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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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einem Jahr und drei Monaten zu meinem einzigen Berührungspunkt mit der Realität geworden. Sie und ich waren jetzt eins: Pluralis majestatis.
    Nie waren wir glücklicher, als wenn wir bei einer Versammlung des wohltätigen Damenkränzchens der Partei den Vorsitz führten oder einen neuen Schlachtenkreuzer der Raumwaffe Fronteras tauften oder anläßlich der Promotionsfeier in der Akademie der AÜ eine Rede hielten. Innerhalb eines Jahres nach Blaines Wiederwahl hatten wir die reinen Repräsentationspflichten hinter uns gelassen und schufen uns einen neuen (und aufregenden!) Tätigkeitsbereich. Wir starteten einen Anti-Drogen-Kreuzzug, in dessen Verlauf die freien Orb-Dealer einkassiert und unter Anklage gestellt wurden, während Micki Dees Protegés stillschweigend die frei gewordenen Plätze einnahmen; es folgte eine moralische Säuberungsaktion, bei der die Bürger ermutigt wurden, ihre örtliche Parteifiliale über vermutetes umstürzlerisches Verhalten in Gemeinde und Familie zu informieren; von Interspezies-Sex bis zu Förderung und Unterstützung von Angehörigen des Underground-Skyways. (Als Folge der letzteren Kampagne wurden Hunderte von Aquariern ausgehoben, viele noch im Besitz der Ware – d. h. entlaufene Androiden –, und festgenommen. Wie vorherzusehen, reichte man Klage gegen Horizont ein, wegen Subversion und – als gewagter Schachzug – auch gegen einige von Smedlys engsten Mitarbeitern.) Und last but not least ließen wir ein neues Sozialgesetz zur Lösung des wachsenden Problems der heimischen Semis verabschieden. Ich spreche von Semiville. Ja, das war unser dauerhaftester Beitrag zur Harmonie im eigenen Lager. In Wahrheit diente das neue Gesetz lediglich als Beruhigungspille für die Interessengemeinschaft ›blutendes Herz‹ bei der TWAC, ins Leben gerufen von Sensei Inc., die gegen die Diskriminierung von Semis * in Frontera protestiert hatte und im amtierenden Vorstand einen Mehrheitsbeschluß zu erwirken versuchte, um unseren Koloniepachtvertrag mit United Systems zu annullieren. Dachten wir einmal an Jubilee und Junior, während wir unsere Mitarbeiter drängten, das Konzept für das Semiapardheitsystem der sogenannten ›frei Städte‹ in den ausgebeuteten Schürfgebieten fertigzustellen? Störte es uns, daß diese modernen Homelands eine Kombination aus Reservat und Konzentrationslager darstellten und frei nur in dem Sinn waren, daß die Bewohner die Wahl hatten, auf lebenswichtige Einrichtungen, Nahrung und Wasser zu verzichten oder ihr gesamtes, in den Minen erschuftetes Mel dafür auszugeben, wo sie die produktivere (aber auch teurere) Androidenarbeitskraft ersetzten? Nein. Und schrie mein wirkliches Ich in schmerzlichem Unglauben auf, als es erleben mußte, wie rasch die TWAC diesen gewissenlosen Kunstgriff als Zeichen des guten Willens von Seiten Fronteras anerkannte? Nein. Es tat keinen Piep. Und jenes vergessene Ich schwieg auch, als Molly III über Blaines geheime Pläne für eine Invasion Horizonts ins Schwärmen geriet.
     

Kapitel sechs
    »Darling, was für eine phantastische Idee«, sagte die First Lady zu Blaines Überlegung, Horizont zu vernichten und an derselben Stelle Humania zu erbauen. Wir befanden uns in der Endphase des üblichen Dreiers, und Blaine unterbreitete uns seinen kühnen Plan, während er Andro bestieg, deshalb wurden unsere Worte von den Bettlaken gedämpft. »Das wird deine großartigste Hinterlassenschaft.«
    Andro hingegen war ganz und gar nicht begeistert. Ich konnte spüren, wie sich jeder Muskel seines Körpers versteifte, bis auf einen. Nicht nur war er zwischen Gebieter und Gebieterin eingeklemmt, es zwickte ihn außerdem sein Gewissen, das sich bedrohlich regte und es ihm fast unmöglich machte, kalten Bluts mit Blaine über Invasionspläne zu diskutieren. »Ja, Gebieter. General Harpis Truppen könnten eine Notschleuse in der Mandalakuppel installieren, das wäre effizienter, als die Truppen durch die normalen Zugänge eindringen zu lassen, aber … aber … ist das nicht schon beinahe Völkermord?« Er zögerte, das Wort auszusprechen, weil er sich nicht anhören wollte wie ein Anhänger der Blutenden Herzen.
    »Nicht doch. Wir geben ihnen eine Chance – die Sauerstoffmasken aufzusetzen.« Blaine kicherte. »Wir sind schließlich keine Unmenschen. Je mehr Überlebende, desto besser. An Überlebenden läßt sich ein Vermögen verdienen.«
    »Ja, Gebieter. Je nach Spezies kann man sie entweder auf dem Markt versteigern, in Semiville

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