Mein Herzenswunsch ein Baby
erziehen, es auf seinem Lebensweg zu begleiten.
Ein Paar, das sich ein Kind wünscht, muss sich aber vor allem einig sein, was es unternehmen will, um dem Wunschkind ins Leben zu helfen, wenn es von alleine nicht kommen will. Und dies ist immer ein Zeitpunkt der Offenbarung. Sobald ein Partner andere Vorstellungen hat als der andere, wird es schwierig. Wenn Frauen zu mir kommen, die einen innigen Kinderwunsch haben, aber ihre Partner nicht, dann gibt es keinen gemeinsamen Weg zum Wunschkind. Dies gilt vor allem auch dann, wenn schon ein Kind vorhanden ist und sich ein Partner ein zweites Kind wünscht, der andere aber nicht.
Fallbeispiel: Als Frau L. zu mir kam und von ihrem Herzenswunsch nach einem zweiten Kind berichtete, wusste ich, dass der weitere Weg zum Wunschkind ganz allein vom Willen ihres Mannes abhing, bereit für ein zweites Kind zu sein. Dieses zweite Kind „passierte“ praktischerweise nicht einfach, wie es manchmal so geschieht, dass eine Frau einfach wieder schwanger wird und sich der Partner den vollendeten Tatsachen stellt. Kann eine Frau nicht auf dem natürlichen Wege ein Kind empfangen und wurde schon das erste Kind mithilfe der Reproduktionsmedizin gezeugt, ist dies beim zweiten oftmals wieder der Fall.
Das Paar muss sich also wieder ganz neu für den Weg der künstlichen Befruchtung entscheiden. Und für ein zweites Kind. Ich gab Frau L. gleich zu verstehen, dass es nicht in meiner Macht liegt, die Entscheidung für ein Kind für ihren Partner mitzutragen. Das kann das Paar nur gemeinsam in behutsamen Gesprächen. Meine Aufgabe bestand darin, der Frau die Lage des Partners begreiflich zu machen, sodass sie eine Gesprächsbasis finden konnten, die ohne Vorwürfe und Anklagen auskommt. Ich hörte einige Monate nichts mehr von Frau L. Dann meldete sie sich eines Tages wieder, ganz glücklich, dass ihr Mann nun endlich bereit sei für ein Kind. Er hatte zwischenzeitlich eine Beförderung erhalten und fühlte sich als einziger Ernährer der Familie einem zweiten Kind gewachsen. Nun konnte er sich sicher fühlen und einer weiteren künstlichen Befruchtung zustimmen. Bald darauf war Frau L. tatsächlich schwanger.
Aber es gibt etliche andere Paare, bei denen der Weg zum Wunschkind an den unterschiedlichen Vorstellungen der Partner scheitert. Nur wenn beide Partner genau wissen, was sie wollen, sich diesbezüglich einig sind und das „Projekt Wunschkind“ mit allen medizinischen Untersuchungen und Behandlungen sowie finanziellen Aufwendungen und emotionalen Herausforderungen gemeinsam meistern, können sie auch gemeinsam selbstbewusst und vertrauensvoll miteinander in die Elternschaft starten. Halbherzigkeit führt hingegen nicht selten schon am Anfang des Weges zum Scheitern des Vorhabens oder zu
einer späteren Scheidung, wenn das Kind dann auf der Welt ist.
Meistens geht der Kinderwunsch stärker von Frauen aus. Ein nicht zu unterschätzender Faktor dabei ist die „biologische Uhr“, die bei Frauen tatsächlich sehr laut tickt, wenn das 30. Lebensjahr einmal überschritten ist. Zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr ist die fruchtbarste Lebensphase bei Frauen. Bereits mit dem 25. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit langsam ab. Während dieser Lebensphase stehen Frauen heute fast noch in der Ausbildung, wollen beruflich Fuß fassen und haben meistens keinen dauerhaft festen Partner an der Seite.
Während Männer auch bis ins hohe Alter hinein zeugungsfähig bleiben, weil ihr Sperma ständig ungefähr alle sechs Wochen erneuert wird, kommt eine Frau mit einer bestimmten Anzahl Eizellen auf die Welt. Ist diese Anzahl verbraucht – dies geschieht in der Regel zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr, in Einzelfällen auch viel früher –, kann eine Frau kein eigenes Kind mehr bekommen und muss sich überlegen, ihren Kinderwunsch mithilfe einer Eizellspende zu verwirklichen. Hinzu kommt, dass sich „alte Eizellen“, etwa ab dem 40. Lebensjahr, nur noch schwer befruchten lassen. Es kommt häufiger zu Fehlgeburten und auch zu Fehlentwicklungen wie dem Downsyndrom. Der Druck, der auf mancher Frau deswegen lastet – vor allem auf Akademikerinnen, die bereits das 40. Lebensjahr erreicht und immer noch keinen festen Partner haben, der mit ihnen bereit ist, eine Familie zu gründen, ist groß.
Fallbeispiel: Als Frau M. zu mir kam, gestand sie mir gleich, dass sie ihren Partner nur deshalb erwählt hat, weil er sich auch ein Kind wünscht. Mit Anfang 40 wollten sich beide ihren Kinderwunsch
Weitere Kostenlose Bücher