Mein Herzenswunsch ein Baby
miteinander erfüllen, ohne dass sie auf ein harmonisches gemeinsames Glück Wert legten. Um keine kostbare Zeit zu verlieren, wollten sie es gleich mit einer künstlichen Befruchtung probieren, da Frau M. bewusst war, dass ihre Eizellen nicht mehr die jüngsten waren. Die künstliche Befruchtung klappte dann auch gleich. Das Kind ist seit einiger Zeit auf der Welt und alle scheinen besonders glücklich miteinander zu sein. Das Paar ist über sein gemeinsames Kind sozusagen
„zusammengewachsen“ und hat auch eine Basis für die Ehe gefunden.
Dass dies nicht immer gut geht, beweisen etliche Gegenbeispiele. Verständlich ist allerdings, dass es für viele Frauen eine große Herausforderung ist, einen Partner zu finden, der bereit ist, sich auf ein gemeinsames Kind einzulassen. Viele Männer sind extrem zögerlich, stellen andere Wünsche in den Vordergrund und schieben eine Entscheidung für ein Kind von Jahr zu Jahr hinaus, bis ihre Frauen von Panik erfasst werden. Manche Beziehung zerbricht darüber oder es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen.
Tatsache ist und bleibt, dass niemand zu einem Kind gezwungen werden kann. Weder kann ein Mann von seiner Frau verlangen, ihm zuliebe schwanger zu werden, noch kann eine Frau einen Mann zwingen, Vater zu werden. Das absichtliche „Vergessen“ der Verhütungsmittel ist hierbei kein guter Ratgeber. Oft kommt es dann nämlich hinterher zur Trennung.
Zwischen Hoffen und Bangen – Wenn das Wunschkind auf sich warten lässt
Wenn das Wunschkind nicht kommen will
Die große Kränkung, dass „die einfachste Sache der Welt“ nicht von alleine klappen will, sitzt bei vielen Paaren sehr tief. Vor allem Frauen reagieren oft so verzweifelt, dass sie ihr ganzes Leben infrage stellen. Alles wird zur unüberwindbaren Herausforderung, der sich die Frau nicht mehr gewachsen fühlt. Andere Schwangere am Arbeitsplatz, Frauen mit Kinderwagen im täglichen Leben, Berichte von Schwangeren und Babys in den Medien, Taufen bei Familienfeiern und ständiger Nachwuchs im Freundeskreis werden zur Belastungsprobe. Viele Frauen ziehen sich zurück, wollen nirgends mehr hingehen, an keinen Veranstaltungen mehr teilnehmen und sich am liebsten nur noch verkriechen. Andere schlucken tapfer die seelischen Qualen herunter, kämpfen aber ständig mit den Tränen, wenn sie persönlich mit Schwangerschaften und Babys konfrontiert werden.
Sie können fröhliche Menschen, die vergnüglich in den Tag hineinleben, nur sehr schwer ertragen. Und Geschichten über Abtreibungen, verwahrloste Kinder und Menschen, die sich ohne Probleme fortpflanzen können, ihre Kinder aber nicht wertschätzen, lösen dann oft wahre Tränenfluten aus. Wer einen
unerfüllten Kinderwunsch in der Seele trägt, möchte nicht ständig am Kinderglück der anderen teilnehmen müssen, auch wenn er im Innersten seines Herzens jedem das Glück der Elternschaft gönnt. Der eigene Schmerz wird einem dann ständig vor Augen geführt und erhält neue Nahrung, wenn glückliche Eltern um einen herum sind.
Männer sind diesbezüglich nicht ganz so empfindsam. Sie schaffen es oftmals, ihre eigenen Gefühle auf rationelle Weise in Schach zu halten und von sich abzukoppeln. Mit Vernunft verdrängen sie die Tatsache der Kinderlosigkeit, wenn sie glückliche Väter sehen, oder können den Schmerz darüber schneller wieder loslassen. Ihnen ist bewusst, dass sie auch als Vater weiterhin ihr Leben einigermaßen so führen können, wie es bisher war. Auch wenn es mittlerweile viele Männer gibt, die Erziehungsurlaub nehmen, so gilt nach wie vor überwiegend die klassische Rollenverteilung: die Mutter bleibt überwiegend zu Hause, der Vater wird zum Familienernährer. Von den wenigen Männern abgesehen, die die Rolle des Hausmannes übernehmen, weil ihre Partnerinnen mehr verdienen als sie selbst und deshalb weiterhin das Familieneinkommen sichern, bleibt vieles beim Alten, zumal Frauen meistens immer noch viel weniger verdienen als Männer und sich deshalb die Diskussion, wer überwiegend zu Hause bleibt, erübrigt. Ist die Sehnsucht nach einem Kind besonders stark, löst sie oft eine Sinnkrise aus, wenn das Kind nicht kommen will – ein extrem schmerzhafter Prozess, der viele Frauen an einen Abgrund führt. Nicht nur einmal habe ich den Satz gehört: „Was hat mein Leben noch für einen Sinn, wenn sich meine tiefe Sehnsucht nach einem Kind nicht erfüllt?“
Fast immer sind es die Frauen, die ganz tief hinab in ein seelisches „Loch“ fallen.
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