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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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unseren guten Freund Alexander Seti, oder? Großer Häuptling der Aquas, obwohl sie sich damit brüsten, keine Bosse zu haben. Er ist der Aqua, der Pirouets Zentrales Schrottsystem entwickelt hat.« (Gelächter.) »Lacht nicht, denn der Mann ist damit durchgekommen. Die LRA hat ihn bei dem großen Gerichtsverfahren wegen Firmensabotage vor ein paar Jahren herausgehauen. Ihr wißt doch, als United Systems versuchte, ihn wegen leichtfertiger Beschädigung des besten Produkts auf dem ganzen Markt dranzukriegen – des P9.«
    (Liebe Güte! Also hatte Tad recht gehabt mit seiner Spekulation, daß die Aquas hinter der ›Umerziehung‹ des Zentralen Zensors steckten. Das bedeutete, Alexander Seti war der Vater des Chefs und genaugenommen mein Befreier – das heißt, wenn man bereit war, Blaine Fracass Glauben zu schenken.)
    »Der Mann gibt zu, Pirouets Kontrollsystem mit den Prinzipien seiner Organisation geimpft zu haben, und ist immer noch nicht verurteilt worden wie zum Beispiel die Leute, die süchtig nach Datapillen geworden sind, und die Hunderttausende, die ihr Leben gelassen haben, seit jenes teuflische System auf den Markt gebracht wurde. Menschliche Wesen aus Fleisch und Blut! Tot! Nur technische Einzelheiten. Ihr habt nicht gewußt, daß die Aquas die größten Orb-Dealer der Milchstraße sind, oder? Nun, es ist eine Tatsache.«
    Das interessierte Eva besonders. Sie drehte sich zu mir herum und sagte, daß sie Ähnliches auf den Treffen der Anonymen Dipper gehört hätte, obwohl man dort der Auffassung zuneigte, die Droiden seien verantwortlich für die Drogenepidemie. »Aber Eva, nicht die Droiden dealen mit Datapillen, nur Menschen.«
    »Richtig. Die Aquas, wie der Reverend sagt. Es ist durchaus vorstellbar, daß sie darin verwickelt sind.«
    »Nun, wenn Alexander Seti und die Hochaquarier diesen Kodex durchsetzen können …« Der Reverend verstummte und wischte sich Stirn und Oberlippe mit einem Tuch.
    »Hat er nicht eben gesagt, die LRA stecke hinter dem Kodex«, bemerkte ich, um Eva auf einen offensichtlichen Widerspruch in seiner Argumentation hinzuweisen, doch sie erwiderte nur: »Was macht das für einen Unterschied?«, und wandte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wieder dem Holoschirm zu.
    »Und wenn es ihnen gelingt, Horizont zu realisieren, wie sie es planen – und sie planen es genau hier, auf dem Mars –, dann errichten sie die größte illegale Datapillenfabrik im ganzen Universum, und in Null Komma nichts hat die Hälfte der menschlichen Rasse die Droids! Aber ich nehme an, die TWAC stört sich nicht daran – alles nur Kleinigkeiten, wißt ihr.«
    Er schloß mit der Bitte um Spenden: 500 000 oder 50 000 Mel, was immer der Zuschauer entbehren konnte, um die Menschheit zu retten. Jeder Betrag war willkommen, selbst eine bescheidene 1000-Mel-Spende. Eva sprang aus dem Bett, um unverzüglich eine Scheckspule abzusenden. Ich hielt sie fest und bestand darauf, daß sie mich anhörte. »Du kennst die Gerüchte, die über ihn in Umlauf sind, oder?«
    »Worum geht's? Ist er schwul?« fragte sie ins Blaue hinein.
    »Um die Wahrheit zu sagen, ja.« Daß sie, ohne es zu ahnen, ins Schwarze getroffen hatte, nahm mir im ersten Moment den Wind aus den Segeln. Eva zuckte die Achseln und zeigte sich wenig beeindruckt. Deshalb fügte ich hinzu: »Aber auf eine Art, die dich überraschen wird. Sein Liebhaber ist die Domestikeneinheit, die ihn überallhin begleitet. Eva, Reverend Fracass ist ein Droidenficker.« Es ging mir gegen den Strich, daß ich ihre Vorurteile benutzen mußte, um sie von dieser unerträglichen Ideologie abzubringen, aber daran ließ sich nichts ändern.
    »Du lügst. Er ist kein Warmer.« Zum Beweis kramte sie eine Klatschspule aus dem Stapel neben dem Bett, schob sie in die Konsole und gab verbal den Befehl, den Fracass-Artikel abzuspielen. Ein Holoreport, betitelt: ›Eine Malibu-Mars Affäre‹, zeigte den fraglichen Herrn in der Gesellschaft einer reichen Lady aus Malibu – ein atemberaubender Rotschopf –, die er Gerüchten zufolge in naher Zukunft zu ehelichen gedachte, vielleicht sogar noch vor der Wahl. Das mußte doch genügen, um meine Behauptung zu widerlegen.
    »Eva, das bin ich.«
    Um sie zu überzeugen, denn natürlich lachte sie ungläubig, holte ich Perücke und Gesicht der jungen Frau aus dem Schrank, wo ich sie mit dem Rest meiner Kollektion aufbewahrte. Das ernüchterte sie. Sie lauschte in stummer Verblüffung, während ich erklärte, daß Blaine Fracass schon drei

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