Mein irischer Held
achten.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ja“, stellte er fest, „diese unerfreuliche Angelegenheit wird sich noch sehr vorteilhaft für mich entwickeln. Ich werde dafür Sorge tragen, dass König Henry genauestens erfährt, wie die Iren mit seinen Untertanen umspringen.“ Er erhob sich. „Staunton, Ihr solltet mit einigen Eurer Männer bald zum Aufbruch bereit sein.“
„Jawohl, Sir.“
Noch immer lächelnd verließ Hugh den Raum. Er war vollkommen davon überzeugt, dass der König seine Partei ergreifen würde. Und er zweifelte auch nicht daran, dass er Genevieve, wenn sie erst wieder bei ihm war, dazu bringen konnte, ihn als ihren Herrn und Gebieter anzuerkennen. Bald schon würde sie diesen unzivilisierten Iren völlig vergessen haben. Sie würde nur ihn, Hugh, lieben.
Aus einer der Kammern drang leise Harfenmusik. Fasziniert von der unbekannten Melodie, lauschte Bevan eine Weile. Es war ein melancholisches Lied. Wer auch immer das Instrument spielte, schien sehr traurig zu sein. Bevan beschloss, nachzuschauen, um wen es sich handelte.
Er öffnete die Tür zu dem Raum, in dem die Harfe stand, und blieb überrascht stehen. Niemand anderes als Genevieve saß an dem Instrument. Sie hielt die Augen geschlossen, doch ihre Finger bewegten sich rasch und sicher über die Saiten.
Bevan räusperte sich. Im gleichen Moment riss Genevieve die Augen auf und zog die Hände so abrupt zurück, als habe sie sich an den Saiten der Harfe verbrannt.
„Verzeiht“, stammelte sie. „Ich wollte nicht …“
„Bitte, es gibt keinen Grund, Euch zu entschuldigen. Ihr spielt wunderschön. Hat Eure Mutter Euch diese Kunst beigebracht?“
„Nein. Ich habe, wie Ihr wisst, einige Jahre bei einer befreundeten Familie in Wales als Pflegekind verbracht. Im Haushalt lebte ja auch dieses Mädchen aus Irland. Wir wurden Freundinnen. Da sie ihre Harfe mitgebracht hatte, erbot sie sich, mir das Spielen beizubringen.“
Erst jetzt fiel Bevan auf, dass ihre Wangen gerötet waren und Tränen in ihren Augen glitzerten.
Sie erhob sich plötzlich und schaute ihn herausfordernd an. „Was wollt Ihr?“
„Ich habe Euch gesucht, um mich zu verabschieden.“ Es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Dabei gab es so viel, das er ihr sagen wollte. Er wollte sich entschuldigen für das, was in der Nacht geschehen war. Er schämte sich, weil es ihm nicht gelungen war, Genevieves Anziehungskraft zu widerstehen. Alles war sein Fehler gewesen. Er hätte sie nicht küssen dürfen. Er hätte es nicht genießen dürfen, den Duft ihres Haars einzuatmen und ihren weichen weiblichen Körper zu spüren. Aber er wusste nicht, wie er ihr das sagen konnte, ohne sie noch mehr zu kränken. Also meinte er nur: „Ich wollte mich vergewissern, dass es Euch gut geht.“
„Mit mir ist alles in Ordnung“, gab sie kühl zurück, „obwohl ich nicht verstehe, warum Ihr mir verboten habt, meinen Vater zu sehen.“
„Er wird Euch holen, sobald wir den Streit um mein Land beigelegt haben.“
Unwillkürlich seufzte sie auf. „Ich habe begriffen, dass Rionallís einst Euch gehört hat und dass Ihr es meinem Vater übel nehmt, dass jetzt er der Besitzer ist. Doch glaubt mir: Er ist nicht Euer Feind. Er hat Eure Leute beschützt, als Strongbow im vergangenen Jahr das Land mit Krieg überzog. Mein Vater hat Rionallís gegen diesen Barbaren verteidigt und dadurch vielen Menschen das Leben gerettet.“
Bevan hasste Strongbow. In einer Schlacht gegen diesen Eindringling war sein Bruder Uilliam gefallen. Und einige Monate später hatte Patrick viele Soldaten verloren, als Strongbow Laochre angriff. Bevan musste zugeben, dass es gut und richtig gewesen war, den Leuten von Rionallís gegen Strongbow beizustehen. Trotzdem gehörte der Besitz immer noch ihm! „In Irland“, erklärte er, „haben die Normannen nichts zu suchen. Niemals werde ich Eurem Vater überlassen, was von Rechts wegen mir zusteht. Ich werde auch keine unerwünschte Ehe schließen, nur um meinen Besitz zu sichern.“
Jetzt blitzten Genevieves Augen zornig auf. „Glaubt Ihr, ich würde freiwillig einen Mann heiraten, der mich nicht will? Ich weiß, dass Ihr mein Volk verachtet. Aber ich bin nicht bereit, untätig zuzuschauen, wie das Blut Unschuldiger vergossen wird, nur weil Ihr Euch in Eurem Stolz gekränkt fühlt.“
Seine Miene verhärtete sich. „Ich gehe jetzt. Wir brauchen einander nie wieder zu begegnen.“ Damit wandte er sich ab.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie
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