eine Katze war Andreas bei ihr und zog sie, trotz ihres erbitterten Widerstandes, in seine Arme. Plötzlich gab sie jede Gegenwehr auf, und so hielt er ihren steifen Körper fest an seine Brust gepresst.
„Nein … nein …“
„Lass es los, Holly“, flüsterte er ihr rau ins Ohr. „Lass einfach alles los.“
Sekundenlang versteifte sie sich noch mehr, dann barg sie ihr Gesicht an seinem Hals und begann lautlos zu weinen. Doch es dauerte nicht länger als höchstens dreißig Sekunden.
In dieser kurzen Zeitspanne wurde Andreas von Gefühlen überschwemmt, die für ihn so neu und verstörend waren, dass er kaum Luft zu holen wagte. Es war eine Mischung aus Schuldbewusstsein, Begehren, Besitzanspruch und dem Wunsch, etwas zu tun, zu beschützen, Schmerz zu lindern und wiedergutzumachen …
Als Holly von ihm wegdrängte, gab er sie sofort frei. Ihre Blicke begegneten sich, und in ihrem sah er nur Kälte und Ablehnung.
„Du hast kein Recht, mich in so eine Gefühlslage zu bringen“, flüsterte sie. „Du hast jedes Recht auf mich verwirkt, Prinz And reas Karedes .“
„Ich hatte das Recht, von meinem Sohn zu erfahren und ihn kennenzulernen.“
Die spontan hervorgebrachten Worte schockierten sie beide. Sie klangen so brutal und ultimativ, dass Holly ihren Wahrheitsgehalt wie einen Schlag ins Gesicht spürte. Nach einem langen Blick auf den Vater ihres Kindes wandte sie sich stumm ab, sammelte ihre Sachen ein und ging in Richtung des Pavillons davon.
Ohne Hast schloss Andreas zu ihr auf, blieb aber wegen des schmalen Weges durchs Dünengras dicht hinter ihrer Schulter.
„Ich weiß, dass du das Recht dazu hattest“, sagte sie, ohne sich nach ihm umzudrehen. „Ich hätte dich damals gleich benachrichtigen sollen. Das habe ich nicht getan, aber ich habe Adam auch nicht versteckt. Hättest du von deiner Seite je Kontakt zu mir aufgenommen …“
Andreas schloss sekundenlang gepeinigt die Augen, aber er schwieg. Was hätte er auch zu seiner Entschuldigung vorbringen können?
„Nachdem du weg warst, ist meine Welt in tausend Scherben zerfallen“, sprach Holly ruhig nach vorn gewandt weiter. „Die Festivitäten und Events zu deinen Ehren haben uns quasi den finalen Todesstoß versetzt. Banken und andere Schuldner machten sich wie eine Meute Geier über die Farm her und fledderten Munwannay völlig auseinander. Sie beschlagnahmten nach und nach das gesamte Weideland, fast alle Rinder und nahmen mir sogar Merryweather weg.“
Bei dem Gedanken an den Verlust ihres geliebten Pferdes stieß Holly frustriert mit dem Fuß in den Sand, der kurz aufstob.
„Deine Stute …“, murmelte Andreas tonlos.
„Sie war die letzte und wertvollste von unseren Zuchtstuten, ganz davon abgesehen, was sie mir bedeutet hat. Ich habe wirklich alles versucht, wenigstens sie und ihr Fohlen behalten zu können …“
Holly hob die Schultern und ließ sie ruckartig fallen, als versuche sie, die quälenden Erinnerungen einfach abzuschütteln.
„Zu jener Zeit war ich so eingespannt, den Farmbetrieb am Laufen und meinen Vater vom Trinken abzuhalten,
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