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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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bis zum steil abfallenden Ufer. Auf der anderen Seite sah er drei kleine, plumpe Gesellen mit Hämmern und Nägeln hantieren. Eine der Brücken sah wacklig und instabil aus; die andere wirkte sehr solide. Oliver wusste jedoch, dass der Eindruck täuschen konnte.
    »Halloooo?«, brüllte Oliver, doch die Trolle arbeiteten weiter, denn sie konnten ihn wegen des tosenden Wassers nicht hören.
    Oliver wandte sich um und zog das Megafon, das zur Schatzsammlung der Meerjungfrauen gehörte, aus seinem Sack. »Halloooo!«, rief er erneut, und dieses Mal blickten alle Trolle auf. »Werte Herren«, sagte Oliver. »Welche Brücke soll ich nehmen, um hinüberzukommen?«
    Der erste Troll, Biggle, hob die Augen. Als er sprach, hatte Oliver keine Mühe, ihn zu verstehen; Trolle konnten bekanntermaßen mit ihrer Stimme ein Erdbeben auslösen. »Na, was haben wir denn da? Einen edlen Herrn mit einem edlen Ross, und das da? Ist das eine große Ratte oder was?« Biggle strich sich über den langen, grauen Bart.
    »Mein Herr, ich sehe, Ihr arbeitet hart«, erwiderte Oliver mit einem Lächeln. »Ich wäre sehr dankbar für Euren Rat.«
    Snort und Trogg, die anderen beiden Trolle, begannen grunzend zu lachen und hielten sich dabei die Bäuche. »Du kannst nur einen von uns bitten, dir zu raten«, sagte der pausbäckige Trogg. »Triff deine Wahl!«
    Oliver dachte darüber nach. Wenn Trolle entweder immer logen oder immer die Wahrheit sagten, wie sollte er bloß herausfinden, welchem Troll er vertrauen konnte? »Sagt Ihr die Wahrheit?«, rief er durch das Megafon.
    Die Antwort kam von Biggle, doch gerade in dem Moment brauste das Wasser zwischen ihnen so laut, dass Oliver sie nicht verstehen konnte.
    Snort formte die Hände vor dem Mund zu einem Trichter. »Er hat gesagt, dass er immer die Wahrheit sagt!«
    »Nein, hat er nicht«, rief Trogg. »Er hat gesagt, dass er ein Lügner ist.«
    Oliver blickte von einer hässlichen Fratze zur anderen. Er kam zu dem Schluss, dass Biggle entgegnet haben musste, er sage die Wahrheit. Das wäre seine Antwort gewesen, wenn er tatsächlich ehrlich war, weil er es natürlich bestätigt hätte; er hätte jedoch genauso geantwortet, wenn er ein Lügner war.
    Das bedeutete, dass Snorts Behauptung wahr sein musste.
    Mit anderen Worten – er war der Troll, dem er vertrauen konnte.
    »Ihr!«, sagte Oliver und deutete auf den kleinen Troll in der Mitte. »Welche Brücke?«
    »Die da«, entgegnete Snort stolz und deutete auf die klapprig wirkende Brücke.
    Oliver bestieg seinen Hengst wieder und überquerte ohne das geringste Zögern die Brücke, auf die Snort gezeigt hatte.
    »Kostet eine Guinee«, grummelte Biggle.
    Oliver klopfte alle Jacken- und Satteltaschen ab, doch sein gesamtes Kleingeld war bei seinem Intermezzo mit den Meerjungfrauen verloren gegangen.
    Die Meerjungfrauen.
    Die Trolle kamen näher, mit drohender Gebärde, bereit, ihn vom Pferd zu zerren.
    »Meine Herren«, sagte er. »Wisst Ihr, was wertvoller ist als Gold? Wahre Liebe.«
    »Wir sind Trolle«, sagte Trogg. »Falls dir das noch nicht aufgefallen ist.«
    »Zufällig kenne ich drei wunderschöne Frauen, die über diese Tatsache hinwegsehen könnten«, erklärte Oliver.
    »Im Ernst?«, fragte Snort.
    Oliver grinste. »Ich sage immer die Wahrheit.«

O liver
    »Bettdecke?«, fragt Delilah.
    »Äh … rosa.«
    »Gut. Zahl der Kuscheltiere auf dem Bett?«
    »Drei.«
    »Hervorragend. Was für welche?«
    Ich schließe die Augen und versuche mich zu erinnern. »Ein Schwein, ein Bär mit einem seltsamen Hemdchen und eine Ente mit einem ziemlich frechen Gesichtsausdruck.«
    »Und das Buch?«
    »Rotes Leder mit goldener Aufschrift, die lautet: Mein Herz zwischen den Zeilen .«
    Es erscheint mir seltsam, mir meine Geschichte als körperlichen Gegenstand vorzustellen, denn ich habe das Äußere des Buches, in dem wir alle leben, natürlich noch nie gesehen. Aber Delilah hat es mir in allen Einzelheiten beschrieben.
    Überhaupt hat sie an diesem Samstagabend Stunden damit zugebracht, mich gründlich mit ihrem Zimmer vertraut zu machen, indem sie das offene Buch von einem zum anderen Ende getragen hat. Ich habe die vier Glückskekssprüche gelesen, die an ihrem Spiegel kleben; ich habe ihren Goldfisch namens Dudley kennengelernt; ich habe die Tafel bestaunt, auf der sie etwas schreiben und wieder auslöschen kann und an der kleine Andenken an Orte hängen, die sie mit ihrer Mutter besucht hat: Die Flume-Schlucht in New Hampshire; Ben & Jerrys

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