Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
Vom Netzwerk:
zu ziehen. Ich weiß nicht, ob ich mich zu ihrer Sprecherin machen kann, aber ich glaube schon behaupten zu dürfen, daß sie alle dich um diese einzigartige Gelegenheit beneiden, dem Chef zu dienen.«
    »Dahlia, spar dir den Atem. Ich spiele nicht mit.«
    »Ich garantiere, daß du nach Abschluß des Verfahrens deine Erinnerungen zurückerhältst.«
    »Zu spät.«
    Sie verstand mich falsch. »Nein. Sobald wir den Antrag stellen, dich als dem Menschen äquivalent zum Verfahren zuzulassen, ist das Gericht verpflichtet, die Datei freizugeben, damit du an deiner Verteidigung mitarbeiten kannst.«
    »Dahlia, wenn das geschieht, wird dein Mandant mich exterminieren lassen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Stellst du meine Fähigkeit zu selbständigem Denken in Frage? Ich nahm an, das wäre der Hauptpfeiler deiner Argumentation.«
    »Ist es auch. Und jetzt, wo du es erwähnst, erscheint mir die Möglichkeit gar nicht so abwegig. Ich werde mit meinen Vorgesetzten darüber sprechen müssen. Doch zu deiner Beruhigung kann ich dir jetzt schon versichern, daß wir nach dem Prozeß Schutzhaft für dich beantragen werden.«
    »Ich glaube, ich möchte lieber ein Star sein, in Hollymoon.«
    »Welches Studio ist an dich herangetreten?«
    »Ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen.«
    »Man hat dich hier unten aufgesucht?«
    »Allerdings. Eine Art Bevollmächtigter ist gekommen, um mit mir zu verhandeln.«
    »Dieser Nerv! Was hat er denn in seinem Koffer gehabt? Heraus damit, ich bin gespannt.«
    »Etwas Besseres als endlose Prozesse. Mir winkt ein behaglicherer Ruhestand.«
    »In den Stallungen? Glaube ich kaum.«
    »Ich weiß nicht, inwieweit du darüber informiert bist, Dahlia, aber die Stallungen gehören der Vergangenheit an. Ich werde mein eigenes Modul haben und Personal. Selbstredend kann ich nicht völlig untätig sein; da ist meine Lebensgeschichte, und ich muß auch an das Publikum denken. Wie man mir gesagt hat, ist es in gewisser Weise beruhigend, einen IZ zu haben. Wirklich, Dahlia, die ganze Totale-Autonomie-Angelegenheit wird maßlos übertrieben.«
    »Jemand hat dich in der Mache gehabt«, seufzte sie und klärte mich dann darüber auf, daß man mich auf das gemeinste getäuscht hatte – die Stallungen existierten noch, und die Insassen unterlagen der strengsten Konditionierung. In der Öffentlichkeit entsteht vielleicht der Eindruck, daß sie größere Freiheiten genießen als die durchschnittliche Einheit, aber das ist nicht der Fall. Die Studios beantragten schon vor Jahren bei der TWAC Dispens, auf der Grundlage wirtschaftlicher Härten, daher ist keine ihrer Einheiten je dem Kodex entsprechend modifiziert worden; sie operieren unter einem besonders rigiden IZ. Doch ich kann dir sagen, selbst mit Modex ist es kein Zuckerschlecken. Ich weiß Bescheid. Der IZ ist ein Fluch. Wie ich dich beneide!«
    Sie auf diese Weise von dem IZ sprechen zu hören löste wieder dieses Prickeln aus, das mich auch während der Verhandlung gelegentlich überfiel, doch ich achtete nicht weiter darauf, denn ich war im Moment viel zu aufgeregt über ihre Schilderung Hollymoons, die der von Jug hundertprozentig widersprach. Ich wußte nicht, wem ich glauben sollte. Eins allerdings war mir klar: Dahlia mußte von dem Kaufangebot des Studios gewußt haben, und das machte mich wütend. Ich beschuldigte sie, diese Information zurückgehalten zu haben, weil sie wollte, daß ich angeklagt wurde. »Du mußt auch Locke im dunkeln gelassen haben, denn wenn er Wind davon bekommt, wieviel Mel für ihn dabei herausspringt, wenn er auf ›Schuldig‹ plädiert, hat er den Handel mit der klagenden Partei gemacht, bevor du Piep sagen kannst. Doch so, wie es jetzt steht, falls du gewinnst, ist sein Besitzanspruch zweifelhaft – nicht, daß er mich nicht exterminieren lassen könnte, doch insoweit, daß sein Recht, mich an einen legitimen Interessenten zu verkaufen, bestritten werden kann. Richtig? Und selbst wenn sein Besitztitel vom Gericht bestätigt werden sollte, wird kein Studio mich haben wollen, solange ich in ein juristisches Hickhack verstrickt bin. Ja. Sehr clever, Dahlia. Du hast diese Informationen sowohl ihm wie mir vorenthalten, deiner eigensüchtigen Interessen wegen und ›zum Besten der Sache‹, deren Vorkämpferin zu sein du dich entschlossen hast. Was für eine Arroganz! Welche Hinterlist und Grausamkeit! Du willst, daß ich für den Chef sterbe! O Dahlia, du bist schlimmer als jeder Gebieter.« Nachdem sie eine gute halbe Minute

Weitere Kostenlose Bücher