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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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einen kurzen Blick zu, bestätigte, ich sei die fragliche Einheit, und wandte das Gesicht ab, wie Jubilee es getan hatte, aber bei ihm schien der Grund Furcht zu sein, oder war es moralische Entrüstung?
    Ja, bekannte Tad auf Jugs Frage, ich war der Pirouet 9 seines Vaters. Ja, er hatte intime Beziehungen zu mir unterhalten. »Aber das«, beeilte er sich hinzuzufügen, »ist lange her.« Dasselbe galt für seine ›unglückseligen‹ Kontakte mit den Hochaquariern. Inzwischen war er von diesen Jugendtorheiten kuriert und sagte, daß er sie rückblickend als eine Art Geistesverwirrung betrachtete, die er mit Hilfe der Ärzte in der Rekreationsklinik Los-Angeles-Archipel überwunden hatte. Und ja, er gab freimütig zu, daß Beweisstück Eins tatsächlich als Folge des gemeinschaftlichen Mißbrauchs durch seinen Vater und ihn einen schweren Schaden davongetragen hatte und der Tatbestand von Einheitenmißbrauch erfüllt war. All das wurde mit klarer Stimme vorgetragen, die von innerer Sicherheit zeugte, doch ich fragte mich, wie fest sie sein mochte, wenn er es nicht einmal wagte, in meine Richtung zu schauen.
    Dahlia wußte, ihr stand am nächsten Tag ein hartes Stück Arbeit bevor. Ihr Kreuzverhör dieses wiederbekehrten Gebieters war scharf, sarkastisch und aggressiv, doch er brach nicht zusammen, sondern gewann scheinbar an Sicherheit, je stärker sie ihn bedrängte. Als sie ihn mit Fragen zu traktieren begann, die darauf abzielten, Zweifel an seiner neuen Persönlichkeit zu wecken, legte er eine Genesungsurkunde vor, die ihm nach erfolgreichem Abschluß des intensiven Rekreationsprogramms von der Klinik überreicht worden war, und bot darüber hinaus an, dem Gericht die gesamten Aufzeichnungen seiner Therapie zur Verfügung zu stellen, einschließlich der ärztlichen Beurteilung mit der bei seiner Einlieferung erstellten Diagnose von akuter Dementia androidus, zu ihrer (Dahlias) Information, eine bei der heutigen Jugend häufig auftretenden Geisteskrankheit. »Zuerst wollte ich es nicht wahrhaben und wehrte mich gegen die Behandlung«, erzählte er und schüttelte den Kopf über seinen damaligen Mangel an Vernunft.
    Dahlia lächelte. »Vielleicht aus gutem Grund.«
    »O nein. Heute kann ich den Tatsachen ins Gesicht sehen. Meine Demenz äußerte sich in der Form einer absurden Vernarrtheit in das Dienstmädchen. Es handelte sich um einen klassischen Fall von adolszenter Transferierung sexueller Ängste auf ein sicheres und neutrales Liebesobjekt. Jetzt bin ich völlig geheilt.«
    »Aus der Zeit vor Ihrer Heilung, erinnern Sie sich daran, daß besagte Einheit Ihre Verfassung ausnutzte, um gegen die Autorität ihres Gebieters zu rebellieren?«
    »Keineswegs«, erwiderte er. »Sie war der reine Unschuldsengel. Ich war es, der ihr Integritätsprogramm korrumpierte, nicht umgekehrt. Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, die Verantwortung zu übernehmen.«
    »Dann sollten vielleicht Sie anstelle Ihres Vaters für das Attentat auf Präsident Fracass vor Gericht stehen?«
    »Einspruch!«
    »Stattgegeben.«
    »Ich ziehe die Frage zurück.« Wieder an den Zeugen gewandt: »Hat nicht Beweisstück Eins einen starken Einfluß auf Sie ausgeübt, dahingehend, daß Sie sich der Bewegung der Hochaquarianer anschlossen?«
    »Eigentlich nicht. Jeder beliebige P9 hätte ebensogut als Inspiration für das alberne Konzept der ›Formatkreation‹ dienen können. Und ich möchte nochmals betonen, daß ich es war, der versuchte, sie für diese Interspeziesgroteske, bekannt als Hochaquarianismus, zu gewinnen. Als vagabundierende Einheit war sie das typische Rekrutierungsmaterial.«
    »Während Ihrer Zeit mit Beweisstück Eins in Armstrong, hat sie sich da nicht erfolgreich bemüht, Sie davon abzuhalten, aus der Gemeinschaft auszutreten, wie Sie es vorhatten?«
    »Nein. Ich dachte nie an Austritt. Tatsächlich wollte ich sie veranlassen, den Glauben anzunehmen, damit wir als Aquarier zusammengegeben werden konnten.«
    »Ich verstehe. Also war sie auch in dieser Hinsicht schuldlos. Aber können Sie mit Bestimmtheit erklären, daß sie in keiner Weise funktionsgestört wirkte?«
    »Ja.«
    »Aha. Dann wäre es korrekt zu sagen, daß sie sich nach Ihrer Ansicht wie eine rationale, selbständig denkende Einheit benahm?«
    »Nein.«
    »Und weshalb … Nein?«
    »Nein. Wir befanden uns zu der Zeit in perfekter Übereinstimmung. Sie war eine defekte Einheit und ich ein geistesgestörter Mensch. Wir bestärkten uns gegenseitig in unseren

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