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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Hand liegende Idee, die First Lady als P9 anzuprangern.«
    »Er war damit einverstanden – seine eigene Agentin im Palast bloßzustellen?«
    »Nun, ich war der eigentliche Verbündete, nicht sie. Und sie wurde immer unberechenbarer.«
    Auf weiteres Befragen beschrieb er die Vorgänge in meinem Gehirn. »Ein einzigartiges und verworrenes Konundrum gegensätzlicher Impulse und verzerrter Wahrnehmungen, das ihr Furcht einzuflößen schien, und allein durch ihre Nähe geriet ich selbst ein- oder zweimal an den Rand von Fehlfunktionen. So stark waren die Störimpulse. Eine schwer zu bändigende Helferin.«
    »Aber Ihnen ist es gelungen, ja?« fragte Jug rhetorisch. »Und ich muß annehmen, Sie betrachteten sie nicht als allzu unangenehme Bürde. Sie war Ihre Geliebte, oder nicht?« Andro gab zu, das sei der Fall gewesen. »Und Sie hatten keinen wirklichen Grund, sich über ihre Mitarbeit zu beschweren, besonders gegen Ende, nicht wahr?« Andro erwiderte, daß die Ausführung seines Notfallplans, nachdem der Präsident von der Verschwörung erfahren hatte, tatsächlich Bewunderung verdiente. Damit endete das Verhör durch die Anklage. Es hatte drei Tage gedauert. Dahlias Kreuzverhör nahm die doppelte Zeit in Anspruch, denn sie stand seiner Aussage mit einiger Skepsis gegenüber, um es milde auszudrücken. Besonders faszinierend, meinte sie, war seine Anerkennung meiner Fähigkeit zu rationalem Denken, was die Selbsterhaltung betraf.
    Würde er der Behauptung zustimmen, daß ich wenigstens zeitweilig bei klarem Verstand war? Er gab zu, die Möglichkeit bestünde.
    »Ist es nicht gleichfalls möglich, daß sie Funktionsstörungen nur vortäuschte?«
    »Nein. Es war Teil ihrer schizophrenen Verschlagenheit, gelegentlich in einen Zustand scheinbarer Rationalität zurückzufallen, aber das war reine Tarnung. Sie maß ihren lichten Phasen nicht mehr Gewicht bei als ihren wunderlichsten Phantastereien.«
    »Zum Beispiel?«
    »Oh. Daß sie aus Quecksilber bestand und sich in eine Regengöttin verwandeln würde, wenn man ihr zu nahe kam. Körperwärme führte ihre Verdampfung herbei, behauptete sie. Das Phänomen hing mit dem trockenen Marsklima zusammen. Ich schlug meinem Gebieter vor, die Niederschlagsnormen gesetzlich neu regeln zu lassen, um dieser Angst die Grundlage zu entziehen, aber das erwies sich als nicht durchführbar. Es gab noch andere Wahnvorstellungen …«
    »Daß sie die aktive Agentin im Palast war und Sie das Spielzeug – der sexuelle Appetithappen und gelegentliche Bote zu Smedly?«
    »Nein.« Andro lächelte kühl und gefaßt.
    »Dann halluzinierte sie vielleicht etwas über einen Notfallplan?«
    »Nein. Ich hatte entsprechende Vorkehrungen getroffen.«
    »Das haben wir gehört. Schade nur, daß es keine Beweise für diese Behauptung gibt.«
    »Abgesehen von meiner Aussage, natürlich.«
    »Natürlich. Sie präsentieren uns ein dermaßen nettes, ordentliches und allumfassendes Szenario. Als P9-Politstratege haben Sie in der Vergangenheit eine Menge davon entwickelt, stimmt das?«
    »Allerdings.«
    »Gehört es auch zu Ihren Funktionen, bei der Wahrheit zu bleiben, während Sie diese Handlungsoptionen fabrizieren?« Ein wenig beunruhigt erwiderte Andro, Wahrheit sei nicht unbedingt ein Programmimperativ. »Aber Glaubhaftigkeit«, stichelte Dahlia. »Durchführbarkeit, Effizienz, Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit. Das sind Ihre primären Operationsparameter, oder nicht?«
    »Wenn Sie sich auf meinen Basissystemaufbau beziehen, ja. Aber …«
    »Daher ist es nicht Ihre Aufgabe, in Übereinstimmung mit den Tatsachen zu denken oder zu sprechen, habe ich recht?«
    »Was ich denke und spreche, wird Tatsache. Vorausgesetzt …«
    »Beantworten Sie meine Frage, bitte.«
    Jug verwahrte sich nachdrücklich gegen die ›kindische Methode, das Beweisstück zu verleumden‹, und wies erneut darauf hin, daß Beweisstück Zwölf von seinem Gebieter mit einem IZ versehen worden war, dem Gericht durch beglaubigtes Zertifikat bestätigt. »Ich beantrage die Streichung der fragwürdigen Teile des Verhörs durch die Anwältin der Verteidigung.«
    »Abgelehnt. Die Verteidigung mag fortfahren.«
    »Ist der Begriff ›Wahrheit‹ überhaupt in Ihrem Wortschatzregister enthalten?«
    »Nein. Aber Glaubhaftigkeit.«
    »Nicht ganz dasselbe, mein Freund. Nicht ganz dasselbe.«
    Dahlia lächelte keck und attackierte den Zeugen weiter. »Da Sie zugeben, daß Ihnen die Fähigkeit abgeht, Wahrheit von Erfindungen zu unterscheiden,

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