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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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mir untreu werden. Sie beteuerte immer wieder, ich würde ihr für immer und ewig das Liebste auf der Welt sein. Ich muß gestehen, daß ich mich zusätzlich von dem Gedanken verführen ließ, das von ihr vorgeschlagene marsianische Dreiecksverhältnis wäre für mich die Gelegenheit, das Beste aus beiden Welten zu genießen – der Welt der Androiden und der der Menschen –, falls ich nach meiner Heirat mit dem Humanisten die Beziehung zu Andro fortsetzte. Doch damals hielt ich das nur für eine vorübergehende Laune, denn es war Eva, die ich liebte.
    Ich rief also Harry an, um ihn von meinem Meinungsumschwung in Kenntnis zu setzen, damit er die Neuigkeit umgehend an den Kunden weiterleitete, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Mars aufhielt. Harry wußte übrigens von Blaine Fracass' Antrag und befürwortete das Arrangement, hatte vielleicht sogar die Anregung dazu gegeben, bedenkt man, wieviel Mel er dabei verdienen konnte, denn die Ehe bedeutete letztlich nichts anderes als ein auf unbestimmte Zeit verlängertes Abonnement. Minuten später rief er uns zurück und teilte mir mit, daß Blaine an Bord eines Expreßraumers gegangen war und am nächsten Morgen eintreffen würde, um die Presse zu informieren und mit mir zum Mars zurückzufliegen, wo die Hochzeit stattfinden sollte. Eva, die unser Gespräch über ihr Armtelefon mithörte, flüsterte mir zu, daß sie entweder einen Flug auf demselben Raumer buchen oder mit dem nächsten nachkommen würde. Ich zwinkerte verschwörerisch. Harry sagte, er würde mich vermissen, ich sei sein bestes Pferd im Stall (Eva stellte sich beleidigt und zog eine häßliche Schnute). Dann bat er mich als letzten Gefallen, einen Job im Malibu Cove zu übernehmen. Natürlich sagte ich zu, und nachdem ich die Rufnummer des Kunden erfragt hatte, rief ich ihn an, um mir seine Adresse und Wünsche bestätigen zu lassen, wie es üblich war. Ich fühlte mich überaus beschwingt, weil ich wußte, dies war mein letzter Auftrag.
    Er verlangte zwei Mädchen, also bot Eva an, mich zu begleiten, und scherzte auf dem Hinflug, daß nun unsere letzte Sitzung ein Doppler sein würde, wie die erste. Wir hatten eine Flasche Champagner dabei, um zu feiern, denn, wie sie sagte, bald würden uns Blaine Fracass und der gesamte Mars aus der Hand fressen. Sie ließ den Korken knallen, und wir schauten ihm nach, als er vom Sonnendeck in den Himmel schoß. »Nach diesem Abend, Candy, werden wir nie mehr arbeiten müssen, nur noch diesen alten Droidenficker melken, bis ihm schwarz vor Augen wird.« Sie lachte, und ich lachte mit. Wir tranken den Champagner aus der Flasche und waren beide leicht angesäuselt, als wir das Hotel erreichten.
     

Kapitel zehn
    Ich war so beschwipst, daß ich beinahe vergessen hätte, die mitgebrachte Maske anzulegen (hohe Wangenknochen und Schmollmund; heutzutage völlig passé), und hatte kaum genug Zeit, es aufzusetzen, bevor wir von dem Kunden eingelassen wurden. Er trug entweder selbst ein Gesicht oder sah tatsächlich aus wie ein Gebrauchtwagenverkäufer von Cordoba und befand sich in einem Stadium unterdrückter Übererregtheit, nichts als Nerven und Geilheit – so war es meistens. Gewöhnlich bewirkte das eine entsprechende Reaktion meinerseits, aber an diesem bestimmten Abend empfand ich nichts weiter als eine schreckliche Ungeduld, die Sache hinter mich zu bringen. Meine Stimmung wurde offenbar von Eva geteilt, denn sie meinte leichthin: »Hallo, guter Mann, ich hoffe, das wird eine schnelle Nummer. Hab' einen Kuchen im Ofen.«
    Der Kunde zeigte sich nicht im mindesten belustigt und erwiderte, er hätte ausdrücklich eine Stunde gefordert. Eva war manchmal wirklich ein Unikum. Sie ergriff kurzerhand die Initiative, führte ihn untergehakt zum Bett und hielt ihm die Champagnerflasche hin. »Was wird gefeiert?« erkundigte er sich widerstrebend. »Interplanetarer Humanismus«, antwortete sie, plötzlich sehr nüchtern und ernsthaft, und ahmte seinen eigenen Tonfall nach. Dann befahl sie der Zimmereinheit, einem Sony (in billigeren Hotels ist es ein Sears), jedem von uns ein Glas einzuschenken. Der Kunde sagte, ja, darauf sei er bereit zu trinken. »Auf den Sieg auf dem Mars«, verkündete Eva, nachdem serviert worden war. Wir stießen an. »Termination den Entlaufenen«, fügte er hinzu, und Eva tat es ihm gutmütig gleich. Ich zögerte, bis ich seinen Blick auf mir ruhen fühlte und er es für geraten hielt, seinen Toast zu wiederholen und auszutrinken. Gleich darauf

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