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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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lautlos die Stufen hinauf.
    Laura befand sich in dem Zimmer, das ihres gewesen war, bevor ihre Eltern in die Concord Avenue umzogen, als sie sechzehn war. Er hatte sie an Händen und Füßen gefesselt und ihren Mund mit einem Knebel verschlossen. Sie lag auf dem Bett, ihr goldenes Abendkleid glitzerte in der Dunkelheit.
    Sie hatte ihn nicht hereinkommen hören, und als er sich über sie beugte, konnte er ihr entsetztes Aufstöhnen hören. »Ich bin wieder da, Laura«, flüsterte er. »Freust du dich nicht?«
    Sie versuchte, vor ihm zurückzuweichen, und rollte sich zusammen.
    »Ich b-b-bin d-die Eu-Eule, und ich l-l-lebe in ei-ei-einem …«, flüsterte er. »Du fandest das komisch, mich nachzuäffen, nicht wahr? Und jetzt, findest du nicht, dass es jetzt auch komisch ist, Laura?«

    Mit der Nachtsichtbrille konnte er die panische Angst in ihren Augen sehen. Wimmernde Geräusche drangen aus ihrer Kehle, während sie den Kopf hin und her bewegte.
    »Das ist nicht die richtige Antwort, Laura. Du findest doch, dass es komisch ist. Ihr Mädchen, ihr findet es alle komisch. Zeig mir, dass du es komisch findest. Zeig es mir.«
    Langsam bewegte sie den Kopf nickend auf und ab. Mit einer schnellen Bewegung löste er den Knebel. »Nicht schreien, Laura«, flüsterte er. »Niemand wird dich hören, und wenn du es doch tust, werde ich dieses Kissen auf dein Gesicht drücken. Hast du verstanden?«
    »Bitte«, flüsterte Laura. »Bitte …«
    »Nein, Laura, ich will nicht, dass du ›bitte‹ sagst. Ich will, dass du mich nachäffst. Du sollst meinen Satz aus dem Stück sagen, und dann sollst du lachen.«
    »Ich b-b-bin d-die Eu-Eule, und ich l-l-lebe in ei-ei-einem … B-B-Baum.«
    Er nickte zustimmend. »So ist es richtig. Du bist sehr gut im Nachäffen. Jetzt tu so, als ob du mit den anderen Mädchen am Mittagstisch sitzen würdest, und fang an zu kichern, zu prusten, zu giggeln und zu lachen. Ich möchte sehen, wie köstlich ihr euch amüsiert habt, nachdem du dich über mich lustig gemacht hast.«
    »Das kann ich nicht … es tut mir leid …«
    Er hob das Kissen hoch und hielt es über ihr Gesicht.
    Verzweifelt begann Laura zu lachen, schrille, kreischende, hysterisch blökende Töne. »Ha … ha …ha …« Tränen stürzten ihr aus den Augen. »Bitte …«
    Er drückte ihr die Hand auf den Mund. »Du wolltest gerade meinen Namen sagen. Das ist verboten. Du darfst mich nur ›die Eule‹ nennen. Das mit dem Nachmachen der kichernden Mädchen, das wirst du noch ein bisschen üben müssen. Jetzt werde ich dir die Fesseln an den Händen abnehmen, damit du etwas essen kannst. Ich habe dir Suppe und ein Brötchen mitgebracht. Ist das nicht nett von mir?
Danach werde ich dir erlauben, auf die Toilette zu gehen. Später, wenn du wieder in der sicheren Schlafposition bist, werde ich die Nummer vom Hotel auf meinem Handy eingeben. Du wirst der Rezeptionistin sagen, dass du bei Freunden bist, dass du noch keine genauen Pläne hast und dass du das Zimmer noch etwas länger behalten willst. Hast du das verstanden, Laura?«
    Ihre Antwort war kaum zu hören: »Ja.«
    »Wenn du auf irgendeine Weise versuchst, um Hilfe zu bitten, wirst du sofort sterben. Hast du verstanden?«
    »J-Ja.«
    »Schön.«
    Zwanzig Minuten später leitete das computergesteuerte Telefonsystem des Glen-Ridge House einen Anrufer weiter, der die »3« für Reservierungen gedrückt hatte.
    Das Telefon am Empfang klingelte. Die Angestellte nahm den Hörer auf und nannte ihren Namen: »Empfang. Mein Name ist Amy.« Ihre Züge hellten sich auf. »Oh, Miss Wilcox, wie schön, dass Sie sich melden. Wir waren alle so besorgt. Oh, Ihre Freunde werden sehr erleichtert sein, dass Sie angerufen haben … Selbstverständlich werden wir das Zimmer weiter für Sie zur Verfügung halten. Sind Sie auch sicher, dass es Ihnen gut geht?«
    Die Eule brach die Verbindung ab. »Das hast du sehr gut gemacht, Laura. Deine Stimme klang ein bisschen angestrengt, aber das ist wohl verständlich. Vielleicht hast du ja doch das Zeug zu einer Schauspielerin.« Er klebte ihr den Knebel wieder auf den Mund. »Ich komme irgendwann wieder. Versuch, ein bisschen zu schlafen. Du darfst auch gerne von mir träumen.«

38
    JAKE PERKINS WUSSTE, dass der Empfangschef, der ihn aus dem Glen-Ridge hinausgeworfen hatte, um zwanzig Uhr Dienstschluss hatte. Das hieß, dass er irgendwann nach acht zurück ins Hotel gehen konnte und sich ein bisschen mit Amy Sachs, der anderen Angestellten vom Empfang,

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