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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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Er schnäuzt sich noch ein letztes Mal, dann wendet er seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Also«, meint Rapscullio. »Dein Gemälde?«

    »Ja«, fange ich an. »Es müsste auf die magische Leinwand gemalt werden. Die, mit der du die Schmetterlinge zum Leben erweckst.«
    Rapscullios Blick verfinstert sich. »Hast du eine Ahnung, wie lang ich gebraucht habe, um auf dem Bild meinen Unterschlupf so perfekt hinzukriegen? Es tut mir leid, Oliver, ich kann einfach nicht …«
    »Doch, du kannst. Denn sobald die Geschichte wieder von vorn beginnt, wird die Leinwand wieder wie vorher sein – mit dem ursprünglichen Gemälde darauf.«
    Ich mustere ihn, während er diese Information verarbeitet. »Das stimmt«, gibt Rapscullio zu.
    »Ich brauche ein Zimmer. Mit einem Bett darin. Ein Schlafzimmer«, erkläre ich ihm.
    »Das ist es meistens, wenn ein Bett drinsteht …«
    »Und es ist sehr … mädchenhaft. Die Wände sind rosa gestrichen.«
    Rapscullio nimmt einen Pinsel und mischt ein paar Pigmente. »So vielleicht?«, fragt er, und die Wände von Delilahs Zimmer erwachen zum Leben.
    »Ja!«, sage ich. Ich deute auf eine Ecke der Leinwand. »Genau da ist ein Spiegel – nein, das Holz ist eher hell. Und er steht auf einer Kommode. Kannst du das noch ändern, fünf Schubladen statt vier?«
    Es ist mühsam, Rapscullio zu erklären, wie er einen Raum voller Dinge entstehen lassen soll, die er nie gesehen hat. Als er wirklich nicht weiter weiß (ein Lampenschirm? Ein Radiowecker?), zeichne ich eine grobe Skizze dieser Gegenstände mit einem Stock auf den schmutzigen Höhlenboden. »Und auf dem Bett liegt ein Buch«, fahre ich fort. »Es ist rot mit goldener Schrift auf dem Einband. Mein Herz zwischen den Zeilen steht darauf.«
    Er hebt eine Augenbraue. »So wie … unsere Geschichte?«
    »Hm, ja. Ich fand, das wäre doch ein schönes Detail.« Es hat keinen Sinn, ihm zu erklären, warum das Buch unbedingt da sein muss. Also fahre ich mit meinen Anweisungen fort und korrigiere, wenn nötig: Nein, der Magnet hat die Form eines Stiefels, er ist nicht rund. Und die Bettwäsche ist eher fuchsiarot als pastellviolett .
    Als Rapscullio schließlich fertig ist, betrachte ich die Leinwand und sehe eine genaue Abbildung von Delilahs Zimmer vor mir. »Und?«, will er wissen.

    »Perfekt«, murmle ich. »Es ist absolut perfekt.«
    Jetzt kommt der schwierigste Teil. Delilah und mir ist klar geworden, dass Rapscullio keinesfalls zusehen darf, wenn ich mich selbst auf diese Leinwand male. Das Risiko ist viel zu groß – was ist, wenn ich ihm meinen Plan anvertraue und er mich davon abbringen will? Oder Frump und den anderen erzählt, dass ich die Geschichte zu verlassen versuche? Vielleicht könnte ich ihn mit einer List dazu bringen, mich als Teil des Geschenks mit auf die Leinwand zu malen, aber wenn ihm dann mittendrin klar wird, was vor sich geht, und ich halb in Delilahs und halb in meiner Welt stecken bleibe? An mir ist bestimmt kein Künstler verloren gegangen, trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig.
    Zusammen haben Delilah und ich einen Plan ausgeheckt – mit Hilfe von etwas, das Google heißt und mit dem man nach seltenen Schmetterlingsarten suchen kann. Wenn ich mich an unser Drehbuch halte, wird mich Rapscullio hier allein lassen, da ist sich Delilah sicher – und hoffentlich lange genug, dass ich mir einen Pinsel schnappen und mich auf die Leinwand malen kann.
    »Das gibt’s doch nicht«, rufe ich aus und mache eine Kopfbewegung zum Loch in der Höhlenwand hin. »Hast du das gesehen?«
    »Was denn?«
    »Ach, nichts wahrscheinlich. Bloß ein Schmetterling.«
    »Schmetterling?« Rapscullio bekommt große Augen. »Wie hat er denn ausgesehen?«
    »Klein und himmelblau … mit schwarzen und weißen Rändern an den Flügeln?«
    Er macht einen Satz in Richtung Öffnung. »Ein Xerces-Bläuling? Aber die sind doch angeblich ausgestorben!« Rapscullio zögert. »Ein Silberbläuling war es nicht, oder?«
    »Nein, kein Silberbläuling«, entgegne ich. »Definitiv kein Silberbläuling.« Was um alles in der Welt ist ein Silberbläuling?
    »Hmmm.« Er späht erneut durch die Öffnung. »Sind wir dann jetzt fertig? Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich nämlich kurz mit meinem Netz rausgehen und sehen, ob ich den Xerces-Bläuling erwische, bevor wir unseren nächsten Buchauftritt haben.«
    »Geh nur«, sage ich. »Vollkommen verständlich.«
    Ich winke ihm nach, als er aus der Höhle stürzt. Dann betrachte ich wieder die

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