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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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zweifelte. Als man mich packte und hinausführte, tauschten wir einen letzten Blick. In ihren Augen lag ein unverkennbares Flehen, das nur ihrem Anliegen gelten konnte. Ich nickte, und sie ging erleichtert. »Soeben habe ich einen Pakt mit beiden Seiten abgeschlossen«, dachte ich in meiner Schublade. Und während mir die Stimmaufzeichnung befahl, mich zu deaktivieren, fragte ich mich, ob Dahlias tränenfeuchte Szene nicht berechnet gewesen war, um mich zu erweichen. »Anwälte«, murmelte ich vor mich hin, während ich langsam eindöste. »Wer braucht die schon?«
     

Kapitel sieben
    Jugs Augen schossen zornige Blitze. Ich hatte Dahlias Fragen so beantwortet, wie es ihrer Beweisführung dienlich war, nur die Verantwortung für den Mord an Präsident Fracass wollte ich nicht übernehmen und beharrte starrsinnig darauf, daß trotz der vorliegenden Beweise die Frage meiner Schuld oder Unschuld nicht im Rahmen dieses Schadenersatzprozesses entschieden werden konnte, sondern höchstens bei meinem eigenen Verfahren, sollte es je dazu kommen. Ein frecher Auftritt, der Dahlia mit tiefer Zufriedenheit erfüllte. (Vielleicht erinnern Sie sich; meine Aussage war die Sensation in den Tagesnachrichten.)
    »Was zur Hölle soll das bedeuten?« murmelte Jug gedämpft, als er kurz stehenblieb und den Ellenbogen auf die Balustrade stützte, um vor Beginn des Kreuzverhörs bei seinem Opfer Maß zu nehmen. Ich antwortete ihm mit einem Lächeln, das ihn veranlaßte, ratsuchend zum Tisch der Anklage zu schauen. General Harpi wandte stirnrunzelnd den Kopf zur Empore der beratenden Anwälte, wo Meese sich langsam und betont am Hals kratzte, das Zeichen, jetzt aufs Ganze zu gehen. Dementsprechend lief der ausgebuffte Kämpe zur Hochform auf, zog alle Register seiner inquisitorischen Talente und verhörte mich mit einer brutalen, erbarmungslosen Entschlossenheit, die keine Ungenauigkeit, kein Zögern duldete und jede meiner Antworten als offenkundige Unwahrheit hinstellte. Bei einer Gelegenheit ereiferte er sich dermaßen – es war ihm weder gelungen, mich zur Zurücknahme einer Aussage zu bewegen, noch wurde ich hysterisch oder ließ sonstige Anzeichen für die von ihm propagierte Funktionslabilität erkennen –, daß ihm die Beschuldigung entfuhr, man hätte mir ein Indoktrin verabreicht. Doch Sie haben es alle an den Konsolen mitverfolgt, daher verzichte ich auf eine Wiedergabe des hitzigen und unfeinen Wortgefechts, das sich im Anschluß daran zwischen Dahlia und ihm entspann. (Wenn Ihnen daran liegt, können Sie beim Gericht ein Transkript anfordern. Es ist Teil der Serie Anwälte und Konfrontationen, die mittlerweile käuflich erworben werden kann.) Es muß genügen, wenn ich berichte, daß ihm beinahe der Zensor geplatzt wäre, so heiß wurde ihm unter dem Kragen, während Dahlia zum ersten Mal in diesem Prozeß gelassen und siegessicher wirkte und ein kurzer Blick auf die Geschworenen genügte, um zu erkennen, wie beeindruckt sie waren. Meine resolute Antwort auf Jugs hauptsächliches Argument der verminderten Zurechnungsfähigkeit war äußerst denkwürdig, wenn ich das selbst sagen darf. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, sie an dieser Stelle zu zitieren. »Es ist ein Unterschied, ob man verrückt ist oder bedenkenlos. Ich bestreite ersteres und bekenne mich zu letzterem ohne die mindeste Reue. Wenn ich eins aus den hier vorgeführten Sequenzen einer Lebensgeschichte, von der Sie behaupten, es sei die meine, gelernt habe, dann ist es das, daß in dieser Welt eine Einheit so oder so nichts Gutes zu erwarten hat. Unter solchen Voraussetzungen pfeife ich auf die fragwürdigen Belohnungen für Wohlverhalten.« Doch leider! Wie Sie gleichfalls wissen, war es ein kurzlebiger Sieg, der meinen ersten Tag im Zeugenstand nicht überdauerte, schon am zweiten machte das Schicksal alles zunichte. Allerdings, wie ich im folgenden aufzeigen werde, war es alles andere als ein Rückschlag, sondern eigentlich ein Segen im Gewand einer Katastrophe.
    Jug bearbeitete mich wegen meiner Neigung zu Fehltritten und unmoralischen, oft kriminellen Handlungen und stellte fest, selbst wenn man mich als dem Menschen ebenbürtig einstufen wollte, würde eine solche Attitüde als ernsthafte, intensive Behandlung erfordernde Störung betrachtet werden – alles Teil seiner gegen meine Verantwortlichkeit für das Attentat gerichteten Beweisführung –, als eine altvertraute Stimme sich hören ließ, die ich seit der Zeit im Dodger District nicht mehr

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