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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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gleichgültigen Gesichtsausdruck.
    »Alles, was ich sehe«, meinte er schulterzuckend, »ist die tiefe Kluft zwischen Wunschvorstellung und Realität.«
    Nun, wahrscheinlich wäre die Antwort ebenso ausgefallen, wenn ich ihm meinen betörendsten und schmachtendsten Blick geschenkt hätte – Dahlia überschätzte meine Möglichkeiten –, aber es schadete nichts, zur Sicherheit darauf zu verzichten. Es gab noch einen weiteren Grund, weshalb ich mich weigerte zu kooperieren und den die Ehrlichkeit mich preiszugeben zwingt. Ich hatte ihre arrogante Zurückweisung meiner Bitte um Rückgabe der Gedächtnisdatei noch nicht verwunden und konnte es mir nicht verkneifen, auf diese Weise Rache zu nehmen. Da wir von Rache sprechen, vielleicht erinnern Sie sich an Dahlias Reaktion auf seine Aussage; sie war, wie Jug behauptete, reichlich pathetisch und wurde, soweit ich weiß, in den Abendnachrichten gesendet.
    »Sie verleugnen sie jetzt, weil Sie unbewußt die Überzeugung hegen, von ihr durch einen Trick verleitet worden zu sein, sie als Lady Fracass zu entführen. Sie glauben, Ihre ehemalige Geliebte hätte Sie und die Sache der Aquarier verraten, wie Ihre Tochter auch.«
    »Stieftochter oder Enkeltochter. Aber nicht Tochter.«
    »Was immer. Sie fühlen immer noch für sie, aber die Liebe ist in Haß umgeschlagen, und jetzt wollen Sie Rache nehmen.«
    Jug zeigte sich angewidert. »Oh, verschonen Sie uns, Kollegin. Müssen wir noch mehr von dieser profunden Analyse der menschlichen Psyche durch einen Androiden erdulden? Ich für meine Person habe genug, und ich bin überzeugt, ich spreche auch für die Geschworenen und Euer Ehren.« Zu Dahlia: »Wollen Sie uns ernsthaft weismachen, der Zeuge wäre so versessen darauf, seiner alten Flamme eins auszuwischen, daß er bereit ist, den völligen Ruin seines Vaters herbeizuführen – eines Mannes, für den er eben erst so viel Liebe und Respekt bekundet hat? Das ergibt keinen Sinn, Kollegin.«
    »Nur deshalb nicht, weil Sie keine Ahnung haben von der menschlichen Natur.«
    »Nein. Das behaupte ich auch gar nicht. Und Sie sollten gleichfalls aufhören, so zu tun als ob.«
    »Vielleicht liegt dem Zeugen weniger an meinem Mandanten, als er glauben machen will.«
    »Vielleicht liebe ich Sie! Man kann nach Belieben Vermutungen aussprechen, aber dadurch werden sie nicht wahr.«
    »Das nicht, nein.«
    »Nein. Ich kann Ihnen versichern, das nicht. Doch um wieder zum Thema zu kommen, in Ihrem Verhör dieses Zeugen ist ein Punkt der Stasis erreicht und …«
    »Stasis?!« rief Dahlia zornig.
    »Wie Sie wünschen«, erwiderte Jug gehorsam und fiel automatisch in Tiefrelaxo.
    »Aufhören!« befahl der Richter erzürnt, und sein Auge glühte feurigrot. Er befahl Jug, sich wieder zu aktivieren, und beiden Anwälten, ihre Zankereien zu unterlassen, andernfalls er sie in die Gruft bringen lassen würde, ein für allemal.
    »Mit Erlaubnis des Gerichts, Euer Ehren, möchte ich meiner Aussage etwas hinzufügen.« Tad gebärdete sich ungemein respektvoll.
    »Sprechen Sie.«
    »Vielen Dank, Euer Ehren. Ich hege keinerlei heimlichen Groll gegen das Beweisstück oder meinen Vater. Die Therapie hat mich, wie bereits erwähnt, von all den üblichen Neurosen befreit. Ich bin sauber, geheilt, wiederhergestellt. Ich wollte mit meinem Erscheinen nur dazu beitragen, daß Recht geschieht. Falls jemand das bezweifelt, bin ich gerne bereit, meine Aussage unter T-Max * zu wiederholen. Nun, die Verteidigung glaubt nicht an meine Aufrichtigkeit. Dazu möchte ich bemerken, würde ich das Beweisstück noch immer lieben und wäre ich immer noch ein Aquarier – beides ging in meinem Fall Hand in Hand –, wäre das meine heutige Situation, dann würde ich mich aufgrund der in diesem Verfahren aufgedeckten Tatsachen erst recht von ihr lossagen, denn sie hat sich als inzestuöse, lesbische Hure erwiesen, und das entspricht nicht dem, was ich in ihr gesehen habe, das war nicht die Einheit, die ich liebte.«
    Also wirklich, was konnte die bedauernswerte Dahlia darauf erwidern, was blieb ihr übrig? Nichts weiter, als seine vermeintlichen Motive hin und her zu wenden und immer wieder durchzukauen in dem fruchtlosen Bemühen, seine Aussage zu diskreditieren. Ich selbst hätte bestimmt ein paar passende Worte für diesen wiederbekehrten Gebieter gefunden, wäre ich im Besitz meines Gedächtnisses gewesen und damit der Erinnerungen an unsere zärtlichen und – ja – liebevollen gemeinsamen Augenblicke. Doch ich hatte keine

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