Mein Koerper und ich - Freund oder Feind
Mein Körper und ich. Der Körper meldet sich – unangenehm. Wenn er vermeldet, dass er sich wohlfühlt, achten wir oft nicht darauf – außer, wir bezahlen gerade viel Geld für ein Wellness-Wochenende. Nun aber schickt er uns eine Botschaft, auf die wir achten müssen , weil sie uns stört, und zwar an der Stelle, die wir gerade am wenigsten brauchen können. Die Symptome sagen nämlich: So geht es nicht weiter! Und genau das ist die Botschaft: innehalten!
Die meisten Leute erschrecken in diesem Moment und denken: Was habe ich falsch gemacht? Und das ist der zweite Fehler – nach dem Weggucken –, den sie an dieser Stelle machen können: Denken Sie also in eine andere Richtung. Und zwar konsequent!
Wir machen nämlich dauernd etwas falsch, wir können gar nicht alles richtig machen, und wenn wir das Symptom mit einem bestimmten Fehler in Zusammenhang bringen: Wer sagt uns, dass es der richtige Fehler ist und nicht ein anderer verantwortlich ist? Und was ist, wenn sich der »Fehler« gar nicht vermeiden lässt, wenn er einfach zu Ihrem Leben dazugehört? Und wo kämen Sie denn hin, wenn Sie Ihr Leben mit Fehlervermeidung zubringen müssten?
Nehmen wir einmal an, Sie haben gerade ein bis zwei pubertierende Kinder im Haus, Ihr Hund hat einen Bandscheibenvorfall, Ihr Mann ist nie da, wenn Sie ihn brauchen, der Kuchen war zu lang im Ofen und ist angebrannt, und das Reisebüro sagt die Ferien ab, auf die Sie sich so sehr gefreut haben – wegen Unwetter in der Region –, und Sie kriegen einen Hexenschuss. Dann wissen Sie vermutlich: Das war jetzt zu viel!
Viele Patienten, die wiederkehrende Rückenschmerzen oder Spannungskopfschmerzen haben, sagen: Zurzeit ist es einfach zu viel. Und wenn man nachsieht, was es ist, dieses zu viel , dann stellt sich heraus, dass das meiste davon banal und nicht vermeidbar ist. Einfach das ganz normale Leben. Aber der Körper reagiert darauf und will so nicht weitermachen. Er ist ziemlich unmoralisch, und gutes Zureden oder Versprechungen, dass es ja nicht mehr lang so weitergehen wird – nur noch ein paar Jährchen –, will er nicht hören. Er jammert und quält und verweigert sich. Und wenn Sie sich und ihn trotzdem zwingen, kann es passieren, dass er eines Morgens sagt: Geh du heute mal allein zur Arbeit, ich bleib im Bett.
Was machen Sie dann? Ich sage es Ihnen: Bleiben Sie bei ihm, machen Sie sich einen ruhigen Tag und denken Sie über Ihr Leben nach. Und fragen Sie nicht: Was ist falsch in meinem Leben?
Vermutlich würden Sie sagen: zu viel Stress!
Zu wenig Stress wäre aber auch nicht gut – fördert zum Beispiel die Demenz. Denn davon können Sie schon mal ausgehen: Das Leben ist (und war schon immer) hart, und Stress ist nachweislich nicht schädlich, sondern setzt Entwicklungen in Gang!
Stellen Sie also einfach die richtige Frage, und zwar direkt an Ihren Körper, Sie dürfen ihn duzen. Die Frage heißt:
Was brauchst du, damit du wieder ungestört – und ohne mich zu stören – funktionieren und dich wohlfühlen kannst?
Dafür müssen Sie zuerst einmal einen freundlichen Kontakt mit Ihrem Körper herstellen – das kennt er womöglich nicht und schrickt zusammen, dann erst fragen Sie ihn und horchen, was er Ihnen antwortet.
Dafür können Sie die beiden ersten Übungen auf der CD benutzen: Ungehorsamkeitsregel und Entspannungsübung.
Und dann geben Sie ihm das Versprechen, dass er bekommt, was er braucht. So einfach ist das! Der Rest des Buches beschäftigt sich damit, wie das geht und mit einem ganz normalen Leben vereinbar ist.
Aber zunächst will ich erklären, wie so eine Funktionsstörung entsteht und was sie sagen will. Dafür komme ich auf die Geschichte von Sylvia zurück.
Sylvia fiel also immer wieder einfach um und war weg – das heißt, sie war natürlich körperlich sichtbar da, aber ohne Bewusstsein. Als ich sie fragte, wie lang sie denn weg sei, bis sie wieder zu sich käme, sagte sie: Das weiß ich doch nicht! – und hielt das zu Recht für eine dumme Frage. Wenn sie wieder da war, war alles ungestört und normal – daran kann man eine Funktionsstörung erkennen: Manchmal funktioniert alles normal, manchmal nicht.
Die richtige Frage lautet also: Wo und wann funktioniert es (das Leben) gut? Wo und wann bist du sicher, dass du nicht umfällst bzw. wegtrittst? Sylvia: »Ich falle niemals um, wenn ich allein bin!« Das ist schon mal beruhigend. Wenn sie umfiel, war immer jemand da – meistens fing sie auch jemand auf, sodass sie sich nicht
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