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Mein ist der Tod

Mein ist der Tod

Titel: Mein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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stellte sie ihre Uhr auf die kontinentale Sommerzeit ein.

    Alexander Swoboda fluchte ins Telefon und knallte das Gerät auf den Küchentisch, nahm es wieder auf und entschuldigte sich.
    Tut mir leid. Bist du noch dran? Ich kann wirklich nicht begreifen, dass ihr so einen Anruf nicht weitergebt! Und wenn die Dame noch so alt war, habe ich euch beigebracht, jeder Spur zu folgen oder nicht? – Was heißt, ich wollte in Ruhe gelassen werden, natürlich will ich in Ruhe gelassen werden, aber Freya Paintner ist eine Kundin, sie hat Bilder von mir gekauft, und wenn so jemand sagt, dass er weiß, wer der Tote in den Fischerhäusern ist, dann teilt man mir das mit und lässt den Zettel nicht irgendwo rumliegen!
    Am anderen Ende gab Rüdiger Törring auf, sich zu rechtfertigen, und bot an, Frau Paintner selbst aufzusuchen.
    Nein, Turbo, das mach ich, und zwar allein.
    Er schaltete das Telefon aus. Dann ließ er sich von der Auskunft Freya Paintners Nummer geben.

    Sie habe schon gar nicht mehr mit seinem Anruf gerechnet und angenommen, der Fall sei gelöst.
    Swoboda hörte, dass sie log.
    Nein, nein, man scheint nur zu wissen, dass es sich um einen schwarzen Soldaten der französischen Armee handelt, der vermutlich aus einem Kriegsgefangenenlager geflohen ist. Aber es gibt aus den letzten Kriegstagen kaum reguläre Aufzeichnungen. Und er trug auch keine Erkennungsmarke.
    Kann er auch nicht, sagte sie.
    Was kann er nicht?
    Er kann keine Erkennungsmarke tragen, die habe ich. Genauer gesagt, ich hatte sie.
    Swoboda schwieg.
    Sind Sie noch da?
    Kann ich Sie besuchen? Wir müssen uns unbedingt unterhalten.
    Deshalb hatte ich ja angerufen, aber Ihre Kollegen meinten, Sie seien pensioniert.
    Bin ich auch. Trotzdem.
    Kommen Sie sofort! Es ist so herrliches Wetter, wir nehmen den Tee auf der Terrasse, und bitte bringen Sie keine Blumen mit. Bis gleich.

    Pfeifend und mit einer schwarzen Dokumentenmappe unterm Arm betrat Günther Korell den Ausstellungsraum der Galerie. Martina stand an der kleinen Küchentheke hinter dem Grafiktisch und wandte sich um. Er fand sie schön, in ihren Jeans und dem tief ausgeschnittenen Kaschmirpullover, den sie offenbar auf der nackten Haut trug und dessen Blau etwas dunkler war als das ihrer Augen.
    Mittag mit jungem Dichter, begrüßte sie ihn, wenn das kein Glück bringt! Espresso? Sandwich?
    Er setzte sich an den Besuchertisch und legte die Mappe vor sich hin.
    Nur wenn’s keine Mühe macht. Ich zahle mit neuen Gedichten.
    Als sie die beiden Tassen zum Tisch trug und das helle Licht von der Glastür her auf ihr Gesicht fiel, sah er, dass ihr Lächeln aufgesetzt war. Korell hatte ein untrügliches Gespür dafür, ob eine Frau etwas verbergen wollte. Er hätte selbst nicht sagen können, woran er das ablas, an Augen, Mund, Kopfhaltung, am Gang, an den Händen, vermutete aber, dass er diese Fähigkeit schon als Kind gelernt haben musste.
    Martina Matt holte einen Teller mit Schinkensandwiches, setzte sich, aß aber nicht, sondern zündete sich eine Zigarette an.
    Von deinem Gedichtband habe ich siebzehn Stück verkauft und über dreißig an die Presse verschenkt. Rezensionen: keine. Zweihundert liegen noch eingepackt im Keller. Seit sechs Jahren.
    So lange schon!
    Fünfeinhalb. Möchtest du, dass ich einen zweiten Band drucke?
    Ich möchte nur, dass du die neuen liest. Es geht dir nicht gut, stimmt’s? Ich will ja nicht in dich dringen –
    Kannst du nicht, unterbrach sie ihn.
    Er öffnete die Mappe, nahm ein Gedicht heraus und schob es ihr hin. Vielleicht macht dir das etwas gute Laune.
    Sie hob das Blatt auf und las:

    Was immer du klagst,
    ist vergebens.
    Liebe ist
    Summe des Lebens,
    ist das Gesetz der Gestirne,
    ist ihre Bahn und ihr Licht.
    Und was auch immer du wagst:
    Ohne sie leuchtest du nicht .

    Er beobachtete ihre Augen. Sie las das Gedicht ein zweites und ein drittes Mal. Mit Befriedigung nahm er wahr, dass sie sich anstrengte, keine Regung zu zeigen.
    Sie legte das Blatt ab, sah ihn nicht an. Der altvertraute, hohe Ton im Text gefiel ihr.
    Das ist schön. Aber es hat keinen Titel.
    Ich habe es erst heute früh geschrieben. Man könnte einen Frauennamen darüber setzen.
    Das wäre platt. Und die anderen Gedichte?
    Alle handeln von Liebe. Für einen Band sind es aber nicht genug. Ich denke an etwas anderes. An eine Lesung. Hier, in deiner Galerie. Am besten im Rahmen einer Vernissage. Du könntest dann noch ein paar von den Lyrikbänden verkaufen.
    Wäre ja nicht schlecht. Und

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