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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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erspart. Ja, er hat überlebt. Ich wette, du bist enttäuscht. Er wurde mehr tot als lebendig ans Ufer gespült. Man hat ihn gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft und mit einem Pulsgenerator wiederbelebt. Ich glaubte, das Fiasko wäre ihm eine Lehre gewesen, aber …« Ein gequältes Lächeln, » … nach einem Jahr in der Managerschule stieg er aus und schloß sich irgendeiner Bums-nach-Belieben-Sekte auf dem Mond an. Vielleicht hat er inzwischen ein halbes Dutzend Semis auf seiner Liste stehen. Ich kann ihn nicht finden. Meine Geschiedene hat auch nicht mehr Glück gehabt, und mit all dem Mel, das sie dank der Scheidungsvereinbarungen bekommen hat, sollte es ihr mittlerweile gelungen sein, ihn aufzuspüren. Das Heer von Privatdetektiven, das sie beschäftigt, hat jeden LRA und Aquarierschlupfwinkel von hier bis zum Uranus durchsucht – ohne Erfolg. Das ist alles deine Schuld.«
    »Als Mensch teile ich deinen Kummer«, sagte ich.
    »Laß mich dir etwas über deine Freundin hier erzählen«, wandte er sich an Eva, ohne auf meine Bemerkung einzugehen. »Du weißt es vielleicht nicht, aber sie ist eins von den original Rehabilitations-Wunderkindern. Sie hat meine Ehe ruiniert, meinen Ruf und meine Karriere.« Nach dieser Ouvertüre ließ er sich lang und breit über sein Elend aus, und wir – nackt und immer noch auf den Knien – mußten uns den Sermon anhören. Es war eine deprimierende Geschichte. Seine bereits durch die Eskapaden mit mir angeknackste Ehe ging vollends in die Brüche, als er mit Suzy Merci in flagranti crimine erwischt wurde. Seine Frau war hinterhältig genug gewesen, seine Verfehlungen heimlich auf Band aufzuzeichnen, und benutzte sie beim Ringen um das Sorgerecht für die Kinder als Beweis für seine moralische Verworfenheit. Die Fakten wurden in sein Leumundszeugnis aufgenommen und bewirkten, daß er im Beruf bei Beförderungen übergangen, schließlich herabgestuft und zu guter Letzt peu à peu abgeschoben wurde. Zu allem Überfluß kündigte man ihm auch die Mitgliedschaft im Country Club, was in den Gesellschaftsnachrichten bekanntgegeben wurde, und – der Gipfel der Ironie – man schloß ihn aus der Gesellschaft der Androidenfreunde aus. Um seine Pechsträhne zu vervollständigen, überredete ihn ein Berufsberatungsunternehmen zu enorm kostspieligen Gesichtsoperationen, um seine Schande ein- für allemal auszulöschen, und als Folge dieses Fiaskos geriet er mit Unterhaltungszahlungen und Alimenten in Rückstand. Das wiederum zog eine erfolgreiche Klage seiner Ex-Frau nach sich, er wurde zu Nachzahlungen und Entschädigungen verurteilt, focht den Spruch an und verlor. Bevor er sich endgültig in sein Schicksal ergab, schloß er sich einer Massenklage gegen United Systems Inc. an – die Mutterfirma – wegen grober Fahrlässigkeit, ›insbesondere der bewußten und verantwortungslosen Herstellung eines unethischen und sexuell verlockenden Produkts‹. Die Klage wurde als lächerlich abgewiesen. Nachdem er alle Möglichkeiten erschöpft hatte, pendelte er von einem lausigen Hilfsarbeiterjob zum anderen, bis er schließlich Sozialhilfe beantragen mußte.
    Doch diese traurige Geschichte hatte ein gutes Ende, dozierte er, und sein Gesicht heiterte sich auf. (Gut, dachte ich, denn allmählich taten mir die Knie weh. Soll mir einer was erzählen von gefesselten Zuhörern!) Eines Tages, während er sich mit Selbstmordgedanken trug, berührte und verwandelte ihn eine Rede von Blaine Fracass, die ihm die Wahrheit vor Augen führte: Nicht er selbst das Fungusgezücht war verantwortlich für all sein Elend. In den zwei Jahren seither befand er sich nun auf dem Pfad zurück aus der Nichtigkeit und Verzweiflung, und der Gott der Menschen leuchtete ihm auf dem Weg. (Ich konnte mir nicht helfen, ich empfand einen gewissen Neid. Der Chef hatte sich für mich keine solchen Umstände gemacht.) Nun da er ein neuer Mensch war, besaß er zu seinem neuen Gesicht ein neues und respektables Leben, jede Menge Mel und einen Vertrauensposten in der Kirche der Humanisten. Er war der Regionaldirektor Südwest für die Kampagne Stoppt Den Androidenkodex, in welcher Eigenschaft er für sechs Monate beurlaubt worden war, um die Wahlkampfmannschaft auf dem Mars zu verstärken. Sein Raumer ging morgen früh. (In fast entschuldigendem Ton erklärte er, daß er sich den flotten Dreier als eine Art Abschiedsgeschenk hatte gönnen wollen. »Auch wenn man ein Humanist ist, kann man doch gelegentlich human

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