Mein ist dein Herz
weil ihm diese Art der Zuwendung bereits gefehlt hat.
»Und?«, setze ich an. »Ahnst du, wie eine wahrheitsgemäße Antwort lauten würde?«
»Du suchst also nach dem Grund für meine Anwesenheit«, rät er und ich nicke. »Ich weiß ja nicht, ob ich dich enttäuschen werde oder im Gegenteil deine ›Befürchtungen‹ wahrwerden lasse, aber ich bin unseretwegen ... bei dir, meiner Freundin.«
»Definier die Bezeichnung Freundin ...«, fordere ich sogleich. Ein bisschen zu forsch, vielleicht. Jedoch sicherlich nicht ruppig genug, um Sean zu überraschen.
Zärtlich, um nicht zu sagen ehrfürchtig bringt er mich dazu, den Kopf in den Nacken zu legen und mein Gesicht seinen sanften Lippen darzureichen. »Was du bloß nicht alles wissen willst ...«, bedenkt er mit gedämpfter Stimme. Einem Eisklumpen gleich, zerfließe ich regelrecht unter der Hitze seines durchdringenden Blickes und der intensiven Liebkosung. »Ist dir eigentlich klar, dass man viel zu schnell altert, wenn man zu viel weiß?«
»Besser sterbe ich jung, als dumm!«, erwidere ich leise und werde von ihm in die Lippe gebissen.
»Wie ich dich kenne, erklärst du das sicherlich für Kitsch, wenn ich jetzt sage, dass du mich an die Personifizierung meiner Seele erinnerst. Deswegen müssen es wohl die banalsten Worte sein, derer ich mich bediene ...«
»Was der eine als Banalität abtut, erkläre ich meistens für die unverblümte Wahrheit.«
»Wo du recht hast, hast du recht. Behalte dies im Hinterkopf, wenn du gleich darüber urteilst, ob ich es so meine, wie ich es sage.« Es dauert viel länger, als gedacht, bis Sean die richtigen Worte gefunden hat. Für so viel Mühe muss ich ihm einfach meinen Dank zollen, dass er aber dabei seine Lippen, wie zwei samtbezogene Streichelwerkzeuge benutzt und mich damit meiner klaren Gedanken beraubt, finde ich dann dennoch link.
»Du bist die EINE , Jane. D IE Freundin, welche ich immer um mich herum haben will. Mit der ich lachen will, aber auch Tränen und Sorgen teilen möchte. Ich will dich auf die egoistischste und auf die selbstloseste Art genießen. Dir Freude und Liebe schenken. Einfach derjenige sein, der deinem Herz einen Grund gibt, um beständig weiter zu schlagen.«
Ha, ha! Blöd nur, dass es gerade ein paar Schläge aussetzt! , denke ich.
»Anders gesagt habe ich mir fest vorgenommen, bei dir zu bleiben, was auch immer geschehen mag. Du wirst mich nicht mehr los, außer du wünschst es dir ...«
»Wieso sollte ich mir das wünschen?«, frage ich, ohne Herr meiner Worte zu sein.
Die Poolbeleuchtung unterstreicht die Weichheit seiner Gesichtszüge. Und obwohl ich ihm sein junges Alter niemals zuvor dermaßen deutlich angesehen habe, wie in diesem Augenblick, gibt es dennoch diese wilde Entschlossenheit in seinem Blick. Wie ein Krieger, der die Waffe gezückt hat und bereit ist, sich in den Kampf zu stürzen. Ein echter ›Wilder‹, allerdings mit einem Übermaß an Liebe. Denn sein Reich, welches er verteidigen will, bin ich.
»Ich hoffe, dass du das für immer so siehst und mich niemals fortschickst, Honey!«
»Und ...«, beginne ich, senke den Blick auf seinen Mund und schlucke laut. Warum muss er auch derart einladend aussehen? Zum Anbeißen sinnlich! »... was ist mit unserer Streitigkeit?«
»Vergessen«, haucht Sean zusammen mit einem Kuss auf meine Stirn.
»Mein Verrat?«
»Vergeben.« Diesmal ist es meine Wange.
Die letzte Frage braucht etwas länger, um meine Lippen zu verlassen, ich weiß aber, dass sie dringend gestellt werden muss. »Der Tumor?«
»Ich denke, wir finden entweder eine Lösung, oder aber stürzen uns einfach ins Vergnügen ...«, bedenkt er mit einem herzerwärmenden, schiefen Lächeln.
»Ins Vergnügen?«, japse ich atemlos, weil Sean mich anhebt und unsere Körpermitten aneinander drückt.
»Schau doch, mit wie viel Elan, Nancy und Dean in dieses Becken gesprungen sind. Es muss einer Euphorie gleichen!«, erklärt er.
Scherze ausgeschlossen.
Ebenso wie Angst, übrigens.
Ich lehne mich von ihm und gehe buchstäblich in dem intensiven Gefühl seiner Nähe unter.
»Ich liebe dich, Jane! Mehr, als gut für mich wäre, aber mit jener Ehrlichkeit, die mich umbringt, sollte ich jemals den Versuch unternehmen, dich aus meinem Leben zu verbannen. Du bist, wie du bist und ich nehme dich mit Krankheit oder Eigenart. Solange es zu dir gehört, zählt es zu der Gesamtheit, die ich lieben werde.«
»Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass ein Mann wie du, so
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