Mein Leben als Androidin
und unangenehmer Mann. Du hättest hören sollen, wie unhöflich er über die interplanetare Leitung war.« Sie schüttelte sich bei der Erinnerung.
»Aber in dem Aufruf wird Stellar Entertainments als mein Eigner angegeben.« Ich war ganz durcheinander.
»Was! Das können sie nicht tun!« Ihr Vernunftprozessor war zutiefst beleidigt. »Ich habe alle Einträge anhand der Interplanetaren Verbraucherdatei sorgfältig überprüft, bevor ich mit Locke Verbindung aufnahm. Er ist der rechtmäßige, unanfechtbare Besitzer. Stellar versucht entweder, einen schnellen Coup zu landen, oder ihre Bücher sind einfach schlampig geführt. In jedem Fall ist es unentschuldbar, aber für uns phantastisch, denn wir können den Aufruf für null und nichtig erklären lassen. Allerdings nicht rechtzeitig, um die Aktivierung des Alarms zu verhindern, unglücklicherweise. Hmmm.«
Sie begann laut nachzudenken und entwarf ein Szenario, in dem ich unverzüglich ins Studio zurückkehre, sie eine Herausgabeverfügung aufgrund von Betrug und schwerem Diebstahl beantragt, das Studio Gegenklage erhebt, sich wegen unklarer Besitzansprüche zu einer außergerichtlichen Einigung bereiterklärt und ich freigelassen werde. »Aber dann werde ich nach Ganymed geschickt … zu Locke!« jammerte ich. – »O nein. Du wirst eingelagert, bis er seine Strafe verbüßt hat und dich abholt. Aber ich verstehe deine Bedenken.« Bei ihrem nächsten Vorschlag wandte sie die genau entgegengesetzte Taktik an. Stellars Besitzanspruch nicht anfechten, sondern anerkennen und einen Kauf tätigen, also derselbe Modus operandi wie bei den anderen markierten Einheiten. »Natürlich kann in deinem Fall die Transaktion vom rechtmäßigen Besitzer angefochten werden, und das wird er bestimmt tun, sobald er Wind davon bekommt, und das ist wiederum phantastisch für uns, weil wir Stellars Anspruch verteidigen würden.«
»Was? Die LRA vertritt das Studio?«
»Warum nicht? Und wir würden unserem Klienten nachdrücklich von einer außergerichtlichen Einigung abraten. Gegensätzliche Besitzansprüche können wunderbar verworren und zeitraubend sein. Das Gericht wäre auf Jahre hinaus beschäftigt, und in der Zwischenzeit bleibst du auf freiem Fuß. Wie gefällt dir das?«
Es tat mir leid, sie zu enttäuschen, doch konnte ich nicht umhin, sie darauf hinzuweisen, daß es der LRA unter Umständen schwerfallen würde, mich dem Studio abzukaufen. Wie sie selbst gesagt hatte, zögerte man dort, sich von Talenten zu trennen, und ich war bei meiner Flucht auf dem Weg nach oben gewesen – unter der persönlichen Aufsicht von Harry Boffo hatte man einen vollständigen Karriereplan für mich ausgearbeitet.
»Also gelöscht«, meinte sie mit einem Nicken, ohne einen weiteren Gedanken an ihren brillanten Plan zu verschwenden. »Wenn du sein Schützling bist, gibt es keinen Betrag, der groß genug ist, um dich loszukaufen. Boffo ist gerade zum CEO ernannt worden. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, meine Liebe, als dich in den nächsten Raumer zum Mars zu setzen.«
»Aber dauert das nicht drei Tage?«
»Ja, mit dem Jumbo. Aber ich dachte an die Concordia, die braucht nur drei Stunden.« Sie klingelte nach ihrem Assistenten, einem jungen Mann von orientalischem Aussehen. Er steckte den Kopf zur Tür herein. »Würdest du nachsehen, wann die nächste Concordia zum Mars geht, und eine Buchung nach Horizont vornehmen, für Fräulein … Locke?« Ich verzog das Gesicht und sagte, Dear wäre mir lieber. »Also, Dear. Und besorg im Kaufhaus gegenüber ein passendes Kleid. Größe achtunddreißig, wie's scheint – und ein Paar ordentliche Orbitpumps. Und das Ganze ein bißchen schnell, wenn möglich.« Ein rasches Kopfnicken … »Klaro!« … und er war weg. In vertraulichem Ton bemerkte sie: »Diese Menschen, sie meinen es gut, aber sie sind so unzuverlässig. Man muß ihnen alles haarklein erklären.« Dann wurde sie wieder geschäftsmäßig. »Wir werden unsere Stellen in Horizont von deinem Kommen in Kenntnis setzen. Man wird dich am Raumhafen Mars abholen und zur richtigen Planetenfähre bringen. Wir wollen tunlichst vermeiden, daß du die falsche Maschine nimmst und in Kommerz landest. Glaub nicht, das wäre nicht schon passiert. Deine Begleiter werden über deine Situation Bescheid wissen, daher mußt du dich nicht wundern, wenn man dich gleich nach deiner Ankunft in Mandala zum Krankenhaus schafft. Wenn alles gutgeht, wird der Aufruf lange vor Ablauf der Frist getilgt worden
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