Mein ist die Stunde der Nacht
wird sie es unter keinen Umständen brechen.«
Ich kann nur hoffen, dass Sie Recht haben, dachte Craig Michaelson. »Bitte lassen Sie mich wissen, was Meredith Ihnen erzählt, Charles.«
»Selbstverständlich.«
Eine Stunde später rief General Charles Buckley zurück. Seine Stimme klang unruhig. »Craig«, sagte er, »Sie hatten Recht mit Ihrer Skepsis in Bezug auf das Fax. Meredith ist sich absolut sicher, Laura Wilcox niemals persönlich begegnet zu sein, und sie hat nicht die geringste Ahnung, wo sie die Haarbürste verloren haben könnte. Ich hätte weiter nachgefragt, aber morgen Früh hat sie eine wichtige Prüfung, und sie hat ziemliche Angst davor, deshalb wollte ich sie nicht noch mehr aufregen. Sie freut sich, dass ihre Mutter und ich« – er stockte kurz, fuhr dann jedoch mit fester Stimme fort – »dass ihre Mutter und ich sie besuchen wollen. Wenn alles gut verläuft, werden wir ihr am Wochenende von Jean Sheridan erzählen und ihnen die Gelegenheit geben, einander kennen zu lernen. Ich habe Meredith gebeten, mir zu versprechen, so lange in der Akademie zu bleiben, bis wir kommen, aber sie hat nur gelacht. Sie meinte, sie habe am Freitag eine weitere Prüfung und darüber hinaus noch so viel zu lernen, dass sie bis Samstagmorgen kaum aus ihrem Zimmer kommen werde. Trotzdem hat sie es mir versprochen.«
So weit scheint alles in Ordnung, dachte Craig Michaelson, als er auflegte. Aber gleichzeitig steht jetzt so gut wie sicher fest, dass dieses Fax nicht von Laura Wilcox kam, und davon muss ich Jean Sheridan in Kenntnis setzen.
Um sie schnell bei der Hand zu haben, hatte er Jeans Visitenkarte unter das Telefon auf seinem Scheibtisch gelegt. Er nahm sie in die Hand, hob den Hörer ab und begann, die Nummer einzugeben. Doch plötzlich hielt er inne und unterbrach die Verbindung. Sie war nicht diejenige, die er anrufen sollte, dachte er. Sie hatte ihm die Nummer dieses Ermittlers vom Büro des Bezirksstaatsanwalts gegeben. Wo hatte er die hingelegt? Und wie war gleich sein Name?
Nachdem er eine Weile auf seinem Schreibtisch gesucht hatte, fand er den Zettel mit der Notiz: Sam Deegan, gefolgt von einer Telefonnummer. Das ist es, dachte Michaelson, und wählte die Nummer.
66
LETZTE NACHT – ODER WAR es heute Morgen gewesen? – hatte er eine Decke über sie gelegt. »Du frierst ja, Laura«, hatte er gesagt. »Das muss nicht sein. Es war gedankenlos von mir.«
Er war freundlich zu mir, dachte Laura dumpf. Er hatte sogar Marmelade zu dem Brötchen mitgebracht und sich daran erinnert, dass sie Magermilch in ihren Kaffee nahm. Er war so ruhig gewesen, dass sie sich fast entspannt hatte.
Das war es, woran sie denken wollte – nicht daran, was er gesagt hatte, als sie auf dem Stuhl saß und ihren Kaffee trank, die Füße immer noch gefesselt, aber die Hände frei: »Laura, ich wünschte, du könntest begreifen, was für ein Gefühl das ist, wenn ich durch die stillen Straßen fahre und nach Beute Ausschau halte. Das will gelernt sein, Laura. Man darf niemals zu langsam fahren. Eine Polizeistreife, die irgendwo auf der Lauer liegt, kann genauso leicht ein Auto kontrollieren, das zu langsam fährt, wie eines, das zu schnell unterwegs ist. Weißt du, Leute, die zu viel getrunken haben, machen im Allgemeinen den Fehler, dass sie im Schneckentempo fahren, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie ihren Fahrkünsten nicht mehr trauen – und eben auch ein sicheres Zeichen für die Polizei.
Letzte Nacht habe ich nach Beute gesucht, Laura. Und weil ich an Jean denken musste, habe ich beschlossen, nach
Highland Falls zu fahren. Dort fanden nämlich immer die heimlichen Treffen mit ihrem Kadetten statt. Hast du das gewusst, Laura?«
Laura hatte als Antwort nur den Kopf geschüttelt. Das hatte ihn in Rage gebracht.
»Laura, sprich mit mir! Hast du gewusst, dass Jean eine Affäre mit diesem Kadetten hatte?«
»Ich habe sie einmal zusammen gesehen, als ich bei einem Konzert in West Point war, aber ich habe mir nicht viel dabei gedacht«, sagte Laura. »Jeannie hat niemandem von uns ein Wort über ihn gesagt. Wir wussten nur, dass sie sehr oft nach West Point gegangen ist, weil sie schon damals geplant hat, ein Buch darüber zu schreiben.«
Die Eule nickte, zufrieden mit ihrer Antwort. »Ich wusste, dass Jean oft am Sonntag mit ihrem Notizheft dorthin ging und sich auf eine der Bänke setzte, von denen man auf den Fluss blickt«, sagte er. »An einem Sonntag habe ich sie dort gesucht, und dabei habe ich gesehen,
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