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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Selbsterhaltung bewiesen, weshalb er überhaupt darauf verfallen war, mich für die Verschwörung zu rekrutieren. Doch im Lauf der Zeit hatte er erkennen müssen, daß meine Gerissenheit die einer Verrückten war, denn ich gab eine äußerst unzuverlässige First Lady ab, die nie recht zu wissen schien, was eigentlich vor sich ging, und bei der man ständig in Sorge sein mußte, daß ihr vor den Augen der Öffentlichkeit ein Patzer unterlief.
    Dieses sich hinter den Kulissen abspielende Drama war Präsident Fracass' größte Sorge, denn in seiner großen und tragischen Ahnungslosigkeit glaubte er, seine Frau litte unter einer bei Menschen gelegentlich vorkommenden geistigen Verwirrung. Obwohl verzweifelt bemüht, ihr zu helfen, wagte er nicht, professionellen Rat einzuholen, weil er die rücksichtslose Sensationsgier der Medien fürchtete. Aus diesem Grund zog er nur seinen Diener (Andro) ins Vertrauen. »Ich empfahl große Dosen seiner zärtlichen und liebevollen Fürsorge«, bekannte der Stabschef i. R. mit bewunderungswürdiger Unverfrorenheit. »Ich sagte, die Kraft seiner Liebe und seiner Gebete würden ihr zu innerem Frieden verhelfen, wenn auch nicht zu völliger Heilung.«
    Im Lauf der weiteren Befragung entfaltete sich eine faszinierende Geschichte. Von Zeit zu Zeit schien sein Rezept Früchte zu tragen, und die kleinen Erfolge ermutigten den Präsidenten, in seinem hochherzigen, aber letztendlich zum Scheitern verurteilten Bemühen fortzufahren; denn, erläuterte Andro, im Zuge der ständig wechselnden Launen der First Lady geschah es hin und wieder, daß eine lichte Phase mit den Heilversuchen des Präsidenten zusammenfiel. Zum Beispiel war es die Gewohnheit des großen Mannes, mit seiner Frau ausgedehnte Spaziergänge durch den Palastgarten zu unternehmen. Dort verweilte man am Fischteich mit dem künstlich angelegten Bächlein, und die still fließenden Wasser besänftigten ihr sprunghaftes Gemüt. Doch wenn der Präsident von Staatsgeschäften daran gehindert wurde, seinen persönlichen Zauber zu wirken, vertraute er seine Frau Andros bewährten Händen an und trug ihm auf, sie mit Beruhigungsmitteln zu versorgen und mit Propags, sollte ein öffentlicher Auftritt bevorstehen. Statt dessen verabreichte Andro ihr Verstärker der Mixtur, die er ihr im Krankenhaus von Kommerz hinter Blaines Rücken eingegeben hatte. Ja, er gestand seine Beteiligung an dem Komplott, betonte aber für das Protokoll, daß zu dem fraglichen Zeitpunkt die Aquarier und die RAG seine Verbündeten gewesen waren; Smedly kam erst später ins Bild, nach der Wahl '83. Wäre Smedly vor oder während der Wahlkampagne Mitglied der Verschwörung gewesen, hätte er gewiß nicht gezögert, die Informationen über die First Lady zu nutzen, um Blaine zu diskreditieren. (Durch den Schachzug, diesen Punkt eigens aufzugreifen und klarzustellen, nutzte er das Verfahren als Forum, um eine der auffälligsten Schwächen im Bericht der Untersuchungskommission auszumerzen.)
    »Sie waren es, der nach der Wahl an Smedly herantrat, nicht wahr?«
    »Ja. Auf Setis Drängen. Auch die RAG hielt es für eine gute Idee. Wir brauchten einen liberalen Handlanger in Frontera, um den Kodex zu propagieren. Smedly und seine enttäuschten Humanisten entsprachen exakt unseren Vorstellungen. Ihr Ziel war es, innerhalb der humanistischen Gemeinschaft eine radikale Alternative zu Blaines Politik anzubieten. Das machten wir uns zunutze. Sicher, nach der Invasion waren ihre Reformpläne kalter Kaffee. Seti war ausgeschaltet und der Präsident populärer denn je. Auf meine Empfehlung hin wechselte Milt von der Strategie friedlichen Wandels durch interne Reformen zu der Methode heimlicher Destabilisation und Falschinformation.«
    »Dadurch, daß er Präsident Fracass' Reputation untergrub, hoffte er auf daraus resultierende Vorteile für sich selbst?«
    »Ja. Es steht alles im Bericht der Kommission. Doch wenn es gestattet ist, möchte ich die Tatsachen gern um mein persönliches Input erweitern.«
    »Aber bitte. Das Gericht wird Ihre Eindrücke gern zur Kenntnis nehmen. Aus diesem Grund sind Sie als Zeuge benannt worden.«
    »Vielen Dank. Milt rechnete damit – und ich glaube, nicht ohne Grund –, daß die Partei sich an ihn als Retter wenden würde, sollte Blaines Ruf ins Wanken geraten und er gezwungen sein, zurückzutreten. Er forderte mich auf, einen Skandal zu konstruieren, der den Präsidenten unweigerlich zu Fall bringen mußte, also kam mir die eigentlich auf der

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