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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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schnitt ihr mit einem verachtungsvollen Lachen das Wort ab und höhnte, daß dieser Tage selbst die Huren Imitationen waren. »Wenn ich mit euch fertig bin, werde ich über Miss Pristines Laden an die Vereinigung für lauteres Geschäftsgebaren berichten wegen irreführender Werbung und Beschäftigung entlaufener P9.«
    Die doppelte Schmähung ihrer Spezies und ihres Berufs erwies sich als zu gravierend für Evas Selbstbeherrschung. »Ah, übernimm dich bloß nicht! Ich wette, du bist selbst so ein alter Droidenficker gewesen.«
    Womit sie ins Schwarze traf.
    »Also hast du ihr von mir erzählt, wie? Molly?«
    »Ich habe ihr gar nichts erzählt, weil es nichts zu erzählen gibt. Ich bin kein P9.«
    »Du bist noch genau so, wie ich dich damals in Newacres gekannt habe, nur hat man dich jetzt programmiert zu lügen.«
    Ich hob die linke Hand, streckte den kleinen Finger aus und drängte ihn, sich mit Hilfe eines Lesegeräts von der Wahrheit meiner Behauptung zu überzeugen. Die Zimmereinheit konnte eins von der Rezeption holen, falls er kein eigenes mit sich führte. Lächelnd gab er zurück, daß Einheiten, die es fertiggebracht hatten, so lange der Gefangennahme zu entgehen, unzweifelhaft eine Methode kannten, solche verräterischen Markierungen unwirksam zu machen, und behauptete, daß ein Psychogramm eine ganz andere Wahrheit ans Licht bringen würde.
    »Genau!« pflichtete Eva ihm sofort bei. Sie forderte ihn auf, die AÜ zu rufen, wie er gedroht hatte. »Wir werden uns gerne von Ihnen testen lassen.«
    Du vielleicht, dachte ich.
    »Ich werde die AÜ rufen«, versicherte er, um mit einem bösen Grinsen hinzuzusetzen: »Sie können die traurigen Überreste einsammeln.«
    »Glaub mir doch, du hast dich geirrt. Candy sieht nur so ähnlich aus wie die Molly, die du mal gekannt hast. Dein Gedächtnis spielt dir einen Streich.«
    »Meins nicht, aber deins. Am Telefon hat sie ihren Namen mit Angelika angegeben.«
    »Oh, das ist nur mein Name fürs Geschäft«, erläuterte ich hilfsbereit.
    »Dann sind Angelika und Candy beides Decknamen. Dein wirklicher Name, dein Sklavenname ist Molly – seit dem Tag, als ich dich aus deiner Kiste auspackte.«
    »Du schwebst im Orbit, Mister«, murmelte Eva.
    »Tu ich das? Wie erklärst du dir dann die Tatsache, daß sie meinen Namen kennt? Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Erinnerst du dich, was sie sagte, als die Lichter aus waren? ›Ja, Gebieter Locke.‹«
    »Das wollte er so haben, Eva. Er hat mir ins Ohr geflüstert, ich sollte ihn so nennen, das würde ihn anmachen. Also tat ich es, und plötzlich reißt er mir die Maske herunter und nennt mich Molly. Er ist verrückt.«
    Gebieter Locke kicherte über diesen verzweifelten Schachzug, doch Eva ließ sich täuschen. »Wenn es etwas nützt, kann ich für Candy bürgen – ich meine, für Angelika. Sie ist nicht der entlaufene Droide, nach dem du suchst: Ich kenne sie schon zu lange.«
    »Da bin ich sicher; seit dem Fließband. Ich wäre nicht überrascht, wenn ihr beide aus Hals Filiale stammen würdet. Was für eine ausgefallene, aber passende Idee, sich für Huren auszugeben. Gott weiß, wie viele unschuldige Menschen ihr mit eurem fungoiden Fleisch besudelt habt – und all die widernatürlichen Semis, die eurem unreinen Leib entsprungen sind – zum Ruhme eures Chefs. Ich gebe zu, daß ich einst zu deinen Opfern gehörte, Molly. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich war das erste. Doch ich bin kuriert von diesem Übel und geläutert von aller Verderbnis, während so viele ahnungslos ihrer Wege ziehen, krank, ihr Blut und Hirn verseucht. Mein Sohn unter ihnen. O ja, ich bin sicher, ihr zwei habt oft gelacht über Thaddäus' moralischen Verfall. Versuch nicht, ihr weiszumachen, du hättest ihn vergessen, Molly, oder was du ihm schuldest. Ich bin hier, um Bezahlung zu fordern. Deinetwegen wäre er fast ertrunken.«
    Tad, dachte ich. Es traf mich wie ein Schlag. Erinnerungen an unsere Nächte auf der Wohnzimmercouch und unser Martyrium auf See kehrten mit unerwarteter Eindringlichkeit zurück. Tad lebt?! Ich biß mir noch rechtzeitig auf die Zunge, um nicht damit herauszuplatzen.
    »Ah, du erinnerst dich, nicht wahr? Der kleine Narr verlor total den Kopf und redete sich ein, dich zu lieben. Brannte durch, mit der brillanten Idee, dich zu heiraten und seinen Bastard zu legitimieren – den Semi, den du bei Hal geboren hast. Gott sei Dank, daß ihr während der Flucht getrennt wurdet, so blieb mir wenigstens diese Demütigung

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