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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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sein, die Bullen haben mich
nach deiner Adresse gefragt. Du bist am Arsch,
Mann!«
    »Schönen
Dank auch. Aber wir sehen uns, mein Freund!« Kötter
hatte genug gehört. Er drückte den roten Knopf am Telefon
und schleuderte das Gerät an die Wand. Es zerbrach in seine
Teile. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er trat an das
Fenster und zog die bodenlangen, schwarzen Gardinen einen Spalt
breit auseinander. Von hier aus konnte man auf die Parkbuchten vor
dem Haus blicken. Sein Sprinter stand etwas abseits; er war zu
groß für die Standard-Parkbuchten. In dem Moment, als er
sich vom Fenster abwenden wollte, bemerkte er einen silbernen Audi,
der langsam die Straße entlangfuhr. Auf dem Dach des Audis
erkannte er eine auffällig lange Antenne - die Funkantenne
für den Polizeifunk. In dem Wagen saßen zwei Personen,
ein Mann und eine Frau. Sie blickten sich suchend um, dann deutete
die Frau auf den blauen Kastenwagen, der am Straßenrand
parkte. Der Mann nickte und lenkte den Wagen vor eine der
Einfahrten, die ursprünglich als Rettungsweg freigehalten
werden sollten.
    »Scheiße«,
zischte er. Er blickte sich panisch um. Sofort wich er vom Fenster
zurück und verschloss die Gardinen wieder. Eilig
schlüpfte er in seine Kleidung und angelte nach dem
Wagenschlüssel, der auf dem Tisch lag. Um Rebecca konnte er
sich nicht mehr kümmern. Leider. Doch es war höchste
Zeit, zu verschwinden. Kötter stürmte aus der Wohnung,
zog die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu und rannte
zu den Fahrstühlen. Es gab zwei, und er hoffte, dass er den
Bullen nicht in die Arme lief. Sekundenlang überlegte er, ob
er sich für das Treppenhaus entscheiden sollte, doch wenn die
beiden etwas Grips im Kopf hatten, dann würden sie
wahrscheinlich den Lift und das Treppenhaus nach ihm durchsuchen.
Dann kam ihm eine Idee. Er hatte in Sekunden einen Plan
geschmiedet, der ihm den Weg in die Freiheit ermöglichen
würde.
    Sie würden ihn
nicht kriegen.
    Sie waren langweilige
Sterbliche, graue Tagmenschen und er war ihnen überlegen.
Rebeccas Verlust würde er verschmerzen können. Nun musste
er zunächst an sich denken. Nichts und niemand durfte ihn
davon abhalten.

 
    75
    14.05
Uhr
    »Wo sind denn
die Kollegen von der Streife?« Franka blickte sich suchend
um. Von der Streifenwagenbesatzung, die Bever ihnen als
Verstärkung versprochen hatte, war weit und breit nichts zu
sehen.
    »Wollen wir
warten?« Micha nestelte an seiner Jackentasche herum und zog
die zerknautschte Zigarettenpackung heraus.
    »Rauch jetzt
nicht noch eine.« Franka schüttelte den Kopf. »Wir
dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Franka - bitte.
Sei nicht kindisch. Kai Kötter ist hoch intelligent. Er wird
einen Teufel tun und sich das nächste Opfer für sein
Ritual nach Hause einladen!« Micha lachte. Doch als er in
Frankas versteinertes Gesicht blickte, stopfte er die
Zigarettenpackung wieder zurück in die Tasche und zuckte die
Schultern.
    »Also
gut«, seufzte er. »Dann warten wir eben nicht hier
unten. Lass uns reingehen.« Er trat an den Hauseingang und
legte die flache Hand auf das Klingelbrett, nachdem er sich
versichert hatte, dass der Name Kötter dort auftauchte.
»Vierter Stock« murmelte er und drückte diverse
Klingelknöpfe.
    »Das wollte ich
immer schon mal tun«, grinste er wie ein kleiner
Junge.
    »Nur das
Wegrennen hängt jetzt nicht dran«, murmelte
Franka.
    »Der Zweck
heiligt die Mittel, und irgendjemand wird uns schon
aufmachen.« Kaum, dass Micha ausgesprochen hatte, wurde es in
der Gegensprechanlage des großen Miethauses unruhig.
Verschiedene Sprecher fragten nach seinem Begehren; einige Mieter
drückten ohne sich zu versichern, wer da ins Haus wollte,
einfach den Türöffner. Das Schloss summte wie eine wilde
Hornisse, Franka rief noch ein flüchtiges »Danke,
Kriminalpolizei, bitte verlassen Sie Ihre Wohnung nicht!« und
stürmte hinter Micha her, der im Laufen die Waffe aus dem
Halfter gezogen hatte, nachdem er einen Keil zwischen Tür und
Rahmen gelegt hatte. So konnten die Kollegen der Streife im
Zweifelsfall gleich hochkommen. Im dunklen Hausflur angekommen,
verharrten sie kurz. »Fahrstuhl oder Treppe?«, fragte
Franka und zog nun ebenfalls ihre Dienstwaffe.
    »Einer
Fahrstuhl, einer die Treppe«, flüsterte Micha, so als
befürchtete er, dass Kai Kötter sie bereits hören
konnte.
    »Es gibt zwei
Aufzüge«, entgegnete Franka. »Wo bleiben denn die
Kollegen?«, zischte sie wütend.
    »Also gut - wir
müssen pokern: Einer Treppe und

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