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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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verdienen
daran.«
    »Das ist nicht
verboten.« Wiesinger lehnte sich in seinem Sessel zurück
und verschränkte mit einem weltmännischen Grinsen die
Hände hinter dem Kopf.
    »Und um die
Richtigkeit Ihrer Angaben zu überprüfen, werden unsere
IT-Spezialisten sich die Daten Ihres Rechners ansehen«,
konterte Brosse und umrundete Wiesingers Schreibtisch. Dessen
Grinsen war plötzlich wie ausgelöscht, als er mit ansehen
musste, wie der junge Kommissar den Hauptschalter der Steckerleiste
betätigte und damit die Stromzufuhr des Computers
unterbrach.
    »Das können
Sie nicht machen«, brüllte Wiesinger und sprang mit
hochrotem Kopf auf.
    »Das können
wir sehr wohl tun«, entgegnete Schimpf mit einem Kopfschütteln.
»Den Empfang des Rechners werden wir Ihnen
selbstverständlich quittieren. Für die Übergangszeit
besitzen Sie sicherlich noch einen zweiten Rechner, mit dem Sie
arbeiten können. Sie sichern doch Ihre
Daten?«
    Brosse hatte die
Kabelverbindungen des PC an der Rückseite des Gehäuses
gelöst und klemmte sich den Rechner unter den Arm. Er nickte
seinem Vorgesetzten zu.
    »Können wir
dann?«
    Hans Schimpf nickte
und wandte sich im Gehen noch einmal an Bernd Wiesinger.
    »Sie sollten die
Stadt nicht verlassen und sich für uns bereit
halten.«
    Wiesinger schwieg,
doch der Blick, mit dem er die beiden Kommissare bedachte, sprach
Bände. Am liebsten hätte er die beiden rücklinks
erschossen. Doch die kleine Pistole, die sich für
Notfälle in seiner Schublade befand, hatte er
verliehen.
    Dass damit bereits ein
Mensch erschossen worden war, ahnte Wiesinger in diesem Moment
nicht.

 
    74
    13.30
Uhr
    Er hatte ihr Fleisch
nicht gegessen. Nur langsam fiel die Erregung von ihm ab,
träge erholte sich sein Herzschlag. Mit einem eher zaghaften
Biss hatte er ihre Haut aufgeritzt, so lange nur, bis ein feiner
Blutfaden über ihren zierlichen Hals rann. Er hatte an der
Stelle, aus der das Blut ausgetreten war, eine winzige Wunde
hinterlassen, nur ein wenig gesaugt und ihr dann das Blut
weggeküsst.
    Wie gut sie geschmeckt
hatte.
    Doch jetzt, als er
seine Zähne in ihre Kehle schlagen wollte, klingelte das
verdammte Telefon auf dem Board im Flur. Kai Kötter
zögerte. Er ließ von seinem Opfer ab, das noch immer
wehrlos unter ihm lag, warf einen gehetzten Blick über die
Schulter, blickte auf Rebecca herab, wartete einen
Moment.
    Sekunden rannen dahin
wie Gummi. Der Klingelton des Telefons wurde lauter und nahm etwas
Mahnendes an, das an seinen Nerven zerrte. Es war nicht der
richtige Moment, um ein Telefonat anzunehmen. Doch es war bereits
das zweite Mal in einer kurzen Zeit, dass sein Telefon klingelte.
Manchmal meldete sich tagelang kein Mensch bei ihm. Womöglich
war etwas passiert. Er ließ von Rebecca ab und leckte sich
genießerisch über die Lippen, während er
unbekleidet das Wohnzimmer durchschritt und den Flur erreichte, der
dunkel vor ihm lag. Nur das wütende Blinken des Displays war
zu sehen. Er griff nach dem schnurlosen Gerät und meldete sich
mit einem knappen »Hallo?«, wobei er versuchte, seinen
keuchenden Atem in den Griff zu bekommen.
    »Ich hatte
gerade Besuch von den Bullen. Sie haben mir die Kiste weggenommen -
jetzt sind wir endgültig am Arsch, Mann!«
    Kötter erkannte
die Stimme des aufgebrachten Anrufers: Bernd Wiesinger. Er musste
lachen. »Was heißt, wir sind am Arsch? Du hast doch
dieses Forum. Ich bin nur der Fotograf.«
    »Und du konntest
nicht einfach nur deinen Job machen, für den ich dich bezahle,
sondern musstest bei der Klimmek handgreiflich werden. Du bist ein
Kranker! Ich hätte den Bullen erzählen sollen, wie du
drauf bist! Ich werde deinetwegen in den Bau gehen, nachdem sie mir
meine Existenz kaputt gemacht haben! Man sollte dir einen Killer
auf den Hals schicken, Kötter!«
    »Du weißt,
was dir dann blühen würde.« Er kehrte mit dem
Telefon am Ohr ins Wohnzimmer zurück. Dort lag Rebecca immer
noch auf dem Sofa. Sie hatte sich auf die Seite gedreht und lag nun
in einer embryonalen Haltung vor ihm. Es schien, als schliefe sie.
Wenn sie wieder zu sich kam, würde sie sich nicht mehr an das,
was mit ihr geschehen war, erinnern können. Nur die Tatsache,
dass sie unbekleidet war und eine leichte Bisswunde am Hals hatte,
würde noch daraufhinweisen, dass etwas passiert war,
während die Tropfen ihre Wirkung entfaltet und ihr Bewusstsein
außer Kraft gesetzt hatten.
    »Ist jetzt auch
scheißegal«, drang die Stimme von Wiesinger an seine
Ohren. »Du solltest auf der Hut

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