Mein ist dein Herz
platzt es unvermittelt aus ihr heraus.
Eine Reaktion auf mein ›unschickliches‹ Verhalten? Gut möglich!
»Keine Ahnung ... Üblicherweise trinke ich nur Kognak oder Bier.«
»Dann solltest du wohl am besten, ein Einstiegsgetränk nehmen ...«, schlägt sie schulterzuckend vor und gleitet runter von der Tischplatte.
»Und das wäre?«, frage ich.
»Jacky-Cola!«
»Irgendwie klingt das eher nach einem harten Ausstiegsgetränk für mich«, murmele ich und wundere mich bald überhaupt nicht mehr darüber, dass sie meiner Bemerkung nur ein nervöses Kichern entgegenbringt. Jenes bildet nämlich auch einen großen Teil meines Benehmens, nachdem ich das dritte Glas von Janes kurioser Mischung aus ›Pfui-Teufel‹ und ›Lecker-Schmecker‹ intus habe und es ihr zur erneuten Befüllung reiche.
Mittlerweile haben wir unsere Viererrunde, bestehend aus einer kalten Cola-, einer warmen Jack Daniels-Flasche, mir und der bald angeheiterten Jane ins Wohnzimmer verlegt. Ihre zierliche Silhouette baut sich dann und wann vor dem Computer auf, der an der Stirnseite des Zimmers steht, und sorgt dafür, dass ausschließlich angenehme Tracks aus den kleinen Lautsprecherboxen in den Raum strömen. Das schwache Licht des Monitors ist wohlgemerkt das einzig vorhandene. Demnach herrscht schon bald nicht nur entspannte Stimmung, es ist tatsächlich Romantik, die mit ihrer ganzen Pracht die Luft anreichert.
Kitschig? Womöglich!
Unerwartet? Durchaus!
Ob ich etwas daran ändern würde? Nie im Leben!
Ich scheine hierher zu gehören. Genau an diesen Ort, in diese Zeit und an die Seite dieser Frau. Unsere Gespräche knüpfen sich wie von selbst, während die Umstände ohne die geringste Absicht ausgerechnet darauf hinauslaufen, worauf ich von Anfang an scharf war: wir zwei landen im ›Bett‹. Gut, es ist viel mehr ein gemütliches Sofa und ein einfaches Beisammensein, befriedigend ist es aber trotzdem. Mehr sogar, als es manch eine Ficknummer jemals war.
Jane liegt auf dem Rücken und erklärt mir, wie selten sie ernstgenommen wird, nur weil sie so aussieht, wie sie eben aussieht, unterdessen ich wie gebannt an ihren Lippen hänge und den richtigen Augenblick abpasse, um ihr den einzigen Blondinenwitz zu erzählen, den ich kenne.
Als sie dann plötzlich ganz ruhig wird, ahne ich meine Chance ...
»Warum rennt eine Blondine in der Badewanne ständig hin und her?«, platzt es unvermittelt aus mir heraus.
»Weil sie Seife ins Auge bekommen hat?«, rät sie einen Sekundenbruchteil später.
Lächelnd - ihre Antwort ist schließlich gar nicht so unlogisch - schüttle ich den Kopf.
»Rat weiter ...«, fordere ich sie auf.
Mit geschürzten Lippen und einem skeptischen Gesichtsausdruck, der seinesgleichen sucht, richtet Jane ihren Blick auf mich und erstarrt. Mein hämisches Lächeln tausche ich unbewusst gegen ein sanftes ein und verstehe sogleich, dass dies eine Konstante ist in Gegenwart dieses Engels. Und es ist mir vollkommen gleich, ob es ein gefallener oder ein amtierender in des Himmels Schoß ist.
Wie von selbst, suchen meine Finger den Kontakt zu ihrer zarten Haut, und treffen auf den heißen Samt ihrer Wange. Mein Daumen gleitet entlang der feinen Kontur ihrer Unterlippe, die sich sogleich von der noch besser geformten Schwester trennt und mich dadurch in ihren Bann zieht ... In Janes hauchzarte Fänge.
Dieser Mund ist wundersam einladend und sinnlich, schlussendlich sogar todbringend für meine Zurückhaltung, sobald er sich mit all seiner Weichheit in einem ergebenen Kuss an die Fingerkuppe drückt.
Ob es dann mein Stöhnen ist, oder ihres, welches im Einklang mit einem langsamen Song ertönt, vermag ich nicht mehr zuzuordnen. Nur eins ist ebenso klar, wie die kalte Nachtluft hinter der Fensterscheibe: Sobald ich der Versuchung ihres Mundes unterliege und mir das nehme, was so lange gewollt war, ist es pure Lust und Leidenschaft, die miteinander harmonieren.
Erkenntnis der Stunde: Selbst die Bitterkeit von Whisky verblasst, wenn die süße Hingebung einer wundervollen Frau in einen andauernden Kuss hineinfließt.
Gefühl der Sekunde: Wo zum Henker ist die Erde abgeblieben? Das hier kann unmöglich diese hektische Kugel sein, wo sieben Milliarden Seelen ihr Unwesen treiben ...
Die anfängliche Schüchternheit legt Jane bald ab und tastet sich unter meinen Sweater, den sie langsam aber bestimmt hochschiebt. Ohne groß darüber nachzudenken, was in der gegebenen Situation eh undenkbar ist, lasse ich mir das Oberteil
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