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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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unangenehmer Gedanke. Jedes Mal, wenn ich dieses Zimmer verlasse, riskiere ich, dass ich einen Anruf von Laura versäume. Aber ich kann schließlich nicht Tag und Nacht hier verbringen. Moment mal! Ich glaube, man kann bei diesem Zimmertelefon eine Nachricht aufsprechen.
    Sie las die Gebrauchsanweisung auf dem Gerät durch, nahm den Hörer ab und drückte den Aufnahmeknopf für Nachrichten. Sie gab sich Mühe, deutlich zu sprechen, und sagte etwas lauter als gewöhnlich: »Hier spricht Jean Sheridan. Wenn Sie mich dringend erreichen wollen, dann rufen Sie mich bitte auf dem Handy an, 202 - 555 - 5314. Ich wiederhole: 202 - 555 - 5314.« Sie zögerte kurz und fügte dann hastig hinzu: »Laura, ich möchte dir helfen. Bitte ruf mich an!«
    Mit der einen Hand legte sie den Hörer auf, mit der anderen fuhr sie sich über die Augen. Die Euphorie, die sie bei dem Gedanken empfunden hatte, Lily befände sich in Sicherheit, war verflogen, und dennoch weigerte sich etwas in ihr zu glauben, dass Laura nicht der Absender des Faxes war. Die Angestellte, die Lauras ersten Anruf entgegengenommen hat, hat gesagt, sie habe nervös geklungen, erinnerte sie sich. Sam hat mir erzählt, dass Jake Perkins, der diesen Anruf mitgehört hat, denselben Eindruck hatte. Robby Brents Anruf, bei dem er die Stimme Lauras imitiert und gesagt hat, alles
sei in Ordnung, war nichts anderes als einer seiner Tricks. Wahrscheinlich hat er Laura zu diesem Werbemanöver überredet, und jetzt hat sie Angst vor den Folgen bekommen. Und ich glaube, wenn sie mir die Drohungen gegen Lily nicht selbst geschickt hat, dann weiß sie zumindest, wer es gewesen ist. Deshalb muss ich sie davon überzeugen, dass ich ihr helfen will.
    Jean stand auf und griff automatisch zu ihrer Handtasche, entschied sich dann jedoch anders. Stattdessen steckte sie ein Taschentuch, ihr Handy und den Zimmerschlüssel in die Tasche ihrer Jacke. Nach kurzem Überlegen fischte sie einen Zwanzig-Dollar-Schein aus ihrem Portmonee. Dann kann ich eventuell irgendwo ein Croissant essen, dachte sie.
    Als sie sich anschickte, das Zimmer zu verlassen, schien es ihr, als hätte sie etwas vergessen. Natürlich, ihre Sonnenbrille. Verärgert über ihre Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, lief sie zur Anrichte, holte die Brille aus ihrer Handtasche, eilte zur Tür, öffnete sie und zog sie mit einem entschlossenen Ruck hinter sich zu.
    Die Aufzugkabine war leer – nicht wie am Wochenende, dachte sie, als man jedes Mal, wenn man sie betrat, auf jemanden stieß, den man zwanzig Jahre nicht gesehen hatte.
    In der Eingangshalle wurden gerade über der Rezeption und der Tür zum Speisesaal Transparente befestigt, auf denen die einhundert erfolgreichsten Vertreter der Starbright Electrical Fixtures Company willkommen geheißen wurden. Fliegender Wechsel von Stonecroft zu Starbright, dachte Jean. Wie viel Ehrengäste werden die wohl haben – oder sind gar alle hundert Ehrengäste?
    Die Angestellte mit der großen Brille und der leisen Stimme saß hinter der Rezeption und las ein Buch. Ich bin sicher, dass sie den Anruf von Laura entgegengenommen hat, dachte Jean. Ich möchte selbst mit ihr reden. Sie ging zur Rezeption und blickte auf das Namensschild an der Uniformjacke der Angestellten. »Amy Sachs«, las sie.

    »Amy«, sagte Jean mit einem freundlichen Lächeln, »ich bin eine gute Freundin von Laura Wilcox, und wie alle anderen habe ich mir furchtbare Sorgen um sie gemacht. Soviel ich weiß, waren Sie und Jake Perkins diejenigen, die am Sonntagabend mit ihr gesprochen haben.«
    »Jake hat mir einfach den Hörer aus der Hand gerissen, als er gehört hat, dass ich Miss Wilcox’ Namen genannt habe«, verteidigte sich Amy und erhob die Stimme dabei fast auf normale Lautstärke.
    »Ich verstehe«, sagte Jean beschwichtigend. »Ich habe Jake kennen gelernt und weiß, wie er vorgeht. Amy, ich bin froh, dass er Lauras Stimme gehört hat. Er ist intelligent, und ich vertraue seinem Eindruck. Ich weiß, dass Sie Miss Wilcox kaum gesehen haben. Sind Sie denn absolut sicher, dass Sie mit ihr gesprochen haben?«
    »Oh, ja, das bin ich, Dr. Sheridan«, sagte Amy Sachs feierlich. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich ihre Stimme von Henderson County her sehr gut kannte. In den drei Jahren habe ich keine einzige Folge verpasst. Pünktlich wie ein Uhrwerk saßen meine Mutter und ich jeden Dienstagabend um acht vor dem Fernseher.« Sie machte eine Pause und fügte hinzu: »Außer wenn ich arbeiten musste,

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