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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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vertraglicher Unregelmäßigkeiten – unterbliebene termingerechte Auszahlung von Tantiemen und Dividenden an Agenten und Talentgrossisten. In solchen und ähnlichen Fällen hatte die LRA mehr als Sammelstelle fungiert, hatte die fragliche Einheit von dem Klienten – der als Kläger gegen das Studio auftrat – als Bezahlung für ihre Dienste erhalten, sie sofort dem Kodex entsprechend modifiziert und nach Horizont verschifft. Einen direkten Kauf, wie wir es verlangten, hatte man bisher noch nicht versucht, weil die Studios – im Vertrauen gesagt – eine harte Nuß waren und Stellar Entertainment als Marktführer ganz besonders. Aus diesem Grund waren bisher alle Versuche von fortschrittlichen Einzelpersonen oder Gruppen in dieser Richtung unterblieben.
    »Oh, es gab einen Fall«, meinte sie. »Allerdings vor meiner Zeit.« (Sie war eine junge Einheit, ungefähr zwei Jahre alt, zu jung, um zu wissen, wie es vor der Einführung des Kodex gewesen war.) Sie schwieg einen Moment, um in Gedanken die Akten durchzublättern, und sagte dann: »Da ist es. Nein, wir hatten damals leider keinen Erfolg. Das Studio – es handelte sich um Stellar – zeigte sich zwar verhandlungsbereit, doch kam es zu keiner Einigung, weil sie einen Präzedenzfall fürchteten, der Scharen von Fans auf die Idee bringen könnte, den Studios ihre Idole abzukaufen. Das soll nicht heißen, daß wir nicht bereit sind, es ein zweites Mal zu versuchen. Lance London ist kein Star mehr; sie könnten sich bereit finden, ihn für einen vernünftigen Preis abzugeben. Und ein erfolgreicher Handel mit den Studios würde sich positiv auf unsere Sache auswirken. Wer weiß, wie viele Einheiten wir auf diesem Weg in Zukunft noch befreien können? In ungefähr einer Woche sollte es mir möglich sein, Ihnen eine vorläufige Antwort zu geben – die Bedingungen, den zeitlichen Rahmen usw. … Selbstverständlich werde ich Ihre Identität und Motive streng vertraulich behandeln. Das ist ein bezauberndes kleines Kind. Ein Semi? Das dachte ich mir. Ciao.«
     

Kapitel sieben
    Im Anschluß an diese vielversprechende Unterredung kamen wir in der Freistatt eben zurecht zum abendlichen Frohmat. Bisher hatte ich auf die Teilnahme daran verzichtet, aber jetzt war Tad bei mir, und es gab so viel zu hoffen – insbesondere Juniors baldige Rettung –, deshalb sagte ich meiner Nummer Eins in spe, daß ich zwar in bezug auf die größeren Mysterien des Glaubens noch eine Novizin sei, die Grundlagen des Frohmats aber aus dem Effeff beherrschte und mich von der Geburt genügend erholt hatte, um einen Versuch zu wagen – natürlich nur, wenn er nicht schon anderweitig verpflichtet (›gespeichert‹) war. Er lachte und erwiderte: »Molly, nichts könnte mich mehr freuen und unserer glücklichen Zukunft förderlich sein.« Also überließ ich Jubilee einer Glaubensschwester, die an diesem Abend abstinent bleiben wollte, legte meine Kleider ab und schritt Hand in Hand mit ihm zur Frohmatklause.
    Ursprünglich der Heizungsraum, war die Klause jetzt mit Futons ausgelegt und wurde von gedämpftem orange getönten Licht erhellt. Wir folgten Anna, die sich einen stämmigen Daltoni ausgesucht hatte, verloren sie aber gleich aus den Augen, so viele waren zu der abendlichen Zeremonie zusammengekommen. Das Instruktionsband begann abzulaufen, eine weiche, einschmeichelnde Frauenstimme forderte uns auf, allen Gedankenballast abzuwerfen, uns gehen zu lassen und zum gemeinsamen Vorspiel zu vereinen. Dann, sobald wir uns genügend erregt fühlten, sollten wir die ›Position‹ einnehmen. Tad und ich folgten den Anweisungen im Verein mit allen anderen. Der Mann, Mensch oder Androide, saß in der Lotushaltung, die Partnerin auf dem Schoß und Brust an Brust, so daß die Chakras sich berührten, um die Intensität des bevorstehenden Frohmats zu maximieren. Während wir uns sacht vor- und zurückwiegten, instruierte uns die Stimme, unsere Zielrealität zu imaginieren und während des Orgasmus beizubehalten, den wir ganz nach eigenem Belieben anstreben sollten, doch sobald das erste Paar sich dem Klimax näherte – die Frau stieß schrille, ekstatische Schreie der Hingabe aus –, wirkte dieses Beispiel derart stimulierend auf sämtliche Anwesenden, daß es zu einem fünf bis zehn Minuten dauernden Frohmat kam und der Raum von einem wahrhaft bemerkenswerten Getöse widerhallte. Es war mir ein Rätsel, wie irgend jemand auf sein Zielformat konzentriert bleiben konnte, doch bei einem verstohlenen

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