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Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Titel: Mein Koerper und ich - Freund oder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanne Seemann
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zugehören.
    Krank wird man, wenn Störungen aus dem inneren oder äußeren Milieu überhandgenommen haben und bestimmte Funktionen nicht mehr »mitkommen« – denken Sie an die Flöte im Orchester. Wir denken bei Störungen, die wir zusammengefasst oft »Stress« nennen, meist an die Außenwelt, also das äußere Milieu, das hin und wieder ganz unbekömmlich ist. Aber das innere Milieu – unsere momentane Hormonlage, depressive oder aggressive Stimmungen, bittere oder hilflose Gedanken, Ängste, um nur ein paar von unzähligen Möglichkeiten zu nennen – spielt dabei eine viel wichtigere Rolle, weil es »näher dran« ist.
    All diese Beeinträchtigungen kompensiert der Organismus immerfort und unauffällig, er repariert und heilt unsere Erkrankungen und gleicht Störungen wieder aus zu einer neuen, bekömmlichen Balance.
    Das Besondere am Organismus ist nämlich, dass sein Orchester nach einer Erkrankung nicht mehr die gleiche, sondern eine veränderte Melodie spielt – es hat sich weiterentwickelt. Bei Kindern sehen wir das immer wieder: Oft sind Kinderkrankheiten entwicklungsförderlich. Auch psychosomatische Störungen sind genau dafür da.
    Kommen wir also zurück zur Intelligenz des Organismus und was wir uns darunter vorzustellen haben.
    Betrachten wir einmal kurz das Immunsystem, ein Beispiel, das heute jeder kennt. Da wird klar, was Intelligenz bedeutet: Das Immunsystem hat eine Wahrnehmungsfähigkeit für den eigenen guten Zustand, es registriert Abweichungen von seiner eigenen »Normalität«, die möglicherweise sehr individuell ist – aber eben irgendwie funktioniert. Wenn man so ein individuelles Immunsystem testet, also objektiv untersucht, kann es sein, dass es von dem, was medizinisch »normal« ist, also von den medizinischen Normwerten erheblich abweicht – und trotzdem hat es immer gut funktioniert. Dieser erste Teil der Intelligenz hat also etwas mit Wahrnehmung zu tun: damit, sich selbst zu kennen und zu wissen, wann Abweichungen zu groß werden und die Funktionsfähigkeit so stark gestört ist, dass etwas unternommen werden muss.
    In diesem Fall kommt die zweite intelligente Kompetenz zum Tragen: Handeln! Das Immunsystem hat auch die Fähigkeit, beginnende oder schon fortgeschrittene Schäden im Organismus zu reparieren. Noch mal: Der Organismus kennt seinen guten, d. h. wohlgeordneten, funktionsfähigen Zustand, erkennt Abweichungen, weiß, welche Abweichungen repariert werden müssen, und tut es. Und das auch noch heimlich, still und leise: Er lässt uns dabei in Ruhe unseren Geschäften nachgehen und stört uns nicht!
    Wenn man sich das einmal genauer ansieht, dann sind diese Fähigkeiten unvorstellbar wunderbar. Loben Sie Ihren Körper hin und wieder einmal dafür, dass er so gut und unauffällig für Sie sorgt und Sie auch noch überall dorthin begleitet, wohin Sie wollen.
    Was ist aber, wenn er sich verweigert? Wenn er Sie stört? Wenn er also eine funktionelle Störung produziert?
    Das bedeutet zuerst einmal, dass er allein nicht mehr zurechtkommt und Ihre Hilfe anfordert! Denken Sie einmal an Fieber. Bevor der Körper Fieber produziert, ist schon eine Menge im Körper passiert. Nun aber heißt es: Leg dich hin, halt Ruhe! Es heißt nicht: Nimm ein fiebersenkendes Mittel und mach weiter wie bisher!
    Gleiches passiert bei einem Migräneanfall: Man kann ein wirksames Medikament, z.B. eines der neuen Triptane, einnehmen und weiterarbeiten. Aber Vorsicht! Hinlegen sollte man sich trotzdem, bei Fieber, bei Migräne, bei Hexenschuss und Rückenschmerzen und bei manch anderen Hilferufen. Sonst gerät der Körper zusätzlich in Not und wird sich – längerfristig – rächen.
    Das ist eine Grundregel bei psychosomatischen Störungen: Sie lassen sich nicht unterdrücken und mundtot machen – sonst werden sie stärker und häufiger. Oft greift der Körper dann zu anderen Mitteln, also zu einer Störung, die seinen Besitzer wirklich stört.
    Eine noch junge Frau kam zu mir in die Beratung wegen schwerer und berufsbehindernder Rückenschmerzen. Sie war 36 Jahre alt, engagierte, ja begeisterte Erzieherin in einer Kinderkrippe – da muss man öfter mal ein kleines Kind hochheben. Genau das verhinderte ihr Körper mehr und mehr. Sie war bereits an einem Punkt angelangt, wo sie eine Umschulung in Erwägung zog. Als ich sie fragte, ob sie davor schon mal eine funktionelle Störung gehabt habe, sagte sie: Ja, mit 22 hatte ich eine Colitis ulcerosa, die habe ich gut in den Griff gekriegt, ich hab

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