Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Titel: Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Hannawald
Vom Netzwerk:
von mir in einem Magazin. Der Anblick muss ihn, der ja selbst heftige Erfahrungen mit Gewaltdiäten hatte, wohl ziemlich schockiert haben. Jedenfalls schrieb er in seinem Buch »Königsadler«: »Es ist ein erschütterndes Foto. Hannawald war bis auf die Knochen abgemagert ... wie ein hungernder Mensch in Afrika, dem der sichere Tod bevorsteht, wenn nicht in allerletzter Sekunde die meist vergebliche Hilfe naht.« Sein Trainer Mika Kojonkoski war da anderer Meinung. Er sagte, ich sähe auf dem Foto recht dünn aus, aber auch wie maßgeschneidert für die Sportart Skispringen. »Er sieht aus wie ein absoluter Spitzensportler, dessen Augen leuchten.«
    Total austrainiert oder magersüchtig? Meine Statur, die durch viel Lauftraining entstand, sorgte 1999 für Irritationen und heftige Diskussionen.
    Experten sagen, dass jeder Sport den Athleten eine spezielle Härte abverlangt. Bei Skispringern ist es dieser komplizierte Spagat zwischen Athletik und Gewicht. Wie gesagt, das Körpergewicht spielt in der Praxis eine ganz wichtige Rolle. Skispringer führen deshalb ein Leben außerhalb jeder Norm. Ihr Körper muss leicht sein, um weit zu fliegen, aber stark genug, um der Trainingsbelastung standzuhalten. Jedes Kilo zu viel bedeutet einen Meter zu wenig. Skispringer bewegen sich ständig an einer kritischen Grenze.
    Wenn alles kontrolliert abläuft, besteht wahrscheinlich kein Risiko. Aber ist es wirklich normal, als Leistungssportler zu hungern und wie ein Model nur an seine Diät zu denken? Ist es normal, in Kauf zu nehmen, wegen des Hungergefühls nachts kaum Schlaf zu finden und tagsüber dann müde und antriebslos zu sein?
    Ich stellte meine Ernährung um. Morgens Müsli mit Joghurt und Honig. Dazu Tee. Mittags ließ ich öfters das Essen ganz weg. Vor allem ernährte ich mich jetzt von Obst und Gemüse, kaufte Spinat, Paprika, Brokkoli oder asiatisches Gemüse aus der Tiefkühltruhe. Dazu gab es immer Reis. Meist aß ich abends erst gegen 22 Uhr, um nicht mitten in der Nacht wieder aufzuwachen – vor Hunger.
    Extrembeispiel Janne Ahonen
    Andere Skispringer gingen noch viel rigoroser mit sich und ihrem Körper um. Zum Beispiel Janne Ahonen, der in seiner Karriere fünfmal die Vierschanzentournee gewann. In seiner Biografie »Königsadler« beschreibt er, wie er einmal gerade noch rechtzeitig zur neuen Saison sein Gewicht von 72 auf 65 Kilo reduziert hat. In nur drei Wochen. Sein Leitsatz: »Wenn du viel isst, nimmst du viel zu. Wenn du wenig isst, nimmst du nix zu, sondern ab.« Ahonen nahm nur noch 200 Kalorien täglich auf. Der durchschnittliche Bedarf eines Mannes liegt bei mindestens 1500 Kilokalorien am Tag – ohne körperliche Betätigung.
    Ahonen aß zum Frühstück Müsli mit fettfreiem Joghurt oder Quark, mittags nichts und abends noch eine kleine Portion Müsli. Dazu trank er nur Kaffee und einen Energy-Drink, manchmal nahm er aber auch Tonalin-Tabletten. Als Ahonen (Körpergröße: 1,84 Meter) schließlich sein Wettkampfgewicht (62 Kilo) erreicht hatte, betrug sein Körperfettanteil nur noch 6 Prozent. Normal wären beim Mann 20 Prozent. Der magere Finne beschreibt in seinem Buch, wie elend er sich vor lauter Hunger fühlte und wie viel Mühe es machte, mit seinem kleinen Sohn Mico auch nur mal Fangen zu spielen: »Ich brachte es nicht übers Herz, nein zu sagen, und bin wie ein Zombie meinem Sohn hinterhergerannt.«
    Tonalin CLA ist ein Stoffwechselbeschleuniger, der aus dem Öl der Färberdistel gewonnen wird. Er verringert die Fettmenge, die nach dem Essen gespeichert wird, er erhöht den Fettabbau und reduziert die Anzahl der Fettzellen im menschlichen Körper.
    »Wie ein Komet in die Weltspitze«
    Man gewöhnt sich daran, Hunger zu haben. Die ständige Gewichtskontrolle und Diät rauben dir jedoch die Sinne für Genuss. Und irgendwann dann auch das Gespür für ein gesundes Maß.
    Mir passierte das. Obwohl ich das damals gar nicht so dramatisch erlebt habe. Ich wollte immer leichter werden, um noch weiter fliegen zu können. Im Sommer brachte ich mein Gewicht von 70 Kilo auf 67 Kilo runter, im Herbst dann noch mal zwei Kilo – und tatsächlich wurden in der Saison 1997/1998 meine Resultate im Weltcup besser. In den Wettkämpfen bis Weihnachten sprang zunächst ein 21. Platz (Lillehammer) heraus, dann zwei 12. Plätze (Villach, Engelberg) und sogar ein 5. Platz (Oberstdorf). Das war ausgerechnet bei einem der Saisonhöhepunkte, dem Auftaktspringen zur Vierschanzentournee.
    Und es ging so erfreulich

Weitere Kostenlose Bücher