Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Adam
Vom Netzwerk:
derzeitigen Befinden machen könnte. Überhaupt frage ich mich, ob sie tatsächlich wach ist. Bevor ich mich allerdings rühren kann, bemerke ich, wie Jane sich langsam zu mir umdreht und ihre Wange an meine Brust schmiegt. Ihre Hand bahnt sich einen Weg unter die Decke, streichelt über meine Seite und kommt schließlich auf meinem Rücken zum Liegen.
    Wie nicht anders erwartet, reagiert mein Körper auf die natürlichste Weise auf diese sanfte Liebkosung. Unmittelbar vor einer peinlichen Enthüllung, öffne ich meine Augen und schaue ganz langsam an mir herunter.
    Jane ist zersaust und leicht verschlafen, aber allen Vorurteilen - im Sinne von ›die meisten Frauen sehen am nächsten Morgen überhaupt nicht mehr so appetitlich aus‹ - zum Trotz, absolut niedlich. Erst jetzt fällt mir auf, dass ihre Augenbrauen und Wimpern nicht etwa wegen eines kosmetischen Tricks jene dunkle Striche in dem elfenbeinfarbenen Gesicht bilden. Alles, was mich von Anfang an an ihrem Antlitz gereizt hat, entspricht wahrhaftig ihrer natürlichen Schönheit. Als sie dann auch noch die Augen aufschlägt und mich ansieht, halte ich unfreiwillig den Atem an. Diese sind nicht einfach hell, sie erinnern mich sofort an wunderschöne Turmaline, die einen dunkelgrünen Rand haben und zur Mitte hin einem reinen Smaragd ernsthafte Konkurrenz machen könnten. Verstörend schön und facettenreich, obgleich durch die winzigen Einschlüsse von sanftem Braun nicht ganz perfekt.
    Meine Augen werden im Übrigen mit derselben Faszination bewundert, welche ich selbst empfinde, weshalb ich nicht einmal zu blinzeln wage. Sobald ich es aber doch tue, hebt das den Bann auf und damit auch den Blickkontakt.
    »Was ist?«, frage ich, ohne Herr meiner Worte zu sein.
    »Sie sind so blau ...«, teilt sie mir mit. Da ich ihre Aussage nicht sofort zuordnen kann, bringe ich sie mit meinem Schweigen in Verlegenheit, weiterzusprechen. »Deine Augen ... sie sind so grünblau, dass sie mich an einen Lapislazuli erinnern.«
    »Hmm! Merkwürdig, dass wir Menschen immerzu in der Natur nach einem Vergleich suchen«, bemerke ich.
    »Liegt wohl daran, dass wir ein assoziatives Gedächtnis haben«, antwortet sie leise.
    »Kann sein, ja.«
    Eine Pause entsteht, in der wir beide unseren eigenen Gedanken nachhängen, aber weiterhin aneinander geschmiegt daliegen.
    Mit dem Blick zur Decke versuche ich so viel Philosophisches im Kopf durchzugehen, bis meine unteren Regionen einigermaßen zur Ruhe kommen. Als Jane jedoch anfängt zu kichern, kann ich meinem Drang, sie mit meinen Fragen zu löchern, nicht länger widerstehen.
    »Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber: Was ist?«
    »Nichts!«
    »Jane?«, sage ich und lasse es mittels meiner Stimme wie eine Drohung klingen.
    »Jaaaaha?«
    »Sprich!«
    »Nö ...«
    »Jetzt sofort ...«
    »Hm-mh«, antwortet sie mit einem Kopfschütteln.
    »Du willst doch nicht, dass ich härtere Geschütze ausfahre ...«
    »Warum? Fauchst du mich dann an, Herr frauchenloser Kater?«, scherzt sie ausgelassen weiter.
    »Eher beiß ich dir in den Nacken, während du unter mir liegst und ich dir deine Krallen stutze!«
    »Das wirst du nicht schaffen! Dafür bist du einfach zu zahm!«, widerspricht sie entschieden.
    »Na warte, ich werde dir gleich zeigen, warum ich auf den Spitznamen ›Wilder‹ höre ...«

Kapitel 11

    D ie bloße Erwähnung dieses Namens bringt mein Herz dazu, mehrere Schläge auszusetzen. Meine Erwiderung bleibt mir wie eine Fischgräte in Hals stecken. Schlucken, weiteratmen und so tun, als ob nichts geschehen wäre, ist einfach ausgeschlossen.
    Wenn Sie sich jetzt fragen, warum ich hier kurz vorm Krepieren bin, will ich sie hiermit aufklären: Als ich vor drei Jahren an eine Gruppe von Engländern geriet, sah ich das als einen halben Segen an. Sobald mir meine neuen Freundinnen jedoch von der anderen, also zweiten Gruppe von Engländern erzählten, schätzte ich mich doppelt so glücklich, diejenigen zu meinen Freunden zu zählen, welche ›normal‹ sind.
    Bei uns, den Memmingern sind alle entweder studiert oder aber zumindest ausgebildet. Die anderen, die Kemptener, gehören laut Aussage der Mädels allesamt zu der Arbeiterklasse.
    Nichts Verwerfliches möchte man meinen, wenn man allerdings bedenkt, dass sie zudem regelmäßig Alkoholexzessen und einem Drogenkonsum unterliegen, relativiert es die übliche Toleranzgrenze.
    Am berühmtesten jedoch machte sie ein Junge. Wilder! Ein bekanntberüchtigter Weiberheld, der ein Mädel nach der

Weitere Kostenlose Bücher