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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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über die matschigen Straßen, und er musste
sich zwingen, behutsam mit dem Gaspedal umzugehen. Er fragte sich,
wann der Winterdienst endlich in der Lage war, mit dem Schnee
fertig zu werden und trommelte nervös auf dem Lenkrad herum.
Immer wieder drifteten seine Gedanken zu Rebecca, die er achtlos in
seiner Wohnung hatte zurücklassen müssen. Sie waren ihm
verdammt dicht auf den Fersen, und er musste sich einen neuen Kurs
ausdenken, um die Bullen aufs Glatteis zu führen.
    Die Karre, dachte er.
Die verdammte Karre ist auffällig, sie muss endlich weg. Er
stoppte den Wagen an einem Taxistand am Wichlinghauser Markt. Den
Motor ließ er im Leerlauf vor sich hin tuckern, damit die
Heizwirkung nicht nachließ und damit die Scheiben nicht
beschlugen. Die missbilligenden Blicke der am Stand wartenden
Taxifahrer ignorierte er. An der Bushaltestelle gegenüber
standen vermummte Gestalten in der Kälte und warteten auf den
nächsten Bus. Ein Junge von vielleicht zehn Jahren unterbrach
das Spiel auf seiner Game-Konsole und grinste blöde zu ihm
herüber. Kötter zog sein Handy aus der Innentasche seines
Mantels und schaltete es ein. Das tat er nur, wenn er wirklich
telefonieren musste. Er wusste, dass eine Handyortung eine Sache
von wenigen Minuten war, bis sie ihn hatten.
    Die Sekunden, bis sich
das Telefon ins Netz eingewählt hatte und das Betreiberlogo im
Display erschien, kamen ihm unendlich lange vor. Es dauerte einen
Augenblick, dann konnte er auf den internen Speicher des Telefons
zugreifen und rief eine gespeicherte Nummer auf. Dann endlich
meldete sich sein Gesprächspartner.
    »Es ist zu
früh, deine Ladung kommt frühestens um sechs
Uhr.«
    »Ich brauch eine
andere Karre«, erwiderte er.
    »Warum?«
Sein Chef stutzte. Er wurde grundsätzlich stutzig, wenn einer
seiner Fahrer nach einem anderen Fahrzeug verlangte, denn dann war
meistens etwas im Busch. In der Regel kostenintensive
Reparaturen.         
    »Der Motor macht
komische Geräusche, damit kann ich die Tour heute Nacht
unmöglich fahren, ohne liegen zu bleiben.«
    »Scheiße.«
    Er interessierte sich
nicht im Geringsten für die Sorgen seines Chefs.
    »Ich bin in zehn
Minuten bei dir. Hast du eine Karre für mich
frei?«
    »Ich muss
umdisponieren, dann kannst du den alten LT haben.«
    »Mir egal.
Irgendwas. Bis gleich.« Er drückte die rote Taste und
schaltete das Handy wieder aus, um es in die Tasche zu stecken. Die
Ampel an der Kreuzung Wichlinghauser Straße stand auf rot,
und es hatte sich ein kleiner Rückstau bis zum Taxistand
gebildet. Neben ihm standen die Autos, und als er den Gang einlegte
und den Blinker setzte, um sich in den Verkehr einzuordnen, wurde
ihm siedendheiß klar: Neben ihm stand ein Polizeiwagen. Einer
dieser neuen, blausilbernen Passat Kombi.
    Innerhalb einer
einzigen Sekunde perlte Schweiß auf seiner Stirn, und er
hatte Probleme, das Zittern seiner Hände unter Kontrolle zu
bekommen. Ihm wurde schwindelig, und hätte er nicht auf dem
Fahrersitz des Lieferwagens gesessen, wäre er womöglich
zusammengesackt. Die uniformierte Beamtin auf dem Beifahrersitz
wandte den Kopf und blickte ihm direkt in die Augen.
    Ein Horrorszenario
lief vor seinem geistigen Auge ab.
    Er sah, wie die
Polizisten ihren Wagen mitten auf der Straße stoppten, wie
sie ausstiegen und ihn aus dem Fahrerhaus des Kastenwagens zerrte,
um ihm gleich die Handschellen anzulegen. Wie er in den Fond des
Streifenwagens verfrachtet und gleich dem Haftrichter
vorgeführt würde. Wie würde er dann an frisches Blut
kommen, um so weiter zu leben, wie er es bisher getan hatte? Die
kennen mich nicht, schrie alles in ihm, als die Beamtin, eine junge
zierliche Blondine, zu ihm hinauf lächelte. Die Ampel
schaltete auf Grün, und der Verkehr in Richtung Wichlinghauser
Straße rollte an.
    Nichts geschah. Der
Albtraum, der wie ein Film in seinem Kopf abgelaufen war,
zerplatzte und holte ihn in die Realität zurück. Der
Streifenwagen rollte an ihm vorüber, er fuhr an und ordnete
sich in den nun wieder fließenden Verkehr ein. Die Polizisten
bogen nach rechts in die Westkotter Straße ab. Er hatte
bereits das alte Viadukt am Fuße der Wichlinghauser
Straße erreicht, als sich sein Puls wieder einigermaßen
normalisiert hatte. An der T-Kreuzung bog er nach rechts in die
Berliner Straße ein und passierte schon nach wenigen Metern
die Stelle, an der er Mandy Klimmek für die Nachwelt drapiert
hatte, nachdem er mit ihr fertig gewesen war.
    Das Foto vom Fundort
der Leiche

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