Mein Leben
und wir verlebten eine sehr schöne Zeit miteinander. Mit unserem Altersunterschied hatte ich anfangs einige Probleme, freilich nur, weil es mir – obwohl ich gern so tue, als sei es mir egal – nicht gleichgültig war, was die anderen dazu sagten. Ich bin nun mal einer, der es immer allen recht machen will. Aber das legte sich bald, denn unsere Liebe war so stark, dass etwas so Nebensächliches wie das Alter keine Rolle spielte. Und wenn es ihr nichts ausmachte, wieso dann mir?
Kaum lebten wir zusammen, fiel mir eine gewaltige Last von den Schultern. Das ganze Konkurrenzdenken und ewige Vergleichen, das früher für mich eine so große Rolle gespielt hatte, spielte auf einmal gar keine mehr. Jetzt hatte ich eine Freundin und Geliebte, und beides ließ sich tatsächlich miteinander vereinbaren. Ich brauchte nicht mehr zu suchen. Mein Alter und ihre Jugend waren unerheblich, weil alles Wesentliche stimmte. Wir waren gern zusammen, wir respektierten unsere Gefühle und hatten in vielem denselben Geschmack. Am stärksten aber verbanden uns Liebe und Freundschaft. Für mich, der ich gerade die eine Frau verloren hatte, der ich nie hatte nahekommen können, war das ein überwältigendes Gefühl. Endlich hatte ich eine gefunden, die nicht nur für mich da war, sondern die auch nur mein Bestes im Sinn hatte. Endlich war ich aus dem Schema ausgebrochen. Vielleicht hatte das mit dem Tod meiner Mutter zu tun, ich weiß es nicht. Für mich zählte allein, dass ich es mit vierundfünfzig Jahren zum ersten Mal in meinem ganzen Leben geschafft hatte, eine vernünftige Partnerwahl zu treffen.
Ich war so glücklich wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr, und ich hatte keine Pläne, weder was die Arbeit noch was das häusliche Leben betraf. Fürs Erste wollte ich nur den Augenblick genießen. Melia hingegen, das spürte ich, wollte oder musste wissen, wie es mit uns weitergehen sollte. Wenn das Thema zur Sprache kam, verhielt ich mich eher ausweichend. Ich war es gewohnt, für mich allein zu sein, und hatte in den Jahren meiner Genesung gelernt, gut mit mir selbst auszukommen. Mich in dieser Phase meines Lebens auf eine Vollzeitbeziehung einzulassen, bedeutete den Verzicht auf sehr vieles, auch auf Zeit, die ich gerade erst genießen gelernt hatte. Andererseits wusste ich intuitiv, dass ich wohl kaum jemals etwas Besseres finden würde, und daher fiel mir die Entscheidung tatsächlich nicht allzu schwer. Ich hatte, wenn man das so sagen kann, einen Glückstreffer gelandet, und sonnte mich in der Gewissheit, dass mein Leben in eine neue, erfülltere Phase überging. Ich hatte aus eigener Kraft so viel erreicht wie nur möglich, und jetzt bekam ich die Chance, herauszufinden, was eine echte Partnerschaft war. Es wäre der reine Wahnsinn gewesen, sich nicht darauf einzulassen.
Auch musikalisch tat sich einiges. Mehr als dreißig Jahre nachdem wir zum ersten Mal im Café Au Go Go miteinander gejammt hatten, nahm ich endlich das Album mit B. B. King auf, das wir beide schon seit langem geplant hatten. Wir nannten es Riding with the King . Ein Traum wurde wahr, und ich stellte jetzt eine Band zusammen, die diesem Anspruch gerecht werden konnte. Ich erinnerte mich an die Atlantic-Sessions mit Aretha vor vielen Jahren. Da hatte eine ganze Kompanie von Gitarristen mitgemacht, und ich fand, so etwas könnte ich auch einmal versuchen. Am Bass wie üblich Nathan East, Steve Gadd am Schlagzeug, Tim Carmon und Joe Sample an den Keyboards, Doyle Bramhall, Andy Fairweather-Low und ich an den Gitarren. Bei einem Track spielte auch Jimmie Vaughan mit, und das klappte so gut, dass ich mich fast ein wenig ärgerte, dass er nicht bei allen mitgespielt hatte.
Während dieser Zeit lebte ich mit Melia in dem Haus, das ich ein Jahr zuvor in L.A. gekauft hatte, als ich dachte, ich würde vielleicht ganz dorthin ziehen. Der schöne moderne Bau des japanischen Architekten Isozaki am Stadtrand von Venice Beach war die perfekte Wohnung für einen Junggesellen, und ich wohnte sehr gern dort. Jetzt aber, da ich häuslicher geworden war, begann ich mich zu fragen, warum ich eigentlich dort wohnte. Vielleicht weil Melia Amerikanerin war, spielte ich mit dem Gedanken, weiterhin in Kalifornien zu bleiben. Und so suchten wir in der Gegend von Santa Barbara nach einem Haus, wobei mir aber schon klar war, dass wir niemals etwas Besseres als Hurtwood finden würden. Schließlich überwältigte uns das Heimweh, und wir gingen für immer nach England zurück.
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