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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Rettungsaktion veranlaßte. Jetzt ist er fort. Alle sind fort. Diese Entführung – das war alles nur ein Trick von ihr, um Frontera einen Grund zu verschaffen, in Horizont einzumarschieren. Das war von Anfang an ihr Format.«
    »Nun«, bemerkte Dahlia, die kaum in der Lage war, ihre tiefe Zufriedenheit zu kaschieren, »dieses Gericht und die Mehrzahl der Zuschauer mögen vielleicht Ihre Analyse der Rolle des Beweisstücks in Frage stellen, in einem wichtigen Punkt stimmen wir aber, denke ich, mit Ihnen überein: daß das Beweisstück in der Tat eine autonome Einheit gewesen ist und in vollem Umfang fähig, ihren eigenen Willen durchzusetzen, ohne Behinderung durch einen IZ – eine Einheit, die durchaus in der Lage war, Komplotte zu schmieden und sich an Verschwörungen zu beteiligen. Habe ich diesen Teil Ihrer Aussage korrekt interpretiert?«
    Jubilee nickte und fügte hinzu: »Nicht einmal Taddy glaubte, daß sie zensiert war. ›Sie ist zu schlau dafür‹, sagte er immer.«
    »Ganz recht. Vielen Dank, meine Liebe.«
    Jug überraschte alle, als er auf ein Kreuzverhör verzichtete. Er machte kein Hehl daraus, daß er Dahlias Zeugin für absolut unbedeutend hielt. Er bat um die Erlaubnis, seinerseits einen Zeugen aufrufen zu dürfen, während das Gericht auf die Ergebnisse von Andros PhH-Tests wartete. Meinte er vielleicht Junior – oder Lance London, wie man ihn auch nannte –, fragte ich mich, denn ich war begierig darauf, einen Blick auf mein erstes Kind zu werfen, von dessen Existenz ich durch den Erinnerungsspeicher erfahren hatte. Vielleicht erwies sich dieser Sprößling als etwas warmherziger. Doch als der Richter ihm die Erlaubnis erteilte, sagte Jug: »Ich rufe Thaddäus Locke in den Zeugenstand.«
    Der Auftritt meines ehemaligen Lebensgefährten löste eine erhebliche Unruhe unter den anwesenden Mediaeinheiten aus. Es wurde während der Vereidigung so viel holografiert, daß der Richter zweimal mit Klingelzeichen um Ruhe bitten mußte. Thaddäus Locke war bei der Presse nicht nur wegen seiner Beteiligung an den Ereignissen, die zur Eroberung Horizonts führten, so begehrt, sondern auch, weil die Anklage ihn als ihren Zeugen benannt hatte, denn das bedeutete, daß er womöglich gegen seinen Vater aussagen würde. Liebte er mich immer noch? fragten sich die forschen Kämpfer für das Recht der Öffentlichkeit auf Information. Welch eine faszinierende Geschichte für das menschliche Publikum an den Holoschirmen!
    Obwohl ich mich nicht im mindesten an eine frühere Beziehung zu entsinnen vermochte, wurde sie von der Gedächtnisdatei einwandfrei bewiesen, deshalb war ich verständlicherweise besonders neugierig auf diesen verflossenen Liebhaber und Mitverschwörer. In den Holoprojektionen war er ein hagerer, unordentlicher und schlaksiger Jüngling gewesen, mit einem unschuldigen, aber verschmitzten Blick, während der junge Gebieter, der Jugs Aufforderung folgend in den Zeugenstand trat, auf eine Weise gealtert wirkte, die mehr von einem Wandel der Einstellung zeugte als von den Jahren. Trotzdem, eine kurze Beschreibung dürfte angebracht sein. Er war beinahe schmerzhaft glatt rasiert und sein grauer Anzug von konservativerem Schnitt als der des Anklagevertreters. Das Haar war millimeterkurz getrimmt, und die Haut hatte den künstlichen Schimmer von Adstringenslotio Super – alles in allem stellte er den Prototyp des sehr peniblen, adretten, verbindlichen, cleveren und erfolgsorientierten Yuppies dar. War Tad schließlich doch noch eine Zierde seines Standes und seiner Spezies geworden?
    In der Tat. Nach der Vereidigung gab er seine Tätigkeit mit Student des Wirtschaftsrechts im letzten Jahr an der Bork University, Orbiter Neunundfünfzig an, und daß er in interplanetarem Korporationsrecht promovieren würde. Ich schaute zum Tisch der Anklage und las im Gesicht seines Vaters Überraschung und Freude. Dann bemerkte ich, daß die Aufmerksamkeit des Zeugen weniger dem ihn befragenden Anwalt galt als vielmehr der Galerie und dort einer jungen Frau in der ersten Reihe der Zuschauer, mit der er viele liebevolle Blicke tauschte. Sie war blond, blauäugig, hübsch proportioniert, geschmackvoll gekleidet, auf Hochglanz poliert. Mit einem gelinden Schock wurde mir klar, daß sie das menschliche Äquivalent eines weiblichen P9 war. »Et tu, Thaddäus?« sagte ich zu mir. Dann forderte Jug mich auf, vor dem Zeugen auf und ab zu gehen, wobei mir auffiel, daß er sich scheute, mich genauer zu betrachten; er warf mir

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