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Mein Leben als Stuntboy

Mein Leben als Stuntboy

Titel: Mein Leben als Stuntboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Tashjian
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Küche.
    »Derek!«, stößt Mom ärgerlich aus. »Wo ist Frank?«
    ärgerlich
    »Alles bestens. Ich kümmer mich um ihn.« Ich gehe zurück ins Wohnzimmer, greife mir Frank und stecke ihn wieder in seinen Käfig. Hey, wir sind hier doch nicht im Dschungel   – was soll so ein kleiner Affe beim Fernsehgucken schon groß anstellen?
    Als ich den Fisch mit Brokkoli auf dem Teller sehe, sage ich zu Mom, dass ich immer noch total voll bin von dem Essen, das es am Set gab. Sie gibt nach und meint, ich soll mich für morgen ein bisschen ausruhen. Für meinen großen Tag. Und weil ich Bauchschmerzen habe, darf ich das Windelwechseln ausnahmsweise ausfallen lassen und mich mit meinem Bücherei-Buch in mein Zimmer verziehen.
    Aber ich mache es mir lieber mit Calvin und Hobbes, meinem Zeichenblock und meinen Lieblingsstiften auf dem Bett bequem. Blöderweise können mich heute allerdings nicht mal Calvin und Hobbes aufmuntern   – alle paar Minuten gucke ich auf mein Handy, es lässt mir einfach keine Ruhe. Das ist doch lächerlich. Matt ist mein bester Freund. Wenn ich ihm was erzählen will, kann ich ihn doch einfach anrufen. Also mach ich das. Schon wieder.
    »War echt klasse auf dem Set heute«, spreche ich auf seine Mailbox. »Hätte dir bestimmt gefallen. Ruf mich an, okay?«
    Den Rest des Abends tue ich so, als würde ich lesen, und warte dabei auf Matts Rückruf.

Würg!
    Diesmal nimmt Dad sich Arbeit mit zum Set. Ob es an einem dringenden Abgabetermin liegt oder daran, dass er so tun will, als wäre er beschäftigt, damit ich nicht nervös werde   – keine Ahnung. So oder so   – ich blende ihn eh aus und konzentriere mich auf Tony.
    »Die 22. Szene   – also deine Szene   – wird heute als erste gedreht, also wirst du nicht lange warten müssen. Jetzt ab mit dir in die Maske, du musst deinen Schlafanzug anziehen.«
    »Ist Tanya Billings heute auch hier?«
    »Mann, du sollst dich heute darauf konzentrieren, die Mauer zu erklimmen,und zwar so, dass wir nur wenige Takes brauchen, und sonst nichts, okay?«
    Plötzlich wird mir klar, dass jeder Fehler, den ich mache, den ganzen Dreh aufhalten kann. Ich schaue mich um   – da sind bestimmt über hundert Leute: Elektriker, Tonleute, Kameraleute, Assistenten, Maskenbildner, Produzenten, Studio-Mitarbeiter, die Regisseurin. Und in dem Moment trifft mich die Wirklichkeit wie ein Hammerschlag. Ich gehöre zu den Menschen, bei denen ständig was schiefgeht. Immer wieder beschwert sich ein Elternteil oder ein Nachbar oder ein Lehrer darüber, dass ich irgendwas hätte anders machen oder gleich ganz hätte lassen sollen. Ich stelle mir vor, wie jemand hier gleich mit der Filmklappe knallt und sagt: »Szene 22, Klappe, die Erste!«, »Szene 22, Klappe, die Zweite!«   … Und während ich Tony quer über das Gelände folge, geht esso weiter: »Szene 22, die Siebenundachtzigste!   … die Hundertfünfunddreißigste!« In meinem Hirn wird es immer greller, als hätte jemand auf die Helltaste gedrückt. Was, wenn ich komplett versage und die Regisseurin mich vor versammelter Mannschaft anbrüllt? Was, wenn sie deswegen den Film nicht fertig kriegen und alle Leute entlassen werden? Wenige Sekunden später bin ich nur noch einen Atemzug vom totalen Nervenzusammenbruch entfernt.
    Dreh
    die Helltaste drücken
    »Derek, alles klar mit dir?«, fragt Tony.
    Ich beschreibe ihm das Szenario, das ich gerade im Kopf entwickelt habe.
    Szenario
    »Bei deiner blühenden Fantasie solltest du vielleicht lieber Drehbücher schreiben als Stunts machen! Warum machst du dir so viele Sorgen? Hier erwartet doch keiner von dir, dass du eine Operation am offenen Gehirnvornimmst oder so. Du kletterst eine Mauer hoch und rennst ein bisschen rum   – Sachen, die du sowieso jeden Tag machst. Du sollst einfach nur du selbst sein, mehr nicht. Das kannst du gar nicht verhauen, okay?«
    Wie durch Zauberei taucht Dad plötzlich neben uns auf, als hätte er eine Eltern-Antenne, die ihm gemeldet hat, dass mit seinem Sohn am anderen Ende des Geländes irgendwas nicht stimmt.
    »Geht’s dir gut?«, fragt er.
    »Nur ein kleiner Anfall von Lampenfieber«, erklärt Tony. »Geht gleich wieder vorbei.«
    Lampenfieber
    Mein Vater guckt an Tony vorbei und mir direkt in die Augen. »Du musst das hier nicht machen, wenn du nicht willst«, sagt er. »Dann drehen sie eine andere Szene zuerst, bis sie einen anderen Stunt-Jungen gefunden haben. So was kommt ständig vor.«
    Ich sehe Tony an, dass das nicht die Sorte

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