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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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Piratenkapitän zu verhandeln oder mit Meerjungfrauen Kompromisse zu schließen … Doch wie gewann man einen Schwertkampf, wenn man nicht einmal ein Schwert bei sich trug?
    Rapscullio zog die Klinge zurück, seine Augen funkelten wild. »Adieu, Prinz Oliver.« Er machte einen Ausfallschritt, um Oliver sein Schwert ins Herz zu bohren.
    Instinktive Reaktion eines Feiglings oder brillante Eingebung? Oliver duckte sich.
    Da war kein Körper mehr, in den sich Rapscullios Schwert bohren konnte, nur ein offenes Fenster. Der Schurke fiel ins Leere, suchte auf dem glatten Granit der Fensterbank vergebens nach Halt und stürzte dann herunter.
    Oliver sank keuchend auf die Knie. Doch bevor er auch nur Erleichterung verspüren konnte, merkte er, dass etwas an Seraphimas Hochzeitsgewand zerrte: das Letzte, was Rapscullio zu fassen bekommen hatte, war die Schleppe des Kleides, das er trug. So stürzte auch Oliver aus dem Fenster und rauschte zwanzig Meter in die Tiefe, auf die darunterliegenden zerklüfteten Felsen zu.

O liver
    Mir tut der Arm weh. Während Delilah getippt hat, habe ich die ganze Geschichte mit einem kleinen Stück Kohle auf die Felswand geschrieben, um sie mir einzuprägen. Nicht dass das besonders schwierig wäre. Schließlich habe ich es erlebt.
    Als wir fertig sind, beugt sich Delilah über die Seite. »Viel Glück«, flüstert sie. »Bis später, hier draußen.«
    Wir haben darüber gesprochen, und ich weiß, dass ich jetzt erst einmal allein bin: Sie muss das Buch zuklappen, damit ich alle Charaktere zusammentrommeln und ihnen die neue Geschichte erzählen kann. Ich sehe, wie sich der Himmel über mir verdunkelt, als Delilah den Buchdeckel schließt. Dann hole ich tief Luft und fahre mit dem Finger über die Sätze, die ich auf den Fels gekritzelt habe.
    Ich klettere von dem Felsvorsprung auf Seite 43 herunter und laufe, von einer Seite zur nächsten springend, durch den Zauberwald zur Einhornwiese. Ich werde Frump suchen und um Hilfe bitten. Nur er schafft es, die Massen so schnell um sich zu scharen, und ich weiß, dass ich auf seine Unterstützung zählen kann.
    Doch zunächst muss ich noch jemand anderen treffen. Ich finde Königin Maureen im Rosengarten hinter dem Schloss, wo sie ihre geliebten Büsche zurückschneidet. Einen Augenblick lang halte ich inne und sehe ihr dabei zu, wie sie sanft eine der schweren Blüten anhebt und die Blätter streichelt. Ich werde die Zärtlichkeit vermissen, die ihr Wesen so sehr prägt.
    Schließlich hole ich tief Luft. Jetzt oder nie! Ich ziehe mein Hemd aus der Hose, sodass es aus dem Wams heraushängt, und zerzause meine Haare. Dann stolpere ich vor die Königin.
    »Oliver?«, fragt sie. »Was ist denn mit dir passiert?«
    Ich breche vor ihr zusammen und tue, als müsste ich nach Luft ringen. »Die Schöpferin«, stammle ich. »Diejenige, die unsere Welt geschaffen hat. Sie hat mich zu sich gerufen.«
    Ihre Augen werden ganz groß. »Sie hat dich zu sich gerufen?«
    »Ja.«
    »Gütiger Himmel.«
    »Ich weiß.«
    Sie zögert. »Bist du deshalb am Strand halb verschwunden?«
    »Genau«, sage ich. »Sie hat mich mit einer Botschaft an alle Bewohner des Königreichs wieder hergeschickt. Offenbar ist die Geschichte, die wir erleben, nicht die wahre Geschichte. Sondern nur Teil einer größeren.«
    »Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen«, sagt Königin Maureen.
    »Ich muss fort«, erkläre ich ihr.
    »Aber du bist doch gerade erst gekommen!«
    »Nein, ich meine, ich muss fort aus dem Buch . So lautet nämlich das Ende in der größeren Geschichte.«
    Sie denkt darüber nach. »Aber du kommst doch immer wieder zurück, wenn das Buch aufgeschlagen wird?«

    Lieber Gott, hoffentlich nicht. Ob Delilah daran überhaupt gedacht hat? »Es ist kompliziert. Ich werde es allen erklären, am Strand. Frump trommelt sie gleich für mich zusammen.«
    »Und warum bist du dann extra zu mir gekommen?«
    »Weil«, gestehe ich, »du einer der Menschen bist, die ich wirklich vermissen werde.«
    In ihren Augen glitzern Tränen und sie breitet die Arme aus. Ich umarme sie fest und kann mir kaum vorstellen, dass es vielleicht das letzte Mal sein wird.
    Königin Maureen schiebt mich ein wenig von sich weg und sieht mir ins Gesicht. »Wenn ich je einen echten Sohn gehabt hätte, Oliver«, sagt sie, »dann hätte ich ihn mir so gewünscht, wie du bist.«
    Auf dem Weg zum Ewigkeitsstrand schließen sich uns andere Figuren an: die schwirrenden Feen, deren viele Fragen in meinen Ohren

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