Mein ist dein Herz
schlimm?«
»Sag du es mir! Sie ist schwanger!«
Das muss ich erstmal sacken lassen. Mir war von vornherein klar, dass es nicht lange dauern wird, bis sie an diesem Punkt ankommen. Es war sozusagen vorhersehbar. Dennoch bin ich überrascht, WIE schnell es dazu kam.
»Wie lange schon?«
»Keine Ahnung. Sie hat es mir aber heute erst gesagt, deswegen denke ich, dass es noch ziemlich frisch ist.«
»Denkst du, dass es das war, was sie Dean während seines Antrages zugeflüstert hat?« Plötzlich habe ich das Bild vor mir, wie er ihren Bauch ›geknufft‹ hat und mir wird komischerweise ganz warm ums Herz. In Janes Gesicht sehe ich dieselbe weiche Mimik, wie die, mit der Nancy seiner Handlung begegnet ist.
»Unmittelbar, bevor dein Vater seinen Einwand ausgesprochen hat, dachte ich, dass sie sich darüber freuen würden. Weil es für ein liebendes Pärchen nichts Schöneres geben kann, als ein Baby zu bekommen. Ihre Herzen in einem neuen Menschen vereint ... Nun aber bin ich mir nicht einmal sicher, dass sie ihr Baby behalten. Und die Vorstellung, dass sie es abtreiben ...«
Diese Worte treiben ihr die Tränen in die Augen, und auch wenn ich es von ihr nicht anders kenne, gibt es diesmal einen gewaltigen Unterschied. Als ob sie das persönlich nehmen würde. Ein weiteres Mal erkenne ich, wie wenig ich über diese Frau weiß.
»Meine Eltern werden sich über das Baby freuen und glaub mir eins: Dean wird einen Teufel tun und Nancy eine Abtreibung machen lassen. Vergiss alles, was du über Männer zu glauben meinst, in dieser Hinsicht tickt mein Bruder ganz anders ...«
»Wirklich?«, schnieft sie und wirkt so verloren, dass ich sie kurzerhand in meine Arme ziehe.
Ist doch egal, wenn die ganze Welt nicht mehr rund läuft, DAS fühlt sich sehr gut an! Richtig!
Ein positiver Nebeneffekt: Jane wird auf der Stelle viel ruhiger.
»Wirklich, Schatz!«
»Das ist schön. Cicy und Dean haben ihr Glück wirklich verdient!«
Ach und wir nicht? , hallt es sogleich in meinen Gedanken. Es ist fast so, als gehörte dieser Sarkasmus zu meinem Unterbewusstsein. Überhaupt meldet sich das in letzter Zeit auffällig oft zu Wort und wird andauernd zum Grund für meine Bauchschmerzen. Als wollte es mich auf irgendwas aufmerksam machen, was meinem Bewusstsein entgeht. Blöd nur, dass ich die Triebfeder für meinen Unmut trotz aller Anstrengungen einfach nicht erfassen kann. Nur eins steht fest: Ich vermisse das eindeutige › WIR‹ !
B unte Leuchtpunkte liebkosen ihren entblößten Bauch, die fließenden Bewegungen ihrer Hände durchbrechen den Diskonebel und gehen im Takt mit dem Licht des Lasers. Den teils harten, teils verspielten Beat des Liedes gibt ihr hypnotisierender Hüftschwung wider, und während ich sie wie gebannt beobachte, gestehe ich mir wiedereinmal ein, dass es keine Zweite wie sie gibt. Niemals hat mich ein Mensch mehr fasziniert, als Jane.
Ihre Art, die Augen zu schleißen und dann sämtliche Sorgen im Tanz zu ertränken, ist einmalig. Die Begeisterungsfähigkeit für die kleinen und unbedeutenden Dinge des Lebens, ihre Liebe zur Natur und der ausgeprägte Sinn für Moral, gehören zu ihr und entschädigen mich dafür, dass diese Eigenschaften dem Rest der Menschheit fehlen.
»Wenn du sie so anstarrst, könnte man wirklich meinen, dass du in sie verliebt bist ...«, ertönt es neben mir. Mein Blick löst sich nur widerwillig von Janes Silhouette und trifft auf ein Gesicht, welches ich bereits erfolgreich aus meinem Gedächtnis gestrichen habe.
Das sie, meine ehemals erste Liebe, erste und einzige Beziehung vor Jane und meine erste ›Frau‹, ausgerechnet jetzt auftaucht, wundert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Meine kühle Resonanz zu ihrem plötzlichen Auftauchen dagegen sehr. Wenn ich es mir aber recht überlege, hatte mein Schicksal auch früher die Angewohnheit, diesen Teufel von Weib in mein Leben hereinzuspülen, sobald es mit mir bergauf geht.
Bisher verhielt es sich so, dass ich mich nach einer Begegnung mit ihr durch die Wochen und fremde Betten quälte. Weil sie mich immerfort an die schlaflosen Nächte und jenen Herzschmerz erinnert hat, die ich ihretwegen durchlitt.
Diesmal: Nichts.
Meine neue Freundin hat mich vor dem Albtraum A ILEEN geheilt!
Ich schaue sie mit derselben Nüchternheit an, wie alle anderen Frauen in meiner Umgebung. Ihre Augen - einst schienen sie himmelblau zu sein - sind kalt, das Lächeln überhaupt nicht verführerisch, eher berechnend und der Gesichtsausdruck,
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