Mein ist die Stunde der Nacht
gedreht habe, dass ich mithören konnte. Amy, fünf
von Lauras Freundinnen sind tot. Wenn sie irgendwo gefangen gehalten wird, schwebt sie vielleicht in Lebensgefahr.«
Sam Deegan hatte sein Handy nach dem Gespräch mit Jean gerade wieder weggelegt, als er den Anruf vom Empfang des Glen-Ridge erhielt. Seine erste Reaktion war der Gedanke, dass Laura Wilcox eine bemerkenswert selbstsüchtige Frau sein musste. Nicht nur hatte sie die Gedenkfeier für ihre Freundin versäumt, sie hatte auch ihre übrigen Freunde in großer Sorge um sie gelassen und den Taxifahrer um eine Fahrt geprellt, weil sie ihm nicht abgesagt hatte. Gleichzeitig beschlich ihn ein ungutes Gefühl angesichts der vagen Erklärung, die sie der Rezeptionistin für ihr Verhalten geliefert hatte, und deren Einschätzung, dass Lauras Stimme nervös oder verkatert geklungen habe.
Jake Perkins’ nachfolgender Anruf verstärkte dieses Gefühl, besonders da Jake betonte, Wilcox habe seinem Eindruck nach ängstlich geklungen. »Meinen Sie wie Miss Sachs, dass es genau zehn Uhr dreißig war, als Laura Wilcox angerufen hat?«, fragte Sam.
»Ja, genau halb elf«, bestätigte Jake. »Haben Sie vor, den Anruf zurückzuverfolgen, Mr Deegan? Ich meine, wenn sie ihr Handy benutzt hat, könnten Sie herausfinden, aus welcher Gegend der Anruf gekommen ist, nicht wahr?«
»Ja, das ist richtig«, erwiderte Sam gereizt. Dieser Knabe schien ein ewiger Klugscheißer zu sein. Auf der anderen Seite wollte er nur behilflich sein, daher war Sam geneigt, Nachsicht walten zu lassen.
»Ich werde mich bemühen, die Augen weiterhin für Sie offen zu halten«, sagte Jake zufrieden. Der Gedanke, dass Laura Wilcox möglicherweise in Gefahr schwebte und er einen Beitrag zu den Ermittlungen leistete, erfüllte ihn mit dem Gefühl, wichtig zu sein.
»Tun Sie das«, sagte Sam. Widerstrebend fügte er hinzu: »Und danke, Jake.«
Sam drückte auf den Knopf, um das Gespräch zu beenden, setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Es war klar, dass für die nächsten paar Stunden keine Rede von Schlaf sein konnte. Er musste Jean verständigen, dass Laura im Hotel angerufen hatte, und er brauchte einen richterlichen Befehl, um die gespeicherten Daten über Anrufe im Hotel einsehen zu können. Er wusste, dass die Anlage im Glen-Ridge über eine Anruferkennung verfügte. Sobald er die Nummer hatte, konnte er bei der Telefongesellschaft den Namen des Teilnehmers ermitteln sowie den Standort der Basisstation, die den Anruf weitergeleitet hatte.
Von den Richtern in Orange County, die die Anweisung erlassen konnten, wohnte Judge Hagen in Goshen vermutlich am nächsten. Sam rief zunächst das Büro des Bezirksstaatsanwalts an, um sich Hagens Telefonnummer geben zu lassen. Dass er die Absicht hatte, einen als brummig geltenden Richter im Schlaf zu stören, anstatt bis zum Morgen zu warten und erst dann die Suche nach der vermissten Laura aufzunehmen, zeigte ihm, wie sehr sich sein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache gesteigert hatte.
39
JEAN HATTE DIE RUFLAUTSTÄRKE ihres Handys auf die höchste Stufe gestellt, weil sie Angst hatte, sie könnte einen Anruf versäumen, wenn sie zu Bett ginge. Sam hatte die Möglichkeit erwähnt, dass der Unbekannte, der ihr die Faxe geschickt hatte, einen Schritt weitergehen und sie anrufen könnte. »Gehen Sie ruhig weiter davon aus, dass es nur um Geld geht«, hatte er gesagt. »Jemand möchte Sie glauben machen, dass Lily in Gefahr ist. Wollen wir hoffen, dass sein nächster Schritt sein wird, Sie anzurufen. Und wenn er das tut, können wir den Anruf zurückverfolgen.«
Es war ihm gelungen, sie ein wenig zu beruhigen. »Jean, lassen Sie sich nicht von Ihren Sorgen übermannen, sonst werden Sie selbst zu Ihrem ärgsten Feind. Sie haben mir gesagt, dass Sie niemandem von dem Kind erzählt haben und dass Sie in Chicago nur unter dem Mädchennamen Ihrer Mutter bekannt waren. Dennoch hat es jemand herausgefunden. Das kann vor kurzem passiert sein oder auch vor neunzehneinhalb Jahren, als Ihr Kind geboren wurde. Wer weiß? Sie müssen sich jetzt zusammenreißen. Versuchen Sie, sich zu erinnern, ob Sie jemanden in Dr. Connors’ Praxis gesehen haben, als Sie ihn aufgesucht haben, vielleicht eine Sprechstundenhilfe oder eine Sekretärin, die sich zusammengereimt hat, weshalb Sie dort waren, und die neugierig genug war, um herauszufinden, zu wem Ihr Baby gekommen ist.
Vergessen Sie nicht, dass Sie durch Ihren Bestseller zu einer berühmten Persönlichkeit
Weitere Kostenlose Bücher