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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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sein.«
    »Aber ich kann die Concordia nicht nehmen.«
    »Mach dir keine Sorgen wegen der Kosten. Es kommt uns billiger als der Erwerb einer Einheit, wenn auch nicht viel, und wir haben ein Abkommen mit den Freunden in Horizont getroffen. Sie erstatten uns die Hälfte des Flugpreises.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Hast du vergessen, daß ich ein Androide bin? Ich werde nie an den Sicherheitsbeamten vorbeikommen. Soll ich mich vielleicht mit einer Sonnenbrille durch die Kontrollen mogeln?«
    »Keinesfalls. Zeig deine Bordkarte und geh weiter.«
    »Aber …«
    »Du bist markiert, oder nicht? Nun denn, solange die Frist nicht abgelaufen ist, bist du vor jedem Zugriff geschützt. Mach dir keine Sorgen wegen der AÜ. Legal können sie nichts weiter tun, als jede deiner Bewegungen zu beobachten. Das gilt auch für ihre Kollegen auf dem Mars. Der marsianische Raumhafen umkreist den Planeten im interplanetaren Raum, also müssen die Autoritäten dort den Kodex beachten, es ist der einzige Ort, an dem sie es tun. Wenn damit alle deine Fragen beantwortet sind – ich habe viel zu tun. Statt der versprochenen einen habe ich dir zehn Minuten gewidmet.«
    Ich wollte ihre Geduld nicht überstrapazieren und auch nicht den Eindruck erwecken, undankbar zu sein, doch ich konnte nicht einfach gehen und meine Tochter zurücklassen; es war schwer genug, sich mit der Verzögerung von Juniors Befreiung abzufinden. Hatte sie Nachricht von meiner Jubilee? Dahlia lächelte bei dem Gedanken an das Kind und sagte: »O ja. Ich vergaß, es dir zu sagen. Jemand legte sie heute morgen auf unsere Türschwelle. Wir haben keine Ahnung, wer, aber bei ihr fanden wir eine Notiz, daß sie nach dem Abzug der Polizei in einer Küchenschublade in der Freistatt entdeckt wurde. Augenscheinlich war sie während der Razzia dort versteckt worden. Da wir nichts von dir gehört hatten und nicht ahnen konnten, wann du auftauchen würdest, beschlossen wir, das unserer Meinung nach Beste für das Kind zu tun. Deshalb befindet sie sich gerade jetzt mit einem unserer Freiwilligen an Bord eines Jumbos auf dem Weg nach Horizont.«
    Ich reagierte mit Freude auf diese Neuigkeit, aber auch mit Wehmut, denn sie bedeutete, daß meine Kleine in diesem Augenblick fern meiner mütterlichen Fürsorge durch das Weltall schwebte.
    Dahlias Assistent kam herein und verkündete, die Concordia ginge in einer Stunde, und wenn ich diesen Flug verpaßte, müßte ich drei Tage auf den nächsten warten. Dahlia bedankte sich, hieß ihn das Kleid und die Schuhe auf einen Stuhl legen und entließ ihn mit dem Auftrag, mir einen Platz zu reservieren und für eine Transportgelegenheit zum Raumhafen zu sorgen. »Siehst du? Dein Schiff wird lange vor dem deiner Tochter eintreffen, also wird es dir möglich sein, sie in Mandala zu begrüßen. Aber du mußt dich beeilen. Mit der nächsten Maschine kommst du zu spät in Mandala an, um die Aktivierung des Alarms zu verhindern.« Sie bedeutete mir, das verblichene Wickelkleid anzuziehen (schon damals aus der Mode), denn es galt, keine Zeit zu verlieren.
    Während ich das Hemd auszog, um in das Kleid zu schlüpfen, fragte ich, ob sie irgend etwas von Tad gehört hatte – dem jungen Mann, der bei mir gewesen war, als wir in ihr Büro kamen, um uns über Lance London zu informieren. Zu meinem Kummer erfuhr ich, daß er gleichfalls im Gefängnis saß. »Aber vielen Dank, daß du mich an ihn erinnert hast«, meinte Dahlia und erklärte, daß sie auch für ihn eine Eingabe vorbereiten mußte, um den von seiner Mutter gestellten Auslieferungsantrag zu blockieren. »Sie will erreichen, daß das Gericht auf eine Gehirnwäsche erkennt. Auf diese Weise kann sie die Vormundschaft übernehmen und ihn auf der Erde in ein Reha-Zentrum für Gebieter einweisen. Ich sage dir, diese Razzia konfrontiert uns mit einem Berg von Problemen. Die von den Menschen ersonnenen Schikanen sind unendlich variantenreich. Es ist zuviel für eine Einheit.« Sie seufzte. »In gewisser Weise beneide ich dich.«
    Das überraschte mich. Während ich mich umdrehte, damit sie den Klettverschluß im Rücken zumachen konnte, fragte ich, warum sie bei dieser Einstellung nicht selbst nach Horizont gegangen war. »Oh, aus dem Stoff bin ich eigentlich nicht gemacht«, antwortete sie. »Drei Semis pro Jahr zu produzieren, ist ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Und ich liebe die LRA; sie sind traumhafte Gebieter.« Sie ließ den Blick durch ihr staubiges und vollgestopftes Büro schweifen,

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