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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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unvermittelt in die Arme riß und auf das Bett drückte.
    Wie ungewohnt, wieder von einem Mann geküßt zu werden. Seit Roland hatte ich dieses eigentümliche Gefühl nicht mehr erlebt. Keinem meiner Kunden im Dodger District oder in Malibu hatte ich diese Freiheit gestattet, nicht einmal den Abonnenten. Dies Privileg war einzig Evas vollen und weichen Lippen vorbehalten. Lances Mund fühlte sich im Vergleich dazu rauh an, und sein Schnurrbart (habe ich seinen Schnurrbart erwähnt?) kratzte. Dennoch war mir der intime Kontakt nach einer doch sehr langen Durststrecke willkommen, und ich fühlte mich durchaus zu ihm hingezogen. Ich seufzte sogar – nicht aus Hingabe, wie er glaubte, sondern in zärtlichem Gedenken an die Nacht, in der Tad mich geschwängert hatte. »Wie gerate ich nur immer in diese Situationen?« fragte ich mich. Gab es vielleicht ein bestimmtes Schema, und ist es wirklich unmöglich, ein vernünftiges Gespräch mit einem Mann – Androide oder Mensch – zu führen, ohne daß die Dinge unweigerlich diesen Verlauf nehmen? In diesem speziellen Fall hatte ich nichts dagegen, wie schon gesagt, aber muß das Ritual so vorhersehbar sein? Während ich diesen Gedanken nachhing, schien mein Kavalier plötzlich jeden Schwung zu verlieren und erschlaffte im wahrsten Sinne des Wortes. Das war ganz und gar nicht die Entwicklung, die mir vorgeschwebt hatte, denn er war im Begriff gewesen, in mich einzudringen. Seine Verwirrung war groß, doch ich bezweifelte, daß sie meiner Frustration entsprach.
    Ratlos und einigermaßen bestürzt gestand er, daß er nicht wußte, was tun, und fügte rasch hinzu, daß ihm so etwas noch nie passiert sei. Ich mußte lächeln, denn genau das Gegenteil traf zu: Alle seine Liebesszenen in den Studios endeten an dieser Stelle oder noch früher, um den Bannstrahl der FSK zu vermeiden. Nicht Impotenz, wie er fürchtete, sondern die Gebieter und die Regeln seines Berufs trugen die Schuld an seinem Versagen. Es wäre allerdings rücksichtslos gewesen, ihn in einem so delikaten Augenblick mit diesem Beweis für seine wahre Herkunft zu konfrontieren. Statt dessen heuchelte ich Verständnis und tröstete ihn mit der alten Leier, daß es jedem Mann einmal passiert und je weniger man sich Gedanken darüber macht usw. usw. Und hatte er nicht ein Glück! Fügte es sich doch, daß ich in meiner früheren Existenz eine Art Expertin in der Behebung solcher Mißgeschicke gewesen war. Deshalb brauchte er nichts weiter zu tun, als sich zu entspannen, nicht weiter den Hengst zu spielen und mir wieder einmal die Führung zu überlassen, diesmal nicht zu den höheren Sphären, sondern zu höchst fleischlichen Wonnen. Und so wirkte ich meinen Zauber an ihm und geleitete ihn Schritt für Schritt an der Schere des Zensors vorbei zu einer erotischen und – für ihn – spirituellen Erfüllung. Auf diese Weise verlor ein interplanetares Sexsymbol seine Unschuld unter der liebevollen Anleitung einer simplen Statistin und früheren Prostituierten.
    Als er in mir ejakulierte und damit meinen eigenen Höhepunkt auslöste, geriet ich außer Rand und Band und biß ihn dermaßen ekstatisch in den Hals, daß ich beinahe zur Mörderin geworden wäre, denn nur das Fleisch eines P9 war einer derartigen Attacke gewachsen. »Siehst du«, triumphierte ich. »Nun versuche zu leugnen, daß du ein P9 bist.« Das tat er, allerdings sehr liebevoll, wegen des Gefallens, den ich ihm erwiesen hatte, und behauptete, nichts weiter gefühlt zu haben als ein stimulierendes Knabbern am Hals. Bevor ich zu antworten vermochte, war er in mich eingedrungen und kam zum zweitenmal und wieder und wieder. Liebe Güte, dachte ich, war er vielleicht ebenso fruchtbar wie potent?
    Von dieser Möglichkeit elektrisiert, schwärmte ich, er sei großartig, atemberaubend und daß wir Kinder von rein androider Abstammung haben würden. Belustigt meinte er: »Kleine Droiden? Molly, das können wir besser.« Ich nahm an, damit meinte er menschlichen Nachwuchs. Es war nicht ganz einfach, das Thema weiter zu verfolgen, weil er zu sehr davon in Anspruch genommen war, sich im Glanz seiner Männlichkeit zu sonnen. Er war im Bett nach oben gerutscht, lehnte mit dem Rücken an der Wand, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und grinste selbstzufrieden, während er seine Preziosen lüftete. Um seine Aufmerksamkeit zu erregen und ihm seine P9-Stabilität eindeutig vor Augen zu führen, nahm ich seinen Schwengel in den Mund und biß fest genug zu, um ein

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