Mein ist dein Herz
Versuche, Sean gehen zu lassen, scheitern wiederum daran, dass er, seine Liebe, die Nähe zu seiner Familie und nicht zuletzt der Sex mein einziges Glück ausmachen. Ich habe nun nichts mehr, außer ihm. Nicht einmal die Selbstachtung konnte ich mir bewahren. Schuldgefühle, ein bis aufs Blut gereiztes Gewissen und das Gefühl, die Kontrolle über mein eigenes Leben zu verlieren, ist alles, was derzeit meine innere Welt ausmacht.
Und ungeachtet dessen, dass ich mich vor einer Enttarnung meiner Untreue fast mehr fürchte, als vor dem Tod, kann ich nicht aufhören, jede freie Minute in Sean zu investieren.
Er ist Leben.
Er ist Freude pur.
Er ist Leidenschaft en masse.
Er ist Kreativität, Sex-Appeal, Liebe und Spaß in einem. Wie also sollte ich ihm entsagen?
Zumal er der einzige Mann in meinem Leben ist, der etwas Liebenswürdiges in mir gefunden hat. Tyler verfolgt lediglich egoistische Zwecke, indem er mich an seiner Seite behält, die anderen Männer sehen das schöne ›Fickopfer‹ in mir. Sean hingegen hat etwas an mir entdeckt, was ihn dermaßen fasziniert hat, dass er meinetwegen sogar seinem Dasein als Weiberheld entsagte.
Nein! Sie haben recht! ›Witzig‹ geht anders. Allerdings ist das Leben und unser Schicksal bekannt für solche Späßchen. Ich würde so eine Sachlage niemandem an den Hals wünschen. Nicht einmal einer meiner Erzfeindinnen. Einfach NIEMANDEM!
»Fahren wir, Schatz? Ich kann es kaum erwarten, den Grund für deine Eifersucht zu erfahren«, bricht Seans warme Stimme in meine Gedanken. Seine Lippen durchbrechen derweil den Kältemantel, der sich immerzu um meinen Körper legt, wenn mir klar wird, was ich mir da leiste.
Nur er, seine Wärme, die mir entgegengebrachte Zärtlichkeit und dieser zauberhaft schöne Ort verschaffen mir eine kurze Verschnaufpause von der tristen Welt, in der ich zwischen den Wochenenden verweile.
»Ja! Lass uns aufbrechen!«
»I st das zu glauben, Jane?«, fragt Nancy. Ihr glückliches Lachen erreicht mich, aber auch wiederum nicht. Es fühlt sich jedenfalls ganz komisch an, wie ich mich derzeit fühle.
Fakt ist: Meine Freundin hat mir gerade verkündet, dass sie schwanger ist. Ich bin auch die Erste, die davon erfährt. Andererseits war ich auch so ziemlich die Erste, welche von Deans Vorhaben - Nancy einen Antrag zu machen - erfuhr, weil Adriana - Seans Mutter - es nicht länger für sich behalten konnte. Ein rundum freudiges Ereignis bahnt sich somit an. Nichtsdestotrotz muss ich mich zur Freude nahezu zwingen. Lediglich mein Verständnis, dass Nancy ihr Glück verdient hat und Dean wirklich ihr Traummann ist, bringt mir das Gefühl für meine eigenen Glieder zurück.
Ich umarme meine Freundin, teile bald darauf sogar ihre Freudentränen mit ihr und hibbele nun dem Augenblick entgegen, an dem Dean sie überrascht. Wir verlassen bald darauf das Badezimmer von Grandma Wildmann und gesellen uns zu den anderen.
Sean bedenkt mich, wie so oft, mit seinem hingebungsvollen Blick, der mir unter die Haut geht und verschränkt unsere Finger miteinander. Die Wärme seiner Hand breitet sich nach und nach in mir aus und vermittelt mir das Gefühl von Geborgenheit.
Als Dean dann aufsteht, halten wir beide die Luft an, als er dann auch noch vor Nancy auf die Knie geht und ihre Hand nimmt, verdrücken ich und Adriana heimlich eine Träne. Das leise ausgesprochene »Ja« von Nancy, ihr anschließend an Dean geflüsterter Satz und der folgende Kuss, welchen er auf ihren Bauch haucht, besiegelt daraufhin das Schicksal meines Make-ups.
Das nenne ich doch mal Happy End! Oder soll ich besser sagen Lucky Start?
»Glückwunsch Süße!«, flüstere ich, sobald ich mit meiner Gratulation an der Reihe bin.
»Du hast das gewusst, nicht wahr? Deswegen hast du auch so reagiert, als ich es dir vorhin gesagt habe ...«
»Ich wollte dir auf keinen Fall die Überraschung verderben!«, entschuldige ich mich.
»Hast du nicht! Ich bin die glücklichste Frau auf Erden!«
»Das bist du, Schätzchen und du hast es dir wirklich verdient.«
»Was tuschelt ihr beiden denn da?«, will nun auch Adriana wissen.
»Nichts! Mum!«, sagt Nancy und umarmt nun auch ihre zukünftige Schwiegermutter. Dass diese nun erneut von einer Tränenflut überschwemmt wird, wundert niemanden. Sie hat schließlich soeben ein neues Familienmitglied dazubekommen. Na gut, so gut wie. Aber was spielt das schon für eine neue Rolle? Spätestens, wenn sie von der Schwangerschaft erfährt, wird Adriana völlig
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