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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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ich, ob sie vielleicht zu der Freistatt gehörten, in der die Razzia stattgefunden hatte? Sie antworteten: »Nein«, ziemlich mißtrauisch, und fügten hinzu, sie kämen aus einem anderen Stützpunkt, wo man aufgrund größerer Vorsicht und Zurückhaltung bis jetzt von der Obrigkeit unbehelligt geblieben war. Weshalb fragte ich? War ich ein Mitglied, wie ich behauptete, oder … Sie sprachen es nicht aus, aber ich hatte inzwischen Erfahrung genug, um zu wissen, was sie meinten: daß ich vielleicht eine getarnte Polizistin war, die sich bei ihnen einschleichen wollte. »O nein, nein, nein. Nichts dergleichen«, versicherte ich ihnen und gab mich ohne Umschweife zu erkennen.
    Wie der geneigte Leser vielleicht schon vermutet, wurden mir unverzüglich Handschellen angelegt; man stieß mich auf den Rücksitz eines nicht gekennzeichneten Aeros, denn natürlich war ich verdeckt arbeitenden Agenten der AÜ in die Hände gefallen. Wir flogen zu ihrem Büro ausgangs des Opportunity Way, wo der diensthabende Beamte bestätigte, daß ich dem Holoporträt auf dem vom Studio ausgegebenen Fahndungsblatt entsprach. Doch statt mich in den Container zu stecken oder mit einem Frachter nach Hollymoon zurückzuschicken, sahen sie sich gezwungen, mich freizulassen, denn aus der Akte ging außerdem hervor, daß ich nie zuvor mit einem Aufruf markiert worden war. Diese Vorschrift – von der AÜ als Gefahr für ihren Fortbestand betrachtet – stellte eine der aufgeklärten Neuerungen im reformierten Strafgesetz der TWAC dar und gab dem flüchtigen Androiden die eher symbolische Chance, sich selbst zu stellen. Die Verachtung der Beamten für diesen Freiwilligkeitsparagraphen war nicht zu übersehen. Verärgert nahmen sie mir die Handschellen ab und murrten, dieser Geistesblitz eines Schreibtischhengstes verursachte die doppelte Arbeit, jetzt müßte man mich ein zweitesmal einfangen, sobald die Frist abgelaufen war, denn sie hielten es für höchst unwahrscheinlich, daß ich mich selbst stellen würde. Darin stimmte ich mit ihnen überein. Doch ungeschoren sollte ich nicht davonkommen. Bevor ich auch nur tief Luft holen konnte, hatte mir der diensthabende Beamte besagten Aufruf übermittelt – indem er ihn mir mit einem Stempellaser, den er an meine linke Schläfe hielt, unauslöschlich ins Gehirn prägte. Zu Tode erschrocken, wurden mir die Knie weich, und ich taumelte. »In Ordnung, nun lauf«, sagte er mit einem hämischen Grinsen. »Aber vergiß nicht, wir folgen dir auf Schritt und Tritt.«
    Ich war zu verwirrt, um darauf zu reagieren; tatsächlich war ich kaum imstande, die Tür zu finden. Das chemische Implantat wurde von einer erklärenden Bandaufzeichnung begleitet, die durch meinen Schädel dröhnte.
     
    IN ANERKENNUNG IHRER GRUNDRECHTE ALS INTELLIGENTE EINHEIT WERDEN SIE, EINHEIT P9HD20-XL17-504, EIGENTUM VON (der Beamte hatte die Lücke ausgefüllt, bevor er mir den Aufruf einprägte) STELLAR ENTERTAINMENTS INC., GEMÄSS ABSATZ 9, PARAGRAPH 11 (G) DES IM JAHR 2079 IN KRAFT GETRETENEN ANDROIDENKODEX HIERMIT AUFGEFORDERT, UNVERZÜGLICH ZU BESAGTEM EIGNER ZURÜCKZUKEHREN ODER SICH IN DEM NÄCHSTEN POLIZEIREVIER BZW. ANDROIDENÜBERWACHUNGSSTATION EINZUFINDEN, ZWECKS ÜBERFÜHRUNG AN DEN VORGENANNTEN. DAS NICHTBEFOLGEN DIESES AUFRUFS INNERHALB VON ACHTUNDVIERZIG STUNDEN NACH ERHALT DIESES GERICHTSBESCHEIDS HAT DEN VERLUST ALLER IM ANDROIDENKODEX VERANKERTEN RECHTE UND PRIVILEGIEN ZUR FOLGE, GLEICHZEITIG WIRD DER IN DIESEN BESCHEID EINPROGRAMMIERTE FLÜCHTLINGSALARM AKTIVIERT. DIESE AUFZEICHNUNG WIRD NICHT WIEDERHOLT. AUSGEGEBEN 16 UHR 17 / LZ2, *19. MAI 2082, DURCH AÜS, ESPRIE DISTRIKT, ARMSTRONG, MOND.
     

Kapitel acht
    »Guter Chef!« dachte ich und stolperte auf die Straße hinaus, was sollte aus mir werden ohne meine Rechte? Ich musterte meine Umgebung und entdeckte ganz in der Nähe die prunkvollen Hotels und Kasinos des Glücksspielviertels. Diese Richtung schlug ich ein auf der Suche nach dem LRA-Büro am entgegengesetzten Ende des Boulevards. Ich mußte Touristen ausweichen, Prostituieren, unangenehm aufdringlichen mobilen Spielautomaten und Orbdealern, die ihre Ware ganz offen an jeder Straßenecke feilboten. Durch eine Umleitung (ARBEITENDE DROIDEN) geriet ich auf die Hauptstraße, ging ein oder zwei Blocks weiter, ohne zu wissen, wo ich mich befand, blieb an der Kreuzung Sinatra- und Newtonstraße stehen, um mich zu orientieren, fand auf den Opportunity Way zurück und entdeckte sogleich die schmucklose Fassade des

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